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Sword Catcher – Die Chroniken von Castellan

Zuwachs für das Fantasy-Highlight Regal?

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Kategorie: Literatur

Urban Fantasy für jugendliches Publikum dient oft als Wegweiser in die High-Fantasy-Welt namhafter Autorinnen und Autoren oder auch Neulingen, die oft Jahre und Jahrzehnte in den Aufbau ihrer Welten, des Plots und der Figuren stecken. Alle, die Fantasy schreiben, haben mal angefangen – nur nicht unbedingt so, wie Cassandra Clare.

Mit den Chroniken der Unterwelt begeisterte sie weltweit Jugendliche, die für eine Signatur ihres Romans stundenlang Schlange standen – das ist schon einige Jahre her und diese Leserinnen und Leser sind jetzt erwachsen geworden. Auch ich, tatsächlich habe ich vor einigen Jahren auf der Buchmesse kopfschüttelnd die scheinbar endlose Schlange, junger (vorwiegend weiblicher) Fans betrachtet, die – etliche Bände an die Brust gepresst – geduldig auf eine fröhliche Autorin warteten, die ihre schwungvolle Unterschrift auf den Schmutztitel setzte, und auch nach Stunden fleißig ihr Lächeln in die Welt hinaustrug.

Erst nach diesem Anblick begann ich ihre Urban Fantasy Bücher zu lesen. Nachdem mir Mädchen, die um einiges jünger waren, als ich, mir die richtige Reihenfolge der Romane heruntergebet haben, wie das Glaubensbekenntnis im Konfirmandenunterricht.

Das ist schon einige Jahre her und ist durch Zeit und zahllose folgende Geschichten beinahe in den Hintergrund gerückt. Umso größer war die Vorfreude auf ein neues Werk aus Clares Feder. Erwachsener, High Fantasy diesmal, für ein anderes Publikum. Die Stimmen des Kollegiums, bestehend aus Größen wie George R. R. Martin, Holly BlackLeigh Bardugo, Kelly Link und weiteren sind natürlich allesamt begeistert Kein Verlag schreibt auf den Einband, dass jemand es so mittelmäßig fand. Aber George R. R. Martin? Der Schöpfer epischer Welten, Herrscher über eine Armee herausragender Protagonist*innen und Gottheit der überraschenden Plottwists?

Nun, da konnte ich nicht widerstehen. Die Kombination, die der Klappentext verspricht, klang beinahe zu gut, um wahr zu sein:

Eine neue epische Saga aus der Feder einer der besten Fantasy-Autorinnen unserer Zeit: Cassandra Clare!

Kel war ein Straßenkind ohne Eltern, ein Niemand ohne Zukunft. Doch dann wurde er zum Schwertfänger – zum Doppelgänger des königlichen Erben von Castellan, Prinz Conor Aurelian. Kel wuchs mit Conor auf, sie sind wie Brüder, doch ein Schwertfänger hat nur einen Zweck: statt des Thronfolgers zu sterben. Ein vereiteltes Attentat führt Kel mit der Heilerin Lin an den Hof des gefürchteten Lumpensammlers, den Herrscher über Castellans Unterwelt. Und dort entdecken Lin und Kel eine Verschwörung, welche ihre Welt ins Chaos zu stürzen vermag. Denn eine Liebe, die nicht sein darf, steht im Begriff das Königreich zu zerstören …

Im Interview mit Cassandra Clare und ihrer deutschen Lektorin erfahren wir noch einiges mehr, das könnt ihr hier nachlesen. Ich muss gestehen, dass ich eine Schwäche für Liebesgeschichten habe. Und da diese schon im Klappentext angeteasert wird, freute ich mich noch ein Stück weit mehr.

 

Eine Stadt mit zwei Gesichtern und zwei Männer, die sich eines teilen

Aber ich schweife ab. In Sword Catcher reisen wir in den Stadtstaat Castellan, in dem Markus Aurelian im Marivent – dem königlichen Palast – mit seiner Familie lebt und vom Hügel aus über die Stadt und ihre Bewohner herrscht. Für einen Kronprinzen in diesem Königreich lauern grundsätzlich große Gefahren, vor allem von Castellans verfeindeten Nachbarn, aber auch aus dem Labyrinth, dem Teil der Stadt, in dem der Lumpensammlerkönig über seine Armee von zwielichtigen Gestalten, Huren, Gaunern und noch viel schlimmeren Kriminellen herrscht.

Wobei – auch im Marivent ist nicht alles eitel Sonnenschein. Wie denn auch, wenn des Königs Familie und Hofstaat von Neid, Gier und dem Streben nach Macht durchzogen ist.

