Seit geraumer Zeit erscheinen von Games Workshop meist drei Brettspiele pro Jahr, die zwar in den Warhammer-Universen angesiedelt sind, häufig aber Stand-alone-Produkte sind, die sich an Interessierte richten, die nicht bereits tief im Warhammer-Hobby stecken.
Diese Boxen werden daher weniger über den spezialisierten Fachhandel und Warhammer-Shops, sondern über den normalen Handel vertrieben. Obwohl die Produkte durch die immer selben Formate der Boxen zunächst vergleichbar erscheinen, ist deren Inhalt unterschiedlich und reicht von einfachen Games bis zu komplexen Strategiespielen.
Warhammer Underworlds ist eines der komplexesten Spiele, die in dieser Serie veröffentlicht wurden. Die Box enthält zwei Kriegerscharen mit insgesamt zehn Modellen, ein zweiteiliges Spielboard, zwei Karten-Sets sowie eine Vielzahl Marker und natürlich Regelbücher und Würfel. Das Spielmaterial ist qualitativ hochwertig, allem voran die detailreich modellierten Figuren, die deutlich über dem üblichen Brettspielstandard liegen. Die zwei enthaltenen Fraktionen waren in der Vergangenheit in anderen Produkten von Games Workshop bereits enthalten und wurden nicht exklusiv für diese Box gestaltet. Es handelt sich um mehrteilige Modelle, die vor dem ersten Spiel zusammengebaut werden müssen, was aber ohne Kleben und durch die verständliche Anleitung auch für Einsteiger keine allzu große Hürde darstellen sollte.
Mit Eisenseeles Richtern, einer Schar aus nur drei schwer gerüsteten Streitern, und den sieben Skeletten der Grabwache werden den Spielern zwei sehr unterschiedliche Spielweisen an die Hand gegeben. Diese Asymmetrie beim Aufbau der Fraktionen ist eine der großen Stärken von Warhammer Underworlds, denn obwohl die beiden Kriegerscharen so unterschiedlich sind, ergibt sich durchaus ein ausgewogenes Spiel.
In drei Spielrunden ist es das Spielziel, mehr Ruhmespunkten als der Gegner zu erringen. Um diesen Ruhm zu erlangen, müssen Missionskarten erfüllt werden, die der Spieler geheim aus dem Zugstapel der eigenen Fraktion zieht und auf der Hand hält. Dementsprechend sind die Ziele der Kriegerscharen unterschiedlich und auf sie zugeschnitten, wodurch trotz des großen Unterschieds bei den Fähigkeiten und der Anzahl der Modelle ein Gleichgewicht zustande kommt. So müssen beispielsweise die kampfstärkeren Stormcast Eternals von Eisenseeles Richtern eher Gegner bezwingen oder die eigenen Mitstreiter stärken, um Missionskarten zu erfüllen, während die Grabwache nicht selten Missionsmarker-Felder einnehmen muss, die auf dem Spielfeld verteilt sind.
In jeder Runde stehen jedem Spieler vier Aktivierungen zur Verfügung, unabhängig davon, wie viele Modelle die Kriegerschar umfasst. Die sieben Skelette werden daher nie alle in einer Runde aktiviert werden können, während die Gegenseite mehr als ausreichend Aktivierungen hat, um alle Modelle agieren zu lassen.
Mit jeder Aktion ist es möglich, eines seiner Modelle eine Aktion ausführen zu lassen, zum Beispiel eine Bewegung oder unterschiedliche Angriffe oder Attacken. Eine Aktion kann aber auch genutzt werden, um die Karten auf der eigenen Hand zu verbessern. Neben den Missionskarten sind dies Kraftkarten, die Soforteffekte auslösen oder Mitstreiter dauerhaft verbessern und die auf die jeweilige Kriegerschar abgestimmt sind.
Diese Box ist eine unvereinfachte Edition des Warhammer-Underworlds-Spiels, das direkt bei Games Workshop im Programm ist. Dementsprechend wird die Integration anderer Kriegerscharen unterstützt, die separat erhältlich sind und jeweils mit ihrem eigenen Kartenset und mit einer eigenen Spielweise das Spiel bereichern können.
Warhammer Underworlds ist ein verhältnismäßig flottes Spiel, das man in weniger als einer Stunde spielen kann, sobald man die Regeln verinnerlicht hat – diese sind jedoch komplex. Es gibt viele Details, auf die man achten sollte, sowie etliche Finessen, die man strategisch im Spiel nutzen kann. Man benötigt zwar einige Spielpartien, um das Spiel zu erlernen, aber man wird mit einem spannenden Game mit hohem Wiederspielwert belohnt.
Insgesamt ist Warhammer Underworlds ein spannendes und taktisches Spiel, bei dem jede Entscheidung eine Abwägung bedeutet, das sich dennoch schnell spielen lässt und in einem ansprechenden Gewand daherkommt. Aber man muss bereit sein, sich ein Stück weit mit den Regeln zu beschäftigen. Hat man diese Bereitschaft, ist das Spiel durchaus empfehlenswert.
Text & Bilder: Christian Schmal