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Worte werden Wirklichkeit

Jana Paradigi über ernsthafte Phantastik mit bezauberndem Humor

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Kategorie: Interview Literatur

Sieht man das bunte Cover von Purpurstaub Magie, dürfte man Jana Paradigi für eine Jugend- oder Kinderautorin halten. Das ist sie sicher auch, aber ihr fast gleichzeitig erscheinender Dämonenkuss wirkt dann schon ganz anders. Erfährt man dann noch, dass sie auch die Postapokalypse nicht scheut, wird ihre literarische Bandbreite schnell klar. Im Interview erklärt sie, wie sie diese Welten zusammenbringt und was für sie den Reiz der Phantastik ausmacht. Garantiert auch mit einem humorvollen Lächeln im Gesicht …

Andreas Giesbert (Zauberwelten-Online): Liebe Jana, sofern das dein richtiger Name ist. Du bist eine äußerst umtriebige Autorin und neuerdings auch Verlegerin. Aktuell stehen zwei brandneue Bücher von dir an, auf die wir später noch zu sprechen kommen werden. Bevor wir dazu kommen: Stell dich uns doch einmal kurz vor. Wer bist du, was machst du und wie kamst du dazu, (phantastische) Autorin zu werden?

Jana Paradigi: Lieber Andreas, danke dass ich dir heute Rede und Antwort stehen darf. Tatsächlich ist Jana Paradigi mein Pseudonym für alles Phantastische. Sowohl für Science-Fiction als auch Fantasy. Sowohl für Erwachsene als auch Jugendliche und Kinder. Ein Name, der mir passend und deutlich einfacher zu sprechen und zu buchstabieren erschien, als mein bürgerlicher Name Janka Ptacek. Dabei spricht man Paradigi übrigens italienisch aus, wie Luigi.

Wer ich bin, ist ja geradezu eine philosophische Frage ganz am Anfang. Und eine, bei der es schwer ist, sich kurz zu halten. Mal sehen. Ich bin zuallererst mal ein Mensch, der das Kreative liebt. In jeder Form. Als geborene Münchnerin liegt mir eine gewisse bayerische Gelassenheit im Blut. Ich mag die Berge und die Natur. Einer von vielen Gründen, warum es mich nach einigen anderen Stationen in die wunderschönen österreichischen Alpen verschlagen hat.

Beruflich gesehen, bin ich studierte Informatikerin der neuen Medien und habe am Anfang meines Berufsweges in einer Multimedia-Agentur den Aufstieg des Internets miterlebt und mitgestaltet. Meine Leidenschaft hat also erstmal Bits und Bytes gegolten und danach den Buchstaben und Worten. Dabei war ich schon immer eine Geschichtenerzählerin.

Als Kind konnte ich stundenlang in die Luft gucken und mir in Gedanken selbst Abenteuer erzählt. Es hat dann allerdings noch rund 20 Jahre gedauert, bis ich angefangen habe, solche Geschichten auch aufzuschreiben. Erst Kurzgeschichten, dann Romane. Dabei liegt mein Schwerpunkt zwar auf der Phantastik, ist aber bei weitem nicht das einzige Genre, für das ich brenne und schreibe.

Andreas (ZWO): Du hast gerade zwei anstehende Neuveröffentlichungen, die durchaus unterschiedlich sind. Den historischen Urban-Fantasy-Roman Kitty Carter – Dämonenkuss und das jugendliche, verspielte Purpurstaub Magie. Worin sind die beiden Bücher vergleichbar? Was ist die Note Paradigi, die wir in beiden Büchern finden?

Jana: Eine spannende Frage, die gleich tief einsteigt. Tatsächlich sind das die ersten beiden Titel, die unter meinem eigenen Label Novel Arc bereits im Buchhandel und bei den gängigen Online-Shop-Plattformen vorbestellbar sind und im Mai ihre Debüts feiern. Dazu gibt es bis zum Erscheinungstermin zusätzlich eine Signieraktion bei der Buchhandlung Graff. Weitere Romane werden dann im Laufe des Jahres folgen.

