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Symbaroum: Spielerhandbuch

Tiefer in den Davokar!

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Kategorie: Pen & Paper

Um Symbaroum war es in der deutschsprachigen Rollenspiellandschaft einige Zeit still. Mit dem Spielerhandbuch ist nun seit längerer Zeit endlich ein zentrales Werk des schwedischen Dark Fantasy Rollenspiels veröffentlicht worden. Kann die Lokalisierung unter neuer Chefredaktion überzeugen?

Aber was ist überhaupt Symbaroum? Symbaroum bezeichnet sowohl das 2014 zuerst in Schweden erschienene Rollenspiel, als auch eine gleichnamige verschollene Zivilisation, der die Charaktere im ebenso mystischen wie gigantischen Wald Davokar immer wieder in Form von Ruinen und Artefakten begegnen. Symbaroum spielt vor dem Hintergrund der Neubesiedelung eines vermeintlich verwilderten Kontinents. Neben der Jagd auf Artefakte des Symbaroums stehen Konflikte mit den alten Völkern, der Kampf gegen eine korrumpierende Kraft und metaphysische Konzepte im Hintergrund. Dabei begeistert das Spiel durch ein umwerfendes Artwork und ungewöhnliche Regeln. Die simplen Grundregeln wurden so gestaltet, dass nur die Spielenden würfeln und die Spielleitung sich ganz auf das Erzählen konzentrieren kann. Ein Ansatz, der bis auf wenige Ausnahmen durchgehalten wird und sich gerade für ungestütztes Onlinespiel anbieten kann. Passenderweise hatte Prometheus die Produktlinie daher zu Beginn der Corona-Maßnahmen digital auch umsonst angeboten.

Wer mehr über den Hintergrund und die Regeln von Symbaroum erfahren will, kann einen Blick in die Systemvorstellung vom neuen Chefredakteur Armin Welk werfen. Dieser legt mit dem lang erwarteten Spielerhandbuch nun seinen ersten betreuten Band der Reihe vor …

Inhalt

Das Spielerhandbuch ist auf Englisch bereits 2017 erschienen und wurde in der deutschsprachigen Szene lange erwartet. Zwar stehen auf Deutsch das Grundregelwerk und einige Abenteuerbände bereit, man kommt aber fast zwangsläufig an Punkte, wo man mehr möchte. Das Spielerhandbuch füllt diese Lücken insbesondere mit erweiterten Möglichkeiten zur Charaktererstellung. Neben neuen Archetypen stechen dabei die Professionen hervor, die den Archetypen etwas mehr Profil geben und im Spiel erarbeitet werden müssen. Aber die fünf neuen Archetypen können schon für sich überzeugen. So eröffnen etwa die Mystiker ein umfangreiches Feld neuer, magiebegabter Charaktere. Unter anderem die sicherlich einzigartigen Trollsänger. Die sind zwar nicht nur auf Trolle beschränkt, aber wir dürfen nun auch selber in die Haut von Zwergen, Elfen, Untoten und eben Trollen schlüpfen.

Archetypen und Völker sind dabei tief in den Hintergrund von Symbaroum eingewoben und haben wenig mit den Namensvettern anderer Fantasywelten gemein. Symbaroum gelingt es, einen ganz eigenen Ton anzuschlagen, der sich in der Neuinterpretation bekannter Fantasysteroetype und einem durchgehend umwerfenden Artworkstil ausdrückt. Hier steht das Spielerhandbuch dem Grundregelwerk in nichts nach.

Als neues Regelmodul werden Trümpfe und Krux eingeführt, die insbesondere in sozialen Situationen zur Anwendung kommen und weitgehend einem Vor- und Nachteilssystem entsprechen. Wie ab und an im Grundregelwerk wird gelegentlich auf einen zweiten Würfel zurückgegriffen, der eine zweite Erfolgs- oder Fehlschlagchance ergibt, was endlich einheitlich formuliert wird. Viel komplexer wird es nicht, so dass Symbaroum auf Regelseite verhältnismäßig einfach bleibt, wenngleich die Fertigkeitslisten recht traditionell gestaltet sind und dann doch das ein oder andere komplexe Detail enthalten können.

Solche Listen machen dann auch den Großteil des Buchs aus. Nach den Trumpf- und Kruxauflistungen folgen neue Fähigkeiten und eine umfangreiche Sammlung mystischer Kräfte und Rituale und abschließend weitere Waffen und Ausrüstung. Solche Ausrüstungslisten kommen immer gelegen, hilfreich dürften aber auch die alternativen Regeln sein, die etwa Kampfmanöver oder Trefferzonen einführen, dabei aber streng optional und vergleichsweise übersichtlich bleiben. Somit bietet das Spielerhandbuch umfangreiche Hilfsmittel um eine bestehende Spielgruppe auszubauen und kann erfahrenen Spielgruppen auch schon vor dem ersten Spiel empfohlen werden. Im englischen Titel – Advanced Player’s Guide – kommt das etwas klarer zum Ausdruck, wenngleich der falsche Eindruck entsteht, hier bloßes Expert*innenmaterial zu bekommen. Das Spielerhandbuch ist schlicht und ergreifend das nächste Level für Symbaroum und kann dementsprechend jeder ernsthaften Spielgruppe nur empfohlen werden. Es macht das Spiel einfach etwas kompletter.

Lokalisierung und Präsentation

Das Produkt macht einen durchweg durchdachten Eindruck und kann auch in der Lokalisierung überzeugen. Man merkt, dass hier mit Sachkenntnis und Begeisterung übersetzt wurde. Die genannte Fehlschlagchance ist der einzige Begriff, der mir bei der Lektüre etwas negativ aufgefallen ist, erschließt sich aber dann doch recht schnell. Davon ab wurde durchweg stimmig und sauber übersetzt. Auch Regelunklarheiten und Errata wurden integriert und dazu vorab der Kontakt mit der Community gesucht. Darüber wurde bei den Tabellen nun auch ergänzt, ob es sich beim Eintrag um Material aus dem Grundregelwerk oder Spielerhandbuch handelt, was beim Nachschlagen eine große Hilfe darstellt. Als kleinen Bonus gibt es schließlich noch die nicht ganz ernst gemeinten Andrik als spielbares Volk hinzu, ein deformiertes Entenvolk, dass ursprünglich als Aprilscherz gedacht war.

Bei Layout und Illustrationen wird der bekannte hohe Standard gehalten. Symbaroum ist einfach ein Augenschmaus und ein inspirierendes Setting. Die der Rezension zugrunde liegende digitale Version wurde außerdem verlinkt und verfügt über ein komfortables integriertes Menü, was leider keine Selbstverständlichkeit ist, aber die Nutzung per Tablet am Spieltisch deutlich vereinfacht.

Die einzige, aber leider nicht zu unterschätzende Krux liegt auf Verlagsseite. Die Betreuung der Reihe durch Prometheus ist unzuverlässig. Auch wenn der neue Chefredakteur nah an der Szene ist und ein überzeugendes Produkt geschaffen hat, kam es verlagsseitig gleich wieder zu Lieferschwierigkeiten der Druckversion. Leider erweisen sich Prometheus Games immer wieder als unzuverlässiges und intransparentes Verlagshaus, bei dem auch ein motivierter Redakteur an seine Grenzen stößt. Einmal in den Händen, kann man am Buch kaum etwas aussetzen, wer zuverlässig an seine Materialien kommen will und die doch stark verzögerte Lokalisierung nicht abwarten will, greift leider eh schon längst zur englischen Ausgabe.

 

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