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Die Unheimlichen: Frankenstein

Wenig überzeugende Comic-Adaption des ikonischen Romans

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Kategorie: Literatur

Als Mary Shelley 1818 im Alter von lediglich zwanzig Jahren Frankenstein oder Der moderne Prometheus veröffentlichte, revolutionierte sie nicht nur die damalige Schauerliteratur, aus der sich unser heutiges Horrorgenre maßgeblich ableitet, sondern erfand auch die Science-Fiction, wie wir sie heute kennen. Der deutsche Comic-Zeichner Ralf König, unter anderem bekannt für Der bewegte Mann und Kondom des Grauens, hat sich an Shelleys ikonischem Roman versucht und eine Neuinterpretation gezeichnet. Dabei wird er jedoch leider weder der Vorlage gerecht, noch schafft er es, eine innovative, eigensinnige Perspektive auf das Material zu eröffnen.

Shelleys Frankenstein erzählt die Geschichte des jungen, ambitionierten Viktor Frankenstein, der im Geheimen aus Leichenteilen einen künstlichen Menschen erschafft. Als seine Aufgabe schließlich glückt, ist er jedoch von seiner Kreatur angeekelt und lässt sie einsam im Labor zurück. Verstört von den neuen Eindrücken, unerfahren wie ein junges Kind und verletzt von der Abneigung, die sie von den Menschen erfährt, sinnt Frankensteins Kreatur schon bald auf Rache gegen ihren Schöpfer.

Der Roman ist äußerst komplex erzählt: Gleich einer Matroschka sind bis zu vier Erzählebenen ineinander verschachtelt. So ergibt sich aus verschiedenen Perspektiven das Gesamtbild des Konflikts zwischen Frankenstein und seiner Kreatur. Beide machen Jagd aufeinander und versuchen, dem anderen möglichst grausam physisch und emotional zu verletzen; keiner hat je wirklich die Oberhand. Es sind insbesondere Themen wie das prometheische, wissenschaftliche Streben nach der gottgleichen Macht, Leben zu erschaffen, sowie die Bedeutung von Monstrosität, Identität und Einsamkeit, die dem Roman seinen Ruf und seine fortwährende Beliebtheit eingebracht haben.

In seinem Comic Frankenstein, erschienen in Carlsen Comics’ Die Unheimlichen-Reihe, erzählt Ralf König die Geschichte eines Wissenschaftlers, der ähnlich wie Frankenstein versucht, tote Materie wieder zum Leben zu erwecken. Er tut dies jedoch nicht nur aus reinem Ehrgeiz, sondern auch aus Einsamkeit: Er sucht einen Partner. Königs Frankenstein zeigt, wie der junge Wissenschaftler entrüstet einen Brief an Mary Shelley schreibt und sie für all die Dinge rügt, die sie in ihrem Roman seiner Ansicht nach falsch dargestellt hat. Dabei werden auch die Einzelheiten seiner eigenen fehlgeschlagenen Bestrebungen enthüllt.

Visuell ansprechend, inhaltlich mau

Die teils humoristischen Zeichnungen Königs sind detailliert und doch nie überladen. Er folgt seinem individuellen Stil, der Fans bereits aus anderen Werken bekannt sein dürfte. Wie in den anderen Comics der Unheimlichen-Reihe kommt lediglich eine einzelne Schmuckfarbe zum Einsatz. Im Falle von Frankenstein ist dies Grün. Diese Farbgebung funktioniert zugleich als eine subtile, augenzwinkernde Anspielung auf die popkulturelle Darstellung Frankensteins Monsters als grüngesichtiger Quadratschädel und als Erinnerung an den Zerfall und die Verwesung der biologischen Masse. Aus ästhetischer Sicht ist der Comic also zwar eigensinnig, aber doch stimmig und überzeugend.

Inhaltlich sieht das Ganze leider anders aus. Dass König für eine Neuinterpretation von Shelleys Roman auf lediglich 64 Seiten, wie es das Konzept der Unheimlichen-Reihe nun einmal vorsieht, keine Adaption liefern konnte, sondern eine eigene Geschichte entwickeln musste, ist selbstredend und eigentlich eine spannende Aussicht. Leider folgt König in seinem Unterfangen jedoch ausgetretenen Wegen und bringt wenig Innovatives an den Tisch. Die Idee des Charakters, der in seinem Brief Shelley für Fehler rügt und dabei seine eigene Einsamkeit sowie seine wissenschaftlichen Ambitionen darlegt, ist in ihrer Umsetzung bestenfalls lauwarm. Weder bleibt viel von den Stärken übrig, die der ursprüngliche Roman besitzt, noch entwickelt König auf überzeugende Weise eigene Themen und Motive. So kann der Comic Frankenstein leider weder als Adaption noch als eigenständige Geschichte punkten.

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