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Der Zeitbrüchige 2

Fortsetzung des Zeitreisethrillers

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Kategorie: Literatur

Wie lebt es sich in einer Welt, in der die Zeitlinie korrigiert wurde? Für Jamie eigentlich ganz normal, denn er kannte nie eine andere Welt als diese. Doch Marty, sein "Onkel", ist durch einen Eingriff ins Weltgeschehen der Erschaffer dieser neuen Zeitlinie – und damit ganz und gar nicht zufrieden. Zwar hat er dadurch vielen Menschen das Leben gerettet, doch nun sterben dank neuer Entwicklungen viel mehr Menschen als zuvor. Jamie darf seine Fehler nicht wiederholen.

Bei Der Zeitbrüchige II handelt es sich um die Fortsetzung von Der Zeitbrüchige, eine Rezension zum ersten Teil findet ihr auch bei uns. Lest ihr hier weiter, erwarten euch Spoiler zu den vorigen Geschehnissen aus der Buch-Serie. 

Jamie gibt es wohl als einzigen Mensch der Welt gleich zweimal, denn er hat die Fähigkeit, durch die Zeit zu reisen und hat diese besondere Begabung dazu genutzt, die Geschehnisse der Geschichte zum Positiven zu verändern. Das hat er zumindest angenommen. Aber Reisen durch die Zeit und die Veränderung der Vergangenheit sind nicht nur kräftezehrend, sondern auch riskant und mit unvorhergesehenen Folgen versehen. Und genau deswegen gibt es Jamie nicht nur einmal, sondern zweimal.  

Eigentlich ist Jamie ein relativ normaler Junge, der zusammen mit seiner Mutter aus den USA nach Deutschland gezogen ist. Sein Onkel Marty, der verdächtig wie eine ältere Version von Jamie aussieht, ist nur sporadisch Teil von seinem Leben. Als Jamie aber beginnt, versehentlich durch die Zeit zu reisen, ist der vermeintliche Onkel Marty sein Schlüssel zur Erkenntnis. Marty ist Jamie, nur dass er aus einer anderen Zeitlinie stammt, die er durch das Verhindern eines Anschlags für immer verändert hat. Eindringlich warnt Marty sein jüngeres Ich, weiter durch die Zeit zu reisen. Nicht nur, dass es ihn körperlich ausgezehrt hat, die Folgen einer Einmischung in den Lauf der Geschichte sind unvorhersehbar. In dieser "neuen" Welt ist nun alles viel unsicherer als zuvor, seien es Kriege oder rechte Politik. Und Jamie? Der hält sich an die Warnungen seines älteren Ichs.  

Zumindest eine Weile. Doch als sein bester Freund Jörg aufgrund einer Verkettung von Ereignissen aus dem Leben gerissen wird, kann Jamie nicht anders, als der Vergangenheit einen kleinen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Auch der Historiker in Jamie ist wissbegierig auf die Vergangenheit. Es entsteht schließlich kein Schaden, wenn man lediglich als Beobachter in der Zeit zurückreist, da ist er sicher. Wenn er einfach nur zuschaut, wie die Titanic sinkt oder die Menschen im Berlin der Goldenen Zwanziger ausgelassen feiern, wird schon alles so bleiben, wie es ist. Je öfter Jamie aber in die Vergangenheit entschwindet, desto mehr Probleme entstehen in seinem Leben in der Gegenwart ... 

Spannende Fortsetzung 

Die Fortsetzung von dem Zeitreisethriller Der Zeitbrüchige ist wieder eine facettenreiche Reise durch das Konzept von Ursache und Wirkung, eingebettet in das unter diesen Umständen anders verlaufene Leben des jungen Jamie. Der Roman schafft es eindrucksvoll, die Figur und Geschichte aus dem ersten Teil weiterzuentwickeln, ohne sich auch nur im Ansatz in Wiederholungen zu verlieren. Jamie aus Buch 2 kann durch Marty auf die Erfahrungen des Jamies aus der Zeitlinie von Buch 1 zurückgreifen – was neben der sich anders entwickelnden Weltlage nun auch einen anderen Protagonisten und eine gänzlich neue Handlungsebene formt. Jamie gewinnt so in der Fortsetzung zusätzliche Tiefe und auch Reife. Seine Auseinandersetzung mit dem Konzept von Selbstbestimmung und Verantwortung für seine Handlungen prägt fortan den Verlauf seiner Geschichte. Die Beziehung von Jamie zu Marty – obwohl sie im Grunde eine Person sind – ist weder eindimensional noch einseitig, sie lernen beide voneinander.  

Besonders gefallen hat mir zudem Jamies neu entdecktes Ich als "Zeitreisehistoriker", der es sich zur Aufgabe macht, historische Ereignisse "bloß" zu beobachten. Sehr eindrücklich schildert Christian Reisböck beispielsweise den Untergang der Titanic und beweist wieder unglaubliches Geschick, einem historisch bekannten Szenario, von dem wir alle den Ausgang kennen, in ein erdrückendes, spannendes und mitreißendes Kapitel zu verwandeln, das einen beim Lesen mitfiebern lässt. Auch das Leben in den Goldenen Zwanziger Jahren in Berlin wird nicht nur als Kulisse für die Zeitreisen genutzt, sondern ist integraler Bestandteil der Erzählung, die es ermöglicht, Geschichte auf eine ganz persönliche Art und Weise zu erleben.  

Ebenso ist die Darstellung der hier beschriebenen alternativen Realität nicht abstrakt, sie ist geradezu erschreckend nachvollziehbar und realistisch. Die Idee, dass sowohl das Ausführen wie auch das Verhindern eines Anschlags massive Wellen schlagen und die globalen Verhältnisse entscheidend verändern kann, ist nicht nur ein interessanter Ansatz für den Buchplot, sondern auch ein Spiegel für die aktuellen Geschehnisse in der Wirklichkeit. Das fügt durchaus eine nachdenkliche Nuance zum Zeitreiseroman hinzu. So unterhält das Buch nicht nur, sondern regt nebenher auch zum kritischen Nachdenken über unsere eigene Realität an. 

Fazit 

Der Zeitreiseroman Der Zeitbrüchige II geht über das konventionelle Was-wäre-wenn-Szenario hinaus. Christian Reisböck zeichnet hier ein plausibles Bild möglicher Folgen, wenn ein einziges welthistorisches Ereignis anders verlaufen wäre und welche Auswirkungen die Handlungen einer einzelnen Person auf das Leben der Menschen haben kann. Betrachtet wird dies aus der persönlichen Sicht von Jamie, was die Geschichte emotional auflädt, sie fesselnd, greifbar und die Lesenden so zu einem Teil von Jamies Geschichte macht.  

Trotz – oder gerade wegen – der Einflüsse seines erfahreneren Selbst verläuft Jamies Charakterentwicklung in eine neue Richtung, wie auch Handlung des Buches. Tendenziell gleiche Voraussetzungen erzeugen nicht den gleichen Werdegang und in diesem Fall noch dazu eine fesselnde Fortsetzung.  

Der Autor beweist hier ein unglaubliches Geschick, die Vergangenheit zum Leben zu erwecken und gleichzeitig den Lesenden tief in die Konsequenzen und Abenteuer von Jamies Zeitreisen zu entführen. Das Buch schließt mit einem offenen Ende, das sowohl Raum lässt als auch Vorfreude auf den nächsten Teil schürt. Christian Reisböck hat mit Jamie einen Charakter geschaffen, dessen weitere Reise ich mit Spannung und Neugier erwarte. 

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