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Wer die Hölle kennt

Wildes Durcheinander auf dem Pfad zur Hölle

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Kategorie: Literatur

Alex Stern ist immer noch Studentin in Yale. Nebenberuflich arbeitet sie auch weiterhin für eines der großen Häuser des Campus, dessen Aufgabe es ist, die anderen Häuser im Umgang mit Magie und Ritualen zu überwachen. Aber eigentlich steht da noch eine ganz andere Angelegenheit im Raum, denn sie muss mal kurz in die Hölle, um dort die Seele ihres Vorgesetzten zu stehlen.

Ein kurzer Hinweis: Leigh Bardugos Wer die Hölle kennt ist der Folgeband zu Das neunte Haus. Entsprechend tummeln sich einige Spoiler im folgenden Artikel. Die Rezension zum ersten Band findet ihr hier.

Alex ist also weiterhin in Yale, ihr Stipendium wurde nicht revidiert und sie arbeitet auch weiterhin als magische Kontrolleurin für Lethe. Allerdings ist ihr Darlington, ihr Vergil, von einem höllischen Monster verschlungen worden, sodass sie nun sein Amt übernehmen muss. Gleichzeitig sucht sie zusammen mit ihrer Occulus Dawes nach einer Möglichkeit, in die Hölle einzudringen, um Darlington daraus zu befreien und in die Welt der Lebenden zurückzuholen. Das ist natürlich strengstens verboten, aber das hat Alex noch nie aufgehalten.

Was war da noch im letzten Band?

Die größte Schwierigkeit, in die Handlung einzusteigen, ist das Gedächtnis. Der letzte Band ist 2019 erschienen, eine lange Zeit für Bücherratten wie mich, in der ich doch einige andere Bücher weggeatmet habe. Umso schwieriger fand ich es, mich dran zu erinnern, wo wir in Das neunte Haus aufgehört hatten. Zwar fand ich die Einstreuungen der Tagebucheinträge dieses Mal nicht mehr so verwirrend, aber eine etwas ausführlichere Rückschau auf die Vergangenheit aus dem ersten Buch hätte es mir deutlich einfacher gemacht, mich einzufinden. Namen, Häuser und Verbindungen zwischen einzelnen Erinnerungsfetzen haben mir dabei nicht geholfen, sondern eher die Verwirrung noch vergrößert. Schafft man es, ein paar lose Enden wieder miteinander zu verknüpfen oder ergibt sich in die erinnerungslose Situation, greift man das Buch vielleicht nicht zu 100 %, hat aber dennoch einiges an Spannung zu erwarten.

Ab in die Hölle

Das war's aber auch schon mit dem Gemecker, denn die Handlung zieht uns schnell wieder in den Bardugo-eigenen Bann. Charaktere wechseln zwischen Gut und Böse, was in diesem Buch auch direkt thematisiert und angesprochen wird. Das Wechselspiel aus Schuld und Überlebenswillen führt die Handelnden nicht nur in Versuchung, sondern bricht mit dem klassischen Schwarz-Weiß-Denken der Verurteilung. Wir tauchen nicht nur tief in die Abgründe der Hölle selbst, sondern auch in die Vergangenheit der Pilger*innen ein, die sich den Dämonen stellen, um Darlington zu retten. Somit schafft es die Autorin, eine ihrer wesentlichen Stärken weiter zu vertiefen, indem sie die Charaktere, ihre Eigenschaften und Entwicklungen geschickt mit der Handlung verwebt, Gut und Böse miteinander vermengt und die Problematiken, die sich daraus ergeben, beleuchtet.

Und neben allem haben wir es natürlich mit einem ausgewachsenen Kampf gegen Dämonen, Vampire und anderes fragwürdiges Gezücht zu tun und dürfen uns auf eine ausgefuchste Kombi aus Urban Fantasy und Gothic Noir freuen, die nichts für schwache Nerven ist.

Lesegefühl

Die Bücher um die Studentenverbindungen in Yale, um Politik und Machtgehabe sind mit den Büchern aus dem Grishaverse kaum zu vergleichen. Zwar bleiben die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischt, was mich auch bei den Grisha-Büchern schon begeistert hat, aber in Das neunte Haus und Wer die Hölle kennt bekommen Gewalt und Brutalität einen anderen Touch. Im Grishaverse waren Letztere irgendwie subtiler, mentaler, eine ständige Bedrohung, die einem die Nackenhaare aufstellt. In den Yale-Büchern ist die Gewalt gröber, klarer, mehr an typischem Horror ausgelegt. Die hintergründige Gefahr, obwohl immer wieder angesprochen, schafft es irgendwie nicht ganz an die Oberfläche. Und obwohl wir ja mehrfach in die Hölle selbst wechseln, gibt es die stetige Gewissheit, dass sich schon alles zum Guten wenden wird. Das heißt nicht, dass die Bücher um Alex Stern schlechter sind als die um die Grisha, es macht sie nur anders. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, mich in einer Welt zwischen Kim Harrisons Hollow-Romanen und Lucifer zu bewegen, einer Mischung aus schon fast komödiantem Durcheinander und sympathischen Bösewichtern.

Fazit

Es gibt Startschwierigkeiten wie im letzten Band, die aber dieses Mal eher durch die eigene Erinnerungsfähigkeit (oder eben Nicht-Fähigkeit) und eine etwas zu vernachlässigte Rückschau bedingt sind. Hat man die einmal überwunden, möchte man das Buch nicht mehr weglegen und freut sich regelrecht darauf, mit den nicht als gut oder böse klassifizierbaren Held*innen den direkten Weg in die Hölle anzutreten und sich den dunklen Machenschaften des Yale-Campus zu stellen, die sich vom Grishaverse abheben und ihre ganz eigenständige Welt erschaffen.

 

 

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