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Tagebuch eines Toten

Die letzten Kinder der Erde

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Kategorie: Literatur

Alt-Rocker Steve ist gerade auf einem Konzert, als die Welt untergeht. In einer Bierlache erwachend stellt er fest, dass jeder andere zu einer leblosen Puppe geworden ist! Auf dem Motorrad prescht er heim, in der Hoffnung, dem Horror zu entfliehen.

Lässig an einen Baum gelehnt und dabei genüsslich Bier trinkend genießt der 57-jährige Heavy Metal-Fan Steve ein Konzert der Black Highway Riders, einer AC/DC Coverband. Getreu seiner Philosophie „Sex, Drugs and Rock’n’roll“ schaut er in einem Moment noch einem lasziv tanzenden jungen Mädchen zu, als plötzlich ein schwarzer Stern am Himmel erscheint und Steve unerwartet im nächsten Moment in einer Bierlache erwacht. Die ihn umgebenden Menschen haben sich verändert – alles ist ruhig, niemand spricht, niemand reagiert auf Steve. Doch es kommt noch seltsamer: Obwohl diese Menschenpuppen noch stehen und sich leicht bewegen, atmen sie nicht mehr!
 
Steve versteht die Welt nicht mehr. Liegt es vielleicht am jahrelangen Alkoholkonsum oder hat dieser seltsame Stern etwas damit zu tun? Warum sollte ausgerechnet er, der in seinem Leben nichts auf die Reihe bekommen hat, verschont werden? Und hat diese Puppe ihn gerade angestarrt? Was ist hier los? Trotz aller Verwirrtheit klart ein Gedanke in seinem Kopf auf: Dillon! So schwingt sich Steve auf sein Motorrad, allein von der Hoffnung getrieben, dass dieses Grauen nur in Bakersfield (oder seinem Kopf) stattfindet und er seinen Sohn Dillon – wie immer Bier trinkend – in seinem Zimmer vorfinden wird. Doch was passiert, wenn die Welt wirklich untergegangen und Steve für immer allein ist? 

Everyday-Man gegen die Apokalypse

Bier hilft Steve in allen Lebenslagen – also warum nicht auch beim Weltuntergang? Schlimmer kann es ja schließlich nicht mehr werden und bisher hat das Leben so ja ganz passabel funktioniert. Nun gut, betrachtet man Steves Vergangenheit, würde man sein Leben nicht als Musterbeispiel oder Bilderbuchwerdegang bezeichnen, doch für ihn war es sein Weg: Viele Partys, viele Konzerte, viele Frauen und viele Motorradtouren mit den Kumpels. Sex, Drugs and Rock'n'roll halt. So entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass die Welt während eines Konzertbesuchs inmitten von Bier ihr voraussichtliches Ende findet. 

Steve ist ein Paradebeispiel für einen Antihelden, der durch seine Schwächen einen vielschichtigen Charakter darstellt. Er rebellierte mit seinem Verhalten schon in der Präapokalypse gegen die gesellschaftliche Norm und wirkt für viele wie eine gescheiterte Existenz, die es kaum schafft, allein einen Sohn vernünftig großzuziehen. Dieser Antiheld ist es aber, der sich jetzt der Übermacht der Endzeit stellen muss, was doch eigentlich nur ein unabwendbares Scheitern zur Folge haben kann. Aber auch gerade durch diese Hilflosigkeit schafft Michael Dissieux einen Protagonisten, bei dem man nicht anders kann, als mitzufühlen und mitzufiebern. Durch häufige Rückblicke in Steves Erinnerungen, die – dank erzwungener Reflexion wegen des Weltuntergangs – einen gewissen positiven, tugendhaften Einfluss auf ihn haben, versucht er dem Antihelden-Dasein so gut zu entfliehen, wie er es eben kann. Eine Entwicklung, die viel von ihm abverlangt und der Geschichte eine treibende Dynamik einverleibt. 

Packender Endzeit-Thriller

Das Buch bietet eine sehr stimmungsvolle Weltuntergangsatmosphäre, die durch einen tendenziell selbstzerstörerischen Antihelden auf dem Weg der Besserung ideal ergänzt wird. Dadurch zeichnet Michael Dissieux zwar ein düster und bedrückend wirkendes Szenario, dem es aber nicht an Menschlichkeit und Sympathie mangelt. Im Gegensatz zu den leblosen Menschenpuppen, lässt man sich als Leser lebhaft in die Romanwelt ziehen und erwischt sich sogar manchmal dabei, wie man Gänsehaut bekommt ob der fesselnden und bedrückenden Stimmung des Buchs. 
 
Für mich ist Tagebuch eines Toten auf jeden Fall ein Buch-Highlight, bei dem ich sehr gespannt auf die Fortsetzung der Trilogie warten werde.

 

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