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Vikings – Staffel 1–2

Gekonnte Mischung aus Historie und Fiktion

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Kategorie: Filme

Seit 2013 begeistert die kanadisch-irische Erfolgsserie Vikings ein Millionenpublikum. Produziert für den amerikanischen History-Channel ist ihr Erfolgsrezept die gekonnte Kombination von historischen Tatsachen und fiktionalen Elementen. In bisher drei Staffeln erzählt die Serie die Geschichte der sagenumwobenen nordischen Heldengestalt Ragnar Lothbrok und seiner Mitstreiter und rückt seine Erkundungsreisen und blutigen Überfälle in den Fokus. Die von Michael Hirst produzierte und mit sechs Primetime Emmys nominierte Wikinger-Saga wurde von Kritikern und vom Publikum positiv aufgenommen und läuft mittlerweile auch im deutschen Free-TV.

Im Zentrum der Handlung steht Ragnar Lothbrok (Travis Fimmel), der gegen den Willen seines Stammesführers Jarl Haraldson (Gabriel Byrne) per Schiff Erkundungs- und Plünderungstouren gen Wes­ten unternehmen möchte, wo er großen Reichtum erwartet. Anstatt neue Gebiete zu erschließen, beschränkt sich Haraldson jedoch auf Plünderfahrten in das verarmte Baltikum. Ragnar lässt sich davon jedoch nicht aufhalten und begibt sich eigenständig auf die abenteuerliche Reise.

An seiner Seite steht Lagertha (Katheryn Winnick), seine erste Frau und große Liebe, die als Shieldmaiden kriegerisches Geschick mitbringt. Nur dank der neuen Konstruktion des abgedrehten Schiffbauers Floki (Gus­taf Skarsgard), einem Schiff, das das Segeln auf offener See und an Küstengebieten erleichtert, kann Ragnar sein Abenteuer beginnen. Siggy (Jessalyn Gilsig), die Ehefrau des Jarls, und Ragnars Bruder Rollo (Clive Standen) nehmen ebenfalls wichtige Rollen in der Erzählung ein.

Im Laufe der Geschichte folgt der Zuschauer den inneren und äußeren Konflikten, die sich auf den abenteuerlichen Reisen des Kriegers und Eroberers entwickeln, und wird Zeuge von Ragnars Aufstieg zur nordischen Sagengestalt.

Ragnar Lothbrok – Historische Person oder Sagengestalt?

Bis heute sind sich Historiker uneins, ob Ragnar Lothbrok wirklich existiert hat. Überliefert sind seine Taten durch nordische Gedichte, Sagen und durch die Ges­ta Danorum, einer dänischen Geschichtsschreibung durch den Geistlichen Saxo Grammaticus. Alle Erzählungen um Lothbrok wurden allerdings 200 bis 400 Jahre nach ihrem vermeintlichen Geschehen niedergeschrieben. Beschrieben wird Ragnar als nordischer Herrscher und Held, der das heutige Gebiet von Frankreich und England unsicher machte und Sohn des schwedischen Königs Sigurd Hring gewesen sein soll. Sein Bruder Rollo hingegen basiert auf einer historischen Persönlichkeit namens Hrolf, der sich damals aufmachte, Frankreich zu erobern und mit Wilhelm dem Eroberer verwandt war. Die Geschichten in der Serie sind an die Sagen loðbrókar (Die Sage von Ragnar Lodbrok) und Ragnarssona þáttr (Die Geschichte von Ragnars Söhnen) angelehnt.

Dabei ist es nicht Anspruch der Serie, völlig historisch akkurat zu sein. Produzent Hirst, der auch für die Serie Die Tudors verantwortlich war, verweist auf eine notwendige kreative Freiheit, die er sich bei der Darstellung der nordischen Welt nehmen musste, da die nordische His­torie wenig erforscht ist und eine Serie wie Vikings eine besondere Erzählweise erfordert. Nichtsdestotrotz gilt Vikings als erster Versuch, die Welt, Historie und Mythologie der Wikinger nachvollziehbar in eine Serie zu fassen.

