X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Zimazans

Unterdrückte Liebe in einer unterdrückten Welt

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

300 Jahre nach unserer Zeit – Die Pennatus haben die Weltherrschaft an sich gerissen und den ehemals vorherrschenden Homo Sapiens von seinem übergeordneten Platz verdrängt. Um einem Leben als Sklave und Spielball der neuen Herrscher-Spezies zu entgehen, haben sich die meisten ursprünglichen Menschen in die Wälder zurückgezogen und warten dort auf Erlösung.

Durch „Mutation und vorteilhaftes Erbgut“ hat sich ein Teil der Menschheit zu geflügelten Kreaturen weiterentwickelt und gilt nun als Spitze der Evolution. Das einzige Ziel dieser Wesen ist die alleinige Herrschaft über die Welt, die sie nach ihren Wünschen und Vorlieben gestalten. So werden die herkömmlichen Sapiens schnell zu einer niederen Rasse degradiert, die als Arbeiter und Lustobjekte ein ziemlich freudloses Dasein fristen und nicht nur Opfer von zahlreichen Gewalttaten, sondern auch der Willkür der Pennatus werden.

Verbannt auf Wald und Wiese

Einige Sapiens, die es geschafft haben, vor der drohenden Unterdrückung zu fliehen, haben sich eine neue Existenz in den Wäldern fernab der größeren Städte aufgebaut und leben versteckt und ungesehen von ihren Unterdrückern ein recht einfaches, doch scheinbar ungestörtes Leben. Doch auch sie sind nicht gefeit vor gelegentlichen Angriffen der geflügelten Wesen, die sich mit roher Gewalt aneignen, was immer sie begehren. So ergeht es auch eines Tages der schönen Anastasia, die sich leichtfertig aus dem Schutz der dörflichen Gemeinschaft bewegt und damit in große Gefahr bringt. Von einem Pennatus angegriffen und vergewaltigt, trägt sie ein Kind aus, bei dessen Geburt sie ihren Leiden erliegt. Doch obwohl der Halblingsspross von seinem Vater aufgrund des Todes der Mutter abgelehnt und drangsaliert wird, wächst Ankari relativ wohlbehütet und unter der Obhut ihrer Ziehmutter Annie in der Dorfgemeinschaft auf und erkämpft sich dort ihren Platz. Nach dem Tod Annies wagt sich Ankari auf immer weitere Streifzüge, um Material zur Verbesserung des Dorflebens zu suchen. Auf einem ihrer Ausflüge nach Zimazans, der nächstgelegenen Stadt, trifft sie auf Endo, der auf dem hiesigen Sklavenmarkt versteigert werden soll. Aus Mitleid mit ihm, rettet sie ihn vor einem der Pennatus-Herrscher, in den sie sich jedoch auf den ersten Blick unsterblich verliebt.

Vom einfachen Mädchen zur schillernden Legende

Der gerettete Endo – einer Legende nach der Anführer der Rebellion gegen die Pennatus – erkennt in Ankari die erwartete Endyvee, die mit ihm gemeinsam das Volk der Sapiens zur Erlösung führen soll. So macht er es sich zur Aufgabe, um die Hand Ankaris zu werben, die jedoch zunächst kaum Interesse zu haben scheint und von ihrem Schicksal als Auserwählte keine Ahnung hat. Erst als sie von ihrem Vater – der extra hierfür nochmal einen kurzen Auftritt in der Geschichte erhält – einen Schlüssel zu einem geheimen Kästchen überreicht bekommt, scheint sie nicht nur die Wahrheit, sondern auch den Weg ihrer Bestimmung anzuerkennen.

Alter Konflikt in neuem Gewand

Das Buch behandelt den klassischen Konflikt zwischen einem unterdrückten Volk und dem Kampf gegen seine Herrscher. Jedoch liegt der Fokus zunächst auf der Entwicklung des Lebens von Endyvee, dem Zusammentreffen mit Endo und dem Aufstieg von einem einfachen Halblingsmädchen zu einer respektierten Anführerin. Der Konflikt der Unterdrückung des Volkes der Sapiens hätte dabei ruhig mehr im Vordergrund stehen oder noch intensiver herausgearbeitet werden können.

Erlesene Erwählte oder desinteressierte Anführerin?