Mit Purpurstaub Magie und Kitty Carter – Dämonenkuss werden auf den ersten Blick natürlich zwei völlig verschiedene Zielgruppen angesprochen. Dennoch gibt es thematisch durchaus Gemeinsamkeiten, wenn auch in unterschiedlicher Weise und zielgerechter Sprache verpackt. Zum Beispiel ist Glaube ein Themenkomplex, der in fast allen meinen Werken in irgendeiner Weise vorkommt. Mal als Dreh- und Angelpunkt der Handlung, mal nur als kleine Randnotiz. Dabei geht es in ein paar meiner Romane um den religiösen Aspekt, dann wieder um den Glauben an sich selbst als Herausforderung für die Held*innen oder um Irrglaube in all seinen Facetten. Denn gerade der spielt gerne bei den Motiven der Widersacher mit hinein.

Denn für mich gibt es nicht den ultimativ Bösen, der aus bösen Gründen Böses tut. Ich bevorzuge ein Figuren-Ensemble, das vielschichtig ist und durch Vergangenheit, Umfeld und zum Beispiel antrainierte Glaubenssätze motiviert wird. Mit Raum, sich während des Romans weiterzuentwickeln.

Dazu gehört aus meiner Sicht ebenfalls, Diversität in das Setting ein zu flechten, die handlungsrelevant ist. Ein Punkt, für den ich als privilegierter Mensch immer wieder auch die Unterstützung von Betroffenen suche. Zum Beispiel über ein Sensitivity Reading. Hier kann ich wärmstens die Plattform sensitivity-reading.de für Kontakte empfehlen, um in der Zusammenarbeit Schwachstellen im Text aufzudecken und geeignete Content Notes für das Buch zu identifizieren.

Beide Bücher, die im Mai erscheinen, haben solche Inhaltshinweise, die man als lesende Person im Vorwort oder Impressum finden kann. Denn selbst ein Fantasybuch für Jugendliche ab 12 Jahren kann sensiblen Themen wie Tod oder Mobbing enthalten.

Ansonsten würde ich behaupten wollen, dass die Marke Paradigi für phantasievolle Kost steht, die eine wohl dosierte Portion Humor enthält, gerne mal die üblichen Grenzen sprengt und für manch eine Überraschung gut ist. Im positiven Sinne, wie ich hoffe.

Andreas (ZWO): Und doch sind sie von Aufmachung, Zielgruppe und natürlich Inhalt äußerst verschieden. Was ist denn das Setting von Kitty Carter –  Dämonenkuss?

Jana: Bei diesem Roman tauchen die Lesenden zusammen mit Kitty Carter in das historische London zu Beginn der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts ein. Zu Beginn der Story lebt Kitty ein bescheidenes Leben als Assistentin bei der City of London Police. Eine Frau, die darum gekämpft hat, selbst Geld verdienen zu können, statt die typische Rolle der Ehefrau auszufüllen. Ihr Talent für treffgenaue Vorahnungen ist bis zu diesem Zeitpunkt allerdings alles, was ihr den öden Alltag als unterschätzte Hilfskraft versüßt. Bis sie das erste Mal stirbt und lernt, dass das Jenseits und Diesseits anders funktionieren, als es das große alte Buch suggeriert.

Die Figur Kitty Carter liegt mir sehr am Herzen, denn sie ist ein Beitrag im Bestreben, Frau*en über 47 Jahren eine Stimme und ein Gesicht in der Medienlandschaft zu geben. Und zwar nicht nur als mausgraue Oma, sondern als Mensch mit Träumen, Zielen und Gelüsten. Dazu bin ich übrigens auch aktives Mitglied bei der, von der großartigen Silke Burmester gegründeten, Plattform Palais F*luxx – Leuchten für Fortgeschrittene.

