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Zeitkurier

Zeit ist Macht

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Kategorie: Literatur

James ist Zeitkurier. Er reist in die Vergangenheit, um Ressourcen zu bergen, da die Erde zu einem verseuchten Ödland verkommen ist. Als er dort auf Elise trifft, ignoriert er die Zeitgesetze und verändert so vielleicht das Schicksal der Welt.

Während die Welt, wie wir sie kennen, immer mehr zugrunde geht, verbringt James seine Freizeit am liebsten am Tresen. Als Chronaut der Stufe 1 ist er bereits viele Jahre im Dienst und hat etliche Zeitsprünge absolviert. Er benötigt nur noch einige wenige, um sich aus diesem Alptraum freikaufen zu können. Zwar bringt ihn sein Job auf eine gesunde Erde, auf der das Wasser noch blau und voller Leben ist, doch oft führen ihn die Bergungsaufträge in Zeitlinien, die von Krieg oder Katastrophen geprägt sind. In solchen abgeschlossenen Zeitlinien ist es am unwahrscheinlichsten, dass sogenannte „Verwerfungen“ entstehen, die Auswirkungen auf die Zukunft haben. Den sterbenden oder leidenden Menschen dort jedoch zu helfen ist untersagt – die Zeitgesetze verbieten es. Doch aus James Kopf lassen sich die Bilder des Leids nicht so leicht vertreiben …  

Als ihm ein sehr riskanter Bergungsauftrag angeboten wird, sieht James seine Chance auf ein Leben in Frieden in greifbarer Nähe. Die Bezahlung würde ausreichen, um ihn und seinen Navigator auf einen Schlag freizukaufen. Und so reist er auf die Nutris-Plattform, die in wenigen Stunden durch eine Explosion im Meer versinken und hunderte Menschen mit sich in den Tod reißen wird. Wäre da nicht die Wissenschaftlerin Elise, die James das erste und wichtigste aller Zeitgesetze brechen lässt: Nehme nie einen Menschen mit in die Zukunft. 

Future-History: Von Zeitreisen und einer zerstörten Welt 

Die Thematik von Wesley Chus Zeitkurier ist ein richtiger Mindcatcher: Zeitreisen als reine Versorgungsausflüge zu nutzen ist etwas, das beim Denken an Reisen in die Vergangenheit sicher nicht als erstes in unseren Köpfen erscheinen würde. Die Vergangenheit zum Besseren zu ändern oder aus ihr Erkenntnisse zu gewinnen ist in dieser Welt verboten beziehungsweise besitzt keinerlei Relevanz. Zeitreisen sind schwere körperliche Arbeit, welche die Psyche exorbitant belasten. Nur wenige Menschen sind überhaupt in der Lage, diesen Job auszuführen. Und mit James als Hauptcharakter wird dieser Aspekt mehr als deutlich. Seine Tätigkeit zermürbt ihn zusehends, sein Lieblingsort ist jede x-beliebige Bar mit genügend Alkohol, die ihn den Horror ertragen lässt, den er auf seinen Reisen erlebt. Angesichts der ausgiebigen Ausführungen zu James Leben und Wirken im Zeitsprung-Milieu wird er so zu einem sympathischen Unsympath, den man allzu gut versteht.  

Einen starken Kontrast zu diesem Charakter setzt die junge Wissenschaftlerin Elise, die eine Lebensfreude und Lebenslust ausstrahlt, die James gänzlich unbekannt ist. Nicht nur aufgrund dessen wächst sein Interesse an der Biologin zusehends, die einen bisweilen idealistischen Aktionismus in eine sterbende Welt trägt.  

So interessant die Welt und die Thematik von Zeitsprung auch sind, eine lange Zeit plätschern die Geschehnisse nur vor sich hin. Zum einen erfährt man zwar mehr über die Welt und die Vergangenheit, zum anderen trägt diese Ausführlichkeit aber nicht dazu bei, dass die Story vorankommt. Erst zum Ende des fast 500 Seiten starken Buches hin überschlagen sich die Ereignisse und es wird deutlich klar, dass das Buchkonzept auf einen Mehrteiler ausgelegt wurde.

Fazit 

Wesley Chus Zeitkurier ist eigentlich ein recht ansprechendes Buch, das neben der Zeitreisethematik auch viele andere Themen in sich vereint; beispielsweise der Umgang mit ökologischen Ressourcen oder politische Machtspiele zwischen Firmen und "Regierung". Dabei kommt auch die persönliche, emotionale Ebene nicht zu kurz, denn die Charaktere reagieren auf die Welt, die sie formt. Viele spannende Aspekte werden durch James Zeitsprünge in die Story eingebracht und bereichern das Setting zu Beginn ungemein. Auch der betont augenscheinliche Unterschied der beiden Hauptcharaktere James und Elise bereichert das Setting mit starken Gegensätzen, die – dystopisch angehaucht – überdeutlich den Kontrast der Welten herausheben.  

Allerdings krankt die Geschichte auch an ihrer Langatmigkeit. Gerade zur Mitte des Buches hin hält es keine Spannung mehr bereit und hangelt sich fast schwerfällig an der langsamen Charakterentwicklung entlang, ehe sich final die Geschehnisse überschlagen und gänzlich neue Entwicklungen einleiten. Mit diesem Ende ist es auch wenig verwunderlich, dass Zeitkurier nur Start der Time-Trilogie von Wesley Chu ist – schließlich kann im ersten von drei Bänden nicht schon alle Action verpulvert werden. Dass man diesen Fakt so deutlich aus der Geschichte herauslesen kann, hat mir meine Leselust jedoch stark geschmälert.

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