Faszination Vikings

Nicht nur für Fans der nordischen Sagen ist Vikings ein Magnet, die Serie zieht ein breites Publikum vor den Bildschirm. Wer sie sich anschauen will, darf jedoch nicht von zartem Gemüt sein: Die blutig inszenierten Schlachtszenen, Menschenopfer und Vergewaltigungen, die in der Welt der Wikinger eine große Rolle spielen, verdeutlichen, dass sich die Umsetzung an ein älteres Publikum richtet. Sehenswert ist Vikings nicht nur wegen ihrer dreckigen, blutigen und erwachsenen Ästhetik, sondern auch wegen der eindrucksvollen Naturaufnahmen aus dem urwüchsigen Irland und den schauspielerischen Leistungen von Travis Fimmel, Katheryn Winnick, Gabriel Byrne und Gustaf Skarsgard.

Vikings ist der erste Versuch des amerikanischen Dokumentationssenders History, eine fiktive Serie in sein Programm zu bringen. Dass die Serie ein Erfolg ist, beweist ihre fortlaufende Produktion: Die vierte Staffel ist gerade im amerikanischen Fernsehen angelaufen und hat diesmal sogar 20 Folgen geschenkt bekommen.

Die Umsetzung

In Vikings wurde versucht, Geschichte und Mythologie zu verbinden, um so einen authentischen Schauplatz zu kreieren und eine stoffliche Welt zu erschaffen, die auf archäologischen Funden und den verfügbaren zeitgenössischen Berichten beruht. Gefüllt wurde diese Welt mit Figuren der Geschichte, wobei Historie und Folklore vermischt wurden. Was daraus wurde, ist in bisher vier Staffeln eingeflossen.

Erste Staffel

Die erste Staffel beginnt mit der Unzufriedenheit von Ragnar und seiner Ehefrau Lagertha über die Politik ihres Stammes. Jarl Haraldson ist gegen die Pläne des jungen Kriegers, über die Nordsee nach Westen reisen, um in den Westländern bessere Beute zu machen. Trotz Kritik und Ablehnung gelingt es Ragnar jedoch mit einem Sonnenstein (eine neue, sichere Navigationsmöglichkeit) und mit einem vom leicht verrückten Schiffsbauer Floki heimlich gebauten Schiff ins angelsächsische England einzufallen. Dort machen die Wikinger reiche Beute und nehmen auch einige Mönche als Sklaven mit nach Hause.

Mit reicher Beute beladen kommt Ragnar wieder heim, wo der Jarl die gesamte Beute wegen Ungehorsam beschlagnahmt. Jedoch darf jeder der Männer ein Stück des Schatzes an sich nehmen. Ragnar entscheidet sich zum allgemeinen Erstaunen für den Mönch Athelstan. Durch das gewachsene Ansehen Ragnars gelingt es ihm, beim Jarl eine erneute Beutefahrt nach England durchzusetzen. Dank Ragnars strategischem Geschick können die Wikinger auch auf dieser Viking wieder reiche Beute machen. Auf dem Rückweg zu den Schiffen werden Ragnar und seine Männer von angelsächsischer Soldaten erwartet. Die kampferprobten Wikinger haben aber keine Angst gegen die Übermacht und metzeln die Angelsachsen nieder.

Jarl Haraldson missfällt der Ruhm Ragnars und er hat Angst um seine Stellung. So verwüstet er Ragnars Hof und versucht ihn selbst zu töten. Doch dies misslingt und Ragnar kann fliehen, um kurz darauf Haraldson zu einem alles entscheidenden Zweikampf zu fordern.

Zweite Staffel

Rollo hat sich aus Eifersucht von Ragnar abgewendet und mit Jarl Borg verbündet, während Ragnar König Horik auf seine Seite ziehen kann. Bei einer Schlacht zwischen den Brüdern und ihren Verbündeten gibt Rollo jedoch auf und Ragnar schafft es, einen brüchigen Frieden zwischen Borg und Horik zu erwirken, indem er beiden die Teilnahme am nächsten Raubzug zu den Angelsachsen verspricht.