Wer Kitty Carter – Dämonenkuss zur Hand nimmt, wird erkennen, dass es dennoch vielfach um bekannte Themen geht. Um das Erleben eines großen Abenteuers, um das Finden eines Lebenssinns, das Sprengen von Ketten aus gesellschaftlichen und religiösen Konventionen, Moralvorstellungen und eigenen Glaubenssätzen, und natürlich geht es auch um Liebe. Nicht so sehr um den schüchternen ersten Kuss, sondern um das Ausloten und Ausleben verborgener Sehnsüchte.

Andreas (ZWO): Purpurstaub Magie sieht hingegen schon vom Cover her viel verspielter und bunter aus. Wer steht denn in dieser Geschichte im Mittelpunkt? Und was für Abenteuer erwarten uns?

Jana: Purpurstaub Magie ist ein fantastischer Roman für Kinder ab 10 Jahren, bei dem die 11jährige Serafina Nightingale die Lesenden mit in eine Welt voller Feen, Wupfel, Brombelflügler und Spiegelfalter nimmt. Zusammen mit ihrem gefiederten Freund Pampusch, einem Beo, der ihr in der Welt von Pipinea beisteht, wenn er nicht gerade auf der Jagd nach einem Leckerbissen ist. Eine, an vielen Stellen lustige, Geschichte, die aber, durchaus auch schwerere Themen wie den Umgang mit Tod und Versagensängsten thematisiert. Denn Serafina hat große Sorgen, als sie sich aufmacht, um die Feenkönigin Tula zu finden. Dass die Kobolde es ihrerseits auf Tula abgesehen haben, macht eine kleine Reise schließlich zu einem mächtigen Abenteuer.

Andreas (ZWO): Du deckst auch über die beiden Bücher hinaus ein breites Spektrum an Genres ab. Deine Veröffentlichungen reichen von erwachsener SF über historischen Urban Fantasy bis zu Jugendfantasy und Kinderbüchern. Auch wenn du Ausflüge in die Kriminalliteratur und den Romance-Bereich machst, ist es sicher richtig zu sagen, dass dich das Phantastische überall begleitet. Was fasziniert dich an der Phantastik? Ist es "bloß" gute Unterhaltung für dich, oder ist es für dich noch mehr? 

Jana: Fangen wir andersherum an. Als Autorin liebe ich besonders den Teil der Arbeit, der sich mit dem Erdenken eines Plots, einer Handlung, dramatischen Wendungen und überraschenden Enden befasst. Ganz egal, ob dabei phantastische Elemente eine Rolle spielen oder nicht. Denn alle Ideen entspringen meiner Fantasie. Dabei kann ich mich durchaus auch mit voller Hingabe in die Recherchearbeit stürzen, um reale Fakten, Orte und Begebenheiten in die Geschichte einzuflechten. Das Phantastische beginnt für mich dort, wo ich anschließend über das Reale hinausgehe, alternative Versionen der Wahrheit erfinde und Unmögliches möglich mache. Ich kann damit neben der einen Realität eine weitere erschaffen. Eine, in die man sich beim Lesen hineinwünscht, weil sie sehr reale Probleme, Gefühle oder Hoffnungen aufgreift, löst, befriedigt und erfüllt.

Bücher sind ein wundervolles Mittel, um einen Zustand der Gesellschaft abzubilden, den man anstrebt. Das zeigt sich aktuell gerade besonders zu Themen wie Diversität, Gleichberechtigung und gesellschaftliches Zusammenleben. Themen, die ich in verschiedenen Dosierungen in meine Werke einflechte. Denn wie heißt es so schön: „Wörter werden wahr.“

Andreas (ZWO): Bei einer solchen Vielfalt an Themen überschreitest du so manche Genregrenze. Nun führe ich immer wieder Genretalks. Nicht um Grenzen zu festigen, sondern den Horizont zu erweitern. Was bedeuten Genrelabels für dich? Sind sie hilfreich oder Hürden? 

