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The Wild Hunt

Zur falschen (Mond-)Zeit am falschen (Horror-)Ort

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Kategorie: Literatur

Die Interstate 10, eine langgezogene Straße durch die vielerorts angepriesenen Sumpflandschaften, wird für viele Reisende zum folgenschweren Verhängnis. Denn wenn sie es wagen, in der Nacht noch auf der Straße zu sein, findet man am nächsten Tag nur noch ihre Fahrzeuge und eine Menge Blut. Keine Spuren, keine Leichen.

Immer wieder verschwinden Menschen in den Sümpfen in der Nähe von Butte La Rose, selbst vor Müttern und Kindern schreckt der gnadenlose Mörder nicht zurück. Ganz gleich, wer sich in die Sümpfe wagt, er scheint des Todes. Und doch zieht es immer wieder Besucher in die idyllische Gegend, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Mason, ein engagierter Journalist, der sich für die seltsamen Morde interessiert, trifft auf den typisch sturen Provinz-Sheriff, der sich lieber selbst um seine Angelegenheiten kümmert. Eric und Nina freuen sich dagegen, ihre berufliche Beziehung bei einem gemeinsamen Wochenende vielleicht auch ins Private ausdehnen zu können. Sie alle enden aber in der gleichen Situation und die wird beherrscht von Tod und Verderben, denn sie sind Teilnehmer am Spiel der Mörder in M.H. Steinmetz‘ Werk The Wild Hunt.

Ein kleiner Serienmord noch vordem Frühstück

„Ruka, willst Du einen Kaffee?“– „Ja, gerne. So ein Serienmord am frühen Morgen ist ganz schön aufregend.“ Solche Sätze, die normalerweise verwirrend und vielleicht auch verängstigend klingen, sind für Leser aber vollkommen normales Alltagswerk und zeigen höchstens, wie tief man in eine Geschichte hineinrutschen kann. Dieses Mal habe ich mich also als Serienmörder, bestialisches Werwesen und panische Wochenend-Touristin ausprobiert und entschieden, dass die Bayous ein ganz schön heißes Pflaster darstellen. 

Sheriff, ich habe einen Mord gesehen!

Der Journalist Mason findet schnell eine Spur zu den seltsamen Ereignissen und heftet sich an die Fersen derer, die er für verantwortlich hält. Mitten in den Sümpfen wird er dann auch noch Zeuge eines Schauspiels, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ein Mann hängt von einem Balken, ein Jäger spricht in Rätseln und eine Welt gerät aus den Fugen. Doch obwohl Mason es lebendig aus der tödlichen Situation herausschafft, findet er sich zwar kurze Zeit später im Büro des Sheriffs, aber direkt danach in einer noch gefährlicheren Lage wieder, aus der er sich nur durch eine fatale Entscheidung befreien kann. Seine Chancen, das Ganze zu überleben, sind schwindend gering.

Ein Mädchen in der Nacht, Freundlichkeit, Verderben

Eric und Nina, die eine ausgiebige Route durch die malerischen Bayous gewählt haben, müssen schnell feststellen, dass sie sich verfahren haben. Die eintretende Müdigkeit ist aber sofort verflogen, als ihnen in der verregneten Nacht plötzlich ein Tier vors Auto rennt. Mit einem Schlag gegen die Stoßstange fällt es zu Boden. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich das Wesen jedoch als Mädchen, das die beiden Kollegen freundlicherweise nach Hause fahren. Die Skepsis, die Nina empfindet, als sie das Gelände der Familie der Unbekannten befahren, wird noch verstärkt durch das gusseiserne Tor und das mächtige Schloss, das ihnen die Rückfahrt verwehrt. Wie verheerend der Eintritt in die Welt der Lafayettes für sie noch sein wird, sollen sie nur zu bald erfahren.

Der Marquis de Lafayette bittet zum (Toten-)Tanz

Um die Bayous, in denen sich die Morde ereignen, rankt sich nämlich eine mysteriöse Legende. Die Sümpfe um den Atchafayala wurden dem Marquis de Lafayette von keinem Geringeren als Washington persönlich vermacht. Ursprünglich lebten hier jedoch die Chitimacha Indianer, die das Land kannten wie kein anderes. Sie warnten den Marquis vor den bösen Geistern, den Rougarou, die zwischen den Bäumen lauerten und Vorbeiziehenden die Seelen raubten. Ein jeder, der Opfer dieser Monster wurde, war des Todes oder fortan verflucht, selbst durch die Bayous zu irren, so erzählten sie. Der Marquis, der die Legende verlachte, verzichtete auf die angebotenen Schutzzauber und sollte bald feststellen, welchen Preis er dafür zu zahlen hatte. Die Lafayettes zogen nach einer wilden Schlacht nach Europa, doch konnten sie ihr Land nicht vergessen und besiedelten ihr Anwesen von Neuem. Mit ihrer Rückkehr kam der Tod, aber sind sie auch die wahren Mörder?

Alles, aber nicht langweilig

Die aufgegriffenen Themen sind vielfältig. Werwesen, die neu ins Szene gesetzt sind werden clever kombiniert mit geschichtlichen Elementen der Realität. Eine Spur esoterischer Glanz verleiht dem Ganzen dann diesen eigensinnigen Schliff, der viele unterschiedliche Faktoren in neuer Kombination zusammenpuzzelt. So wird die Hektik und Undurchsichtigkeit der Geschichte nochmal unterstrichen und lädt zum Miträtseln und Gedanken machen ein. Allerdings sollte man sich stets bereit halten, alles Gelernte und Zusammengedachte gleich wieder über den Haufen zu werfen, um nochmal ganz von vorne anzufangen. Einzig die Nebenstränge sind vielleicht etwas zu kurz gekommen und man könnte sich fragen, ob sie in dieser Fülle hätten sein müssen. Ich für meinen Teil habe sie aber gerne angenommen.

Fazit

Eine unglaublich spannende Geschichte, die bis zum Schluss keinerlei Aufschluss darüber gibt, auf welche Seite man sich schlagen muss, um zu den Guten zu gehören. Kaum hat man sich mit einer Seite identifiziert, muss man feststellen, dass auch dort nicht Friede-Freude-Eierkuchen herrscht und das Ungeheuer nahezu in jedem Menschen ein Dasein pflegt. Egal ob identifikatorischer Jäger oder Gejagter, man ist in keinem Moment in Sicherheit. Eben noch selbst bis zu den Zähnen bewaffnet, findet man sich sogleich mit gurgelnder Kehle am Boden wieder und sucht nach seinem Dünndarm. Die dargestellten Kampfszenen sind so anschaulich, dass man schon gleich mit Eintauchen in diese Story klar gemacht bekommt, nicht zu einer Heizdecken-Kuschelfahrt aufzubrechen. Verteilte Gedärme und literweise Blut sind keine Seltenheit. Belohnt wird man aber mit 262 Seiten kurzweiligem Lesevergnügen, das sich lohnt.

The Wild Hunt
M.H. Steinmetz
(Papierverzierer Verlag, 2016)
262 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3-95962-318-6
Webseite: The Wild Hunt beim Papierverzierer Verlag

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