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Trance

Als die Menschen vergaßen zu leben

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Kategorie: Literatur

„Elysium" gibt Menschen das ewige Leben, doch raubt es ihnen das Menschsein. Unter der Erde ist Routine Leitfaden der Menschen, die mit der Zeit sogar die persönlichen Erinnerungen verlieren. Doch ein Buch lässt Kimberly aus der Trance erwachen.

Sie existiert um zu arbeiten. Ihre Tagesroutine war schon immer so. Sie fertigt Hosen in einer Fabrik. Mit anderen Menschen hat sie schon so lange nicht mehr gesprochen. Wie lange genau, das weiß sie nicht. Aber das ist auch egal. Die Elysium-Einnahme nicht vergessen, das ist die Hauptsache. Sie möchte nicht altern oder einer Krankheit erliegen. Der eigene Name? Sie erinnert sich nicht. Aber auch das ist eigentlich vollkommen egal. 

Sie verlässt die Grenzen der unterirdisch liegenden Stadt. Die Oberwelt ist ein gefährlicher Ort. Dort leben Monster. Niemand besucht sie. Das war schon immer so. Also geht sie zum Fluss und starrt in die Ferne, wie sie es immer tut. Doch dieses Mal ist etwas anders: Dort liegt eine Leiche im Fluss! Sie ist überfordert. Dieser Mann ist tot – und auch noch alt! Niemand ist alt und niemand stirbt!  

Schließlich überwiegt die Neugier über die Routine und sie tritt näher. Dieser Mann hat ein Buch bei sich, ein Tagebuch. Von einer Person namens Joy, die Rosengärten liebt. Sie selbst kennt Rosengärten nicht. Sie weiß nicht, was Gärten oder gar Rosen sind. Dieses Buch macht etwas mit ihr, tief innendrin. Sie erinnert sich an ihren Namen. Kimberly. Kimberly!  

Und so beginnt Kimberlys Suche – nach Fragen, nach Antworten, nach der Person, die dieses Tagebuch schrieb und vor allem nach sich selbst.

Cogito ergo sum – Ich denke, also bin ich? 

Dass leben und lebendig sein keinesfalls das Gleiche ist, muss Kimberly nach ihrem Erwachen schmerzlich feststellen. Sie lebte, doch befand sich mehr in Trance, als dass sie wirklich lebendig war. Sie war durch das Medikament Elysium so abgestumpft und gleichgültig gemacht worden, dass sie bloß dachte zu leben. Was bedeutet auch Zeit, wenn sie unendlich verfügbar ist? Sie wird trivial, das Leben wird trivial, das Selbst wird trivial. Dinge, die sind, wie sie sind, werden als gegeben hingenommen. Niemand hinterfragt, niemand denkt.  

Doch diesen Punkt hat Kimberly überwunden, als ihr Joys Tagebuch in die Hände fällt und die dort beschriebenen Eindrücke aus dem Leben einer fremden Person sie final aus ihrer Trance entreißen. Jetzt, seitdem sie erwacht ist, fühlt Kimberly sich plötzlich allein in dieser betäubten Welt voller in Trance versetzter Menschen. Nur bruchstückhaft kehren entfernte Erinnerungsfetzen an ihr eigenes Leben zurück und sie begreift, dass sie einst ein eigenständig denkendes und handelndes Individuum gewesen war.  

Gerade der Prozess der Erkenntnis, der sich an fremden Erlebnissen entlanghangelt, erzeugt Spannung und schürt Neugierde darauf, wer Kimberly ist und was mit der Welt und der Menschheit geschehen ist. Im Zentrum all dessen steht Elysium – eine bedeutungsschwangere Namenswahl für das Medikament der ewigen Jugend: Bezeichnet Elysium einerseits einen Zustand vollkommenen Glücks, ist es andererseits auch der Name der Insel der Seligen in der Unterwelt.

Fazit 

Veronika Serwotkas und Laura Schmolkes Buch Trance: Als die Menschen vergaßen zu leben ist ein Roman, in dem man sich schnell verlieren kann. Die zunächst namenlose Protagonistin, die in das Szenario führt, wächst dem Leser schnell ans Herz und auch die dystopisch gezeichnete Welt weiß zu begeistern. Begeistern meint hier freilich weniger das Hochlebenlassen von verlorenen Identitäten und dem Hausen in den Untiefen der Erde, sondern viel mehr die dahinterliegende Metaebene der ausformulierten Ideen, die gar gesellschaftskritisch im Mantel der Sci-Fantasy daherkommen, ohne die Story zu beschweren.  

Das Erwachen aus der Trance als zentralen Angelpunkt zu nehmen, bietet der Storyline viele Möglichkeiten sich zu entwickeln, die die Autorinnen auch auszunutzen wissen. Die vielen feinen Facetten bereichern dabei sehr liebevoll das große Ganze.  

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