Die Charaktere selbst muten zwar eine bedeutungsvolle Tiefe an, verlieren diese aber zeitweise in moralischen Widersprüchen und dem Mangel an Innenschau bzw. der Heraushebung innerer Konflikte. So ist die oftmals launische Heldin Ankari beispielsweise von allen geliebt und geachtet, scheint jedoch selbst nur wenig Interesse am Wohlergehen ihres Volkes zu haben, von dem sie bis über die Hälfte des Buches lieber in Ruhe gelassen werden will. Zudem weiß sie sich in Konfliktsituationen nicht anders als durch Gewalt zu helfen. Schläge, die sie an ihre kleine Schwester und ihren Ehemann austeilt, werden als gegeben hingenommen und lassen Ankari schnell zum lediglich kleineren von zwei unterdrückenden Übeln werden. Zwar vermutet man ihren inneren Zwiespalt zwischen Überforderung, Unglauben und Akzeptanz des vorherbestimmten Weges, doch tritt dieser oft hinter den Unstimmigkeiten ihrer Lebensweise zurück, die allzu häufig egozentrisch ausgerichtet ist. Die letztendliche Entwicklung vom einfachen Stammesoberhaupt zur rebellischen Revolutionsführerin bleibt in einem Zeitsprung verborgen.

Was hatte ich noch gleich vor? Achja, die Rebellion.

Auch der Auserwählte verliert durch seine wechselnde Fokussierung vom Kampf gegen die Pennatus zum Umwerben seiner Angebeteten und die damit einhergehenden Gedankengänge, die einen körperlich orientierten Aspekt annehmen, an Bedeutung für den roten Faden der erwarteten Handlung. So setzt er seine ganze Energie in die Eroberung Ankaris um, wobei die Thematik des Kulturenkonflikts bzw. der Befreiung der beherrschten Spezies in den Hintergrund gerät. Die ernsthaft und tiefgründig beschriebenen Stellen, die das Leben innerhalb der Unterdrückung thematisieren, hätten gegenüber der Darstellung des harmonischen Lebens zwischen Feiern und Werben an Bedeutung und/oder Häufigkeit gewinnen können.

Fazit

Das Buch Zimazans von Claudi Feldhaus gibt einen neuen Einblick in ein klassisches Thema, das in vielen Aspekten des historischen und aktuellen Zeitgeschehens Spiegelungen aufweist. Die eingebundenen Liebesgeschichten und die zumeist harmonischen Züge innerhalb des Dorflebens, die dennoch üblicher Konfliktstreitereien bis hin zu gewalttätigen Übergriffen nicht entbehren, geben ein detailliertes Bild in die aufgebaute Welt und die vorherrschenden Lebensweisen innerhalb einer Gruppe. Unterstützt werden die schriftlich ausgearbeiteten Thematiken durch sehr einfach gehaltene Illustrationen, die den Stil des Covers widerspiegeln. Jedoch hat man schnell das Gefühl, dass sich die Geschichte in zu vielen Nebenhandlungen verliert. So werden viele Intentionen oder Handlungen der Charaktere nicht deutlich und der Kampf zwischen den neuen Herrschern und dem unterdrückten Volk wird weniger intensiv behandelt als die Streitigkeiten innerhalb der Dorfgemeinschaft und der Lebensweise Ankaris. Ständig wiederkehrend ist jedoch das Motiv von Unterdrückung und Herrschaft, das sich auch in den heterogen beschriebenen Liebes- und Erotikszenen wiederfindet. Entgegen der Erwartung nach Lesen des Klappentextes liegt der rote Faden der Handlung allerdings nicht auf den politischen Gegebenheiten im Konflikt zwischen Herrschern und Beherrschten, sondern ist eher in den detaillierten Liebesbeziehungen zu finden. Wer aber neugierig ist auf eben solche Liebesgeschichten im Rahmen einer problembehafteten fiktiven Wirklichkeit, kommt mit Zimazans voll auf seine Kosten.
 
Claudi Feldhaus
Zimazans
(Verlagshaus el Gato, 2014)
280 Seiten, Broschiert
ISBN: 978-3943596519
Webseite: Zimazans bei Verlagshaus el Gato

Weitere Artikel: