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Zeitschaden

Die Zeit hat einen Schaden, und zwar in Schränken

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Kategorie: Literatur

Kleiderschränke bieten viel mehr als bloßen Stauraum. Sie können beispielsweise Zeitreisen ermöglichen und so auch einen Staubsaug-Roboter mit Psychiater-Plugin ausspucken. Aber natürlich können nicht nur Gegenstände durch die Zeit reisen, sondern auch Menschen – was sie im Kurzroman "Zeitschaden" sowohl freiwillig als auch unfreiwillig erproben. Und was ganz unterschiedliche Geschichten ergibt.

Wir starten im Jahr 2023, als Lucia gerade in ihre neue Wohnung eingezogen ist und in ihrem Schrank plötzlich besagten Staubsauger-Roboter mit Psychiater-Plugin vorfindet. Sie hält diesen Umstand natürlich für einen Scherz, und auch der Roboter PetraX kann sich nicht so recht damit anfreunden, wirklich in der Vergangenheit gelandet zu sein. Sehr lange muss sich Lucia allerdings nicht mit ihrer neuen Mitbewohnerin aus der Zukunft auseinandersetzen, denn schon bald wird sie selbst zur unfreiwilligen Zeitreisenden und findet sich im London des Jahres 1870 wieder. 

Doch nicht nur Lucia fällt mit den Schränken durch die Zeit. Stefan ist sogar bestens vorbereitet, als er 1985 in Duisburg aus dem Schrank einer sehr irritierten Frau steigt und sich aufmacht, sein neues Leben in 1985 zu leben. Keine Smartphones, keine Klimakatastrophen, keine Fake News, einfach nur die guten alten 80er Jahre! Besser könnte es für ihn gerade eigentlich nicht laufen. 

Anders sieht es bei Ottmar aus, der sich auf der Flucht befindet und währenddessen Bekanntschaft mit so einen Schrank macht. Für ihn ist das in gewisser Weise natürlich eine Rettung, doch Ottmar landet bei den Erschaffern der Zeitreiseschränke. Und auch hier ist die Welt nicht gerade rosig.

Kurzroman für zwischendurch 

Der gerade einmal 163 Seiten lange Roman von Uwe Hermann und Uwe Post ist geprägt von trockenem Humor und ein wenig Slapstick, was sich bei den vielen Protagonist*innen in verschiedenen Nuancen niederschlägt. Denn in dem kleinen Buch treffen wir nicht bloß auf die oben herausgegriffenen Charaktere, sondern einige mehr. Die beiden Autoren-Uwes haben jede Menge Handlung in die wenigen Seiten gepackt und wechseln von Kapitel zu Kapitel zwischen Personen und damit auch Zeiten. Dabei geht es bei den Ausflügen von Lucia, Stefan und Ottmar recht zügig voran, während die Plotstränge zu den Erbauer*innen der Schränke ausschweifender und wesentlich fantasylastiger sind. 

So braucht es beim Lesen auch eine Weile, bis die einzelnen Stränge im Kopf des Lesenden zueinanderfinden und der rote Faden die einzelnen Geschichten – die zwar wie Kurzgeschichten anmuten, jedoch keine sind – zu einer gemeinsamen Handlung verbindet. Im Prinzip hätten die einzelnen Stränge für sich, ein bisschen weiter ausstaffiert, alle sehr gute Kurzgeschichten abgegeben.  

Die “Zusammenführung” zum großen Finale der Schränke wäre somit gar nicht wirklich nötig gewesen und kreierte beim Lesen einen gehetzten Eindruck. Hier verschmelzen nämlich nicht nur sämtliche Geschichten zum Abschluss, auch die unterschiedlichen Stile und Herangehensweisen der Protagonist*innen fügen sich zusammen. Das ist in meinen Augen nicht ganz so rund gelungen. Die drei Bonus-Epiloge am Ende des Buchs schließen allerdings noch kleinere Lücken. Gerade der Epilog zu Ottmars Plotstrang rundet das Buch auf herrlich schadenfrohe Weise ab.  

Fazit 

Zeitschaden von Uwe Hermann und Uwe Post ist ein kurzweiliger Roman, der mit einer Prise Nostalgie und Fantasy, mit Zeitreisen, Slapstick-Humor und Kurzgeschichtenflair aufwartet. Coole, kleine Ideen bereichern das Setting, das immer komplexer wird und sowohl mehrere Personen als auch mehrere Zeiten abdeckt. Jede Geschichte für sich genommen wäre ebenso eine gute Kurzgeschichte geworden, die dann thematisch nah beieinander gestanden, aber sehr unterschiedlich ausstaffiert worden wären. Wer einen abwechslungsreichen und amüsanten Kurzroman für zwischendurch sucht, wird hier fündig.  

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