Jana: Genres sind für mich zuallererst Ankerpunkte für den Buchhandel. Damit sich Bücher sortieren und gruppieren lassen. Etwas, das essentiell ist, wenn sie gefunden werden sollen. Zumindest, wenn es um den klassischen Buchladen geht. Online kann ich Romane über die verschiedensten Suchkriterien entdecken. Allerdings verlangt das im Umkehrschluss wiederum mehr Mitdenken von der suchenden Person, um das Passende zu finden. Das kann übrigens auch sehr lehrreich für Verlag und Autor*in sein, wenn man sich anguckt, welches Stichwort bei einem Buch zum Kauf führt. Zudem gibt es mittlerweile ja auch Dutzende Sub-Genres, um den Wunsch nach bestimmten Themen zu bedienen. Ich persönlich halte das für eine Chance und nicht für eine Einschränkung meiner Kreativität. Selbst wenn ich einen Genre-Mix anstrebe, kommt es am Ende doch immer auch drauf an, wie ich ihn dem Markt verkaufe. Als Beispiel lassen sich da SF-Bücher oder Dystopien nennen, die im Gewand eines Thrillers oder gar Gegenwartsromans daher kommen.

Andreas (ZWO): Damit gehst du also mit viel Phantasie und Freiraum in die Zukunft. Was können wir von dir denn 2022 noch weiter erwarten? 

Jana: Es ist für mich tatsächlich der Aufbruch in eine neue Ära. Denn auch, wenn das Schreiben für Serien wie Maddrax (Bastei Verlag) oder Elfenzeit (Fabylon Verlag) wirklich spannend und herausfordernd war, nimmt es einem eben auch ein stückweit die individuelle Präsenz im Buchmarkt. Ich bin stolz auf die vielen Teile, die ich zu diesen großen Geschichten beisteuern durfte. Im Übrigen erscheinen diesen Monat die ersten Maddrax-Hefte aus meiner Feder auf dem US-Markt im Sammelband Maddrax Volume 3. Doch es ist an der Zeit, nun auch meine ganz eigenen Werke in den Vordergrund zu stellen. Auf den verschiedensten Wegen. Ob im eigens gegründeten Verlag Novel Arc, im etablierten liebevollen Kleinverlag oder bei den großen Playern. Wenn da also gerade eine Agent*in oder Verlagsvertreter*in mitliest, sprecht mich gerne an. *lacht*

Und weil wir so schön dabei sind, möchte ich auch noch ein klein wenig Werbung für eine Anthologie im wundervollen Ohneohren Verlag machen, in der ich mit einer Geschichte vertreten bin, die durch die Weltereignisse fast schon schmerzhaft real geworden ist. Facetten der Zukunft (Science-Fiction made in Austria) heißt diese Zusammenstellung von Kurzgeschichten, die allesamt von spannenden und zumeist wohl bekannten, in Österreich lebenden, Autor*innen verfasst sind.

Auf der anderen Seite bedeutet so eine Abnabelung von dem bisher Vertrauten auch immer mehr Anstrengungen und den Mut, sich in unbekanntes Terrain vor zu wagen. Das kostet viele Nerven und das Organisieren und Planen von Projekten frisst einen Teil der verfügbaren Zeit. Aber es erfüllt mich andersherum auch mit großer Freude und Liebe zu all den Geschichten die noch kommen werden.

Dieses Jahr sind neben Purpurstaub Magie und Kitty Carter – Dämonenkuss noch drei bis vier weitere Veröffentlichungen geplant, die allesamt bereits in der Produktion sind. Viel Phantastisches. Aber nicht nur. Um auf dem Laufenden zu bleiben, könnt ihr mir auf den üblichen Social-Media-Kanälen folgen oder den Newsletter auf meiner Website abonnieren.

Danke für deine Zeit und den phantastischen Talk!

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