Ein weitere Plotstrang ist die neue Liebe von Ragnar: Prinzessin Aslaug, die er in der ersten Staffel kennenlernte, ist schwanger von ihm und zieht zu Ragnar, denn dieser wünscht sich noch viele Söhne. Seine Frau Lagertha kann dies nicht ertragen und verlässt mit ihrem Sohn Kattegat. Vier Jahre später hat Ragnar bereits zwei Kinder und Aslaug ist mit einem dritten schwanger. Ragnar und König Horik brechen zu einer großen Heerfahrt nach England auf, wo sie nach einem schweren Sturm im Königreich Wessex landen. Der dort regierende König Egbert stellt sich als fähiger, recht gefürchteter Herrscher dar und wird für die Wikinger zur neuen Bedrohung.

In der Abwesenheit von Ragnar überfällt Borg die Siedlung Kattegat und besetzt sie. Rollo führt die Verteidigung gegen die Männer von Borg an und kämpft mit Kindern, Frauen und Alten verbissen gegen die Angreifer, doch am Ende sterben viele und Rollo kann mit Glück die Familie und eine kleine Gruppe von Dörflern in Sicherheit bringen.

Als Ragnar davon im fernen England erfährt, ist er gezwungen sofort zurück zu kehren. Er lässt jedoch auf Bitten von König Horik Priester Athelstan als Übersetzer und Unterhändler zurück. Während der Suche nach Wild gerät dieser jedoch in Gefangenschaft und gewinnt schließlich das Vertrauen von König Egbert.

Zurück in Kattegat erhält Ragnar für den Kampf gegen Borg unerwartet Hilfe eines unbekannten Jarls …

Fazit

Michael Hirst stellt im Begleitbuch The World of Vikings klar, dass die Umsetzung der Serie ein Schauspiel und keine Dokumentation ist. Aber das Schauspiel basiert auf Forschung und historischen Überlieferungen. Unterstützt wurde Hirst vom Geschichtsberater der Serie, Justin Pollard.

Es gibt hier und dort Kritik an Gewandungen und Ausrüstung und auch historische Ungenauigkeiten fallen auf. Aber das ist egal, die Serie ist insgesamt endlich eine spannende Umsetzung des Wikinger-Themas, die trotz kleiner Abzüge als realistisch gelten darf.

Gegen die Auswahl der Schauspieler ist auch nach der zweiten Staffel nichts zu sagen. Kaytheryn Winnick (Lagertha) macht sich wunderbar und der Charakter von Alexander Ludwig (Björn) muss sich noch entwickeln. Gustaf Skarsgard (Floki) hatte schon nach der ersten Staffel einige Fans, die seine Darstellung des Schiffbauers bis ins Larp getragen haben.

Die Story bleibt ein Auf und Ab der Gefühle, gefüllt mit Kämpfen, Intrigen und Liebe. Halt nur realisitscher.

Travis Fimmel (Ragnar) wird man im Sommer im Kinofilm Warcraft wiedersehen.

Vikings
Staffel 2, ab 16 Jahren, ca. 8 Stunden
20th Century Fox Home Entertaiment, 2015

Begleitbuch The World of Vikings

Im offiziellen Begleitbuch zu Vikings beleuchtet Historiker Jus­tin Pollard auf 160 Seiten reale historische Hintergründe und wirft einen Blick hinter die Kulissen der Produktion. Er beschreibt Kultur, Religion, Schiffbau und Navigation der Nordmänner und berichtet über die faszinierende Geschichte ihrer Raub-, Handels- und Entdeckerfahrten. Interviews mit Schauspielern und Filmteam zeigen, wie aus einer spannenden Geschichte eine dramatische Verfilmung geschaffen wurde.

Reich bebildert, mit zahlreichen grafisch aufwendig gestalteten Seiten und knapp 100 Skizzen und Fotos ist The World of Vikings ein Muss für Fans der Serie und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.

Justin Pollard
The World of Vikings
Zauberfeder Verlag
160 Seiten, ca. 23 x 28 cm, Hardcover
ISBN 978-3-938922-91-0

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