Der Thronfolger Prinz Conor jedenfalls muss unter allen Umständen vor jeglicher Gefahr beschützt werden. Prinz Kellian ist die einzoge Hoffnung, die Dynastie der Aurelians weiterzuführen und braucht entsprechenden Schutz. Und hier kommt er ins Spiel. Kellian Saren, als Gossenkind geboren und im Waisenhaus aufgewachsen, wurde er auserwählt, um Prinz Conor als Doppelgänger vor jeder Art von Gewalt zu schützen. Kel und Conor wachsen wie Brüder auf. Eher wie Zwillinge. Denn sie gleichen sich äußerlich und teilen alles miteinander. So lange, bis nach zehn Jahren im Dienst als Conors Schwertfänger, Kels Gedanken immer wieder abschweifen und er sich wünscht, aus dem Schatten des Prinzen hervorzutreten. Nicht um des Ruhmes Willens, sondern um sein eigenes Leben zu leben.

Ein schicksalhafter Abend verbindet die Leben von Kel und der Ashkar Lin. Linnet Caster, die einzige Frau im Sault (dem Teil der Stadt in der die Ashkar leben), die eine Ausbildung zur Heilkundigen absolviert hat. Ihre Kundschaft ist breit gestreut. Sie trifft auf Veteranen, Soldaten, junge Mütter und diejenigen, die etwas zu verbergen haben. Etwas, das es längst nicht mehr geben dürfte.

 

Magie.

Nach der Sonderung blieb davon nur noch ein blasser Hauch, den ausschließlich die Ashkar in ihren Amuletten zu nutzen vermögen. Seit damals wurden weder die großen Zauberer noch die magischen Wesen oder die Früchte der Magie gesehen. So sollte es auch sein, denn all das wurde zerstört … oder doch nicht alles?

Durch ein verhängnisvolles Attentat verbinden sich die Schicksale von Kel und Lin, genauso wie die Geschicke der königlichen Familie und des Lumpensammlerkönigs. Sie finden sich mitten in einer Verschwörung wieder, die das Potenzial hat, nicht nur die königliche Familie zu stürzen, sondern das ganze Königreich zu vernichten.

 

Das Gruppenbild würde ich gerne sehen: die Charaktere

Lin ist ein großartiges Beispiel des Feminismus, das wir noch heute in unserer Welt brauchen. Sie setzt sich durch, lernt, kämpft und steht mutig zu dem, was sie tut. Oder sie sucht sich die Schlupflöcher, die Männer und Gesetze als zu klein erachten, um sich durch zu zwängen. Mit Lin als Protagonistin habe ich mich gefühlt, als könnten Frauen alles schaffen. Egal, aus welchem Grund sie kleingehalten oder diskriminiert werden.

Kellian ist der Inbegriff der Loyalität. Immer. In jeder Situation. Manchmal wollte ich ihn gern schütteln und ihn anschreien, dass er sich selbst auch ein einziges Mal etwas Gutes tun kann – ohne das übergeordnete Wohl des Prinzen im Hinterkopf zu haben. Selbst als er Wagnisse eingeht, die seinen Schützling gefährden könnten, weiß er immer, was er tut. Er handelt überlegt, selbst wenn es nicht so scheint und er haarscharf an einer Katastrophe vorbeischrammt.

Denn Prinz Conor kann der Inbegriff des verwöhnten Sohnes sein, dem alles offensteht. Ob es um Geld, Drogen oder Sex geht, eigentlich bekommt er immer alles was er will. Er ist auf eine niedliche Art verspielt, was er mit seinen Freunden beim Pfeile auf teuerste Alkoholika Schießen auslebt. Doch in ihm drin schlummert deutlich mehr. Mehr Feuer. Mehr Dunkelheit.

Dazu kommen natürlich noch verschiedenste Nebenfiguren, die allesamt eine ordentliche Portion Eigenheiten und damit entsprechenden Wiedererkennungswert hatten. Die Namen, Aufgaben und Ziele von einem großen Cast in High Fantasy Sagas richtig zuzuordnen, kann mitunter schwierig sein – Cassandra Clare hat in Sword Catcher aber ganze Arbeit geleistet, sodass die Personen messerscharf abgegrenzt sind und Verwechslungen selten auftreten.

 

Mehr als ein rotes Cover – ein Bündel roter Fäden

Zu Anfang dachte ich mir noch: Wie einfach, dieser Geschichte zu folgen. Nett. Unaufgeregt. Gar nicht mal so … Huch? Was passiert hier? Ein Ereignis folgt dem anderen. Aber es steht nicht nur auf der nächsten Seite, sondern es folgt, im wahrsten Wortsinn. Die Handlungsstränge sind umfangreich, aber überaus schlüssig aufgebaut. Immer wieder schneiden sich die Fäden, verheddern sich ein wenig, bis sie dann wieder auseinanderdriften und ein Ende finden – oder auch nicht.

Ich kann nicht mal sagen „Gerade, als es spannend wurde …“ – denn das war jedes Kapitel, jede Seite, jeder Dialog – aber natürlich endete Sword Catcher genau da, wo es zum Teufel noch mal nicht enden darf. Bei den Göttern im Himmel, ich hätte ein paar Seiten vorher aufhören sollen, damit ich nicht in den Abgrund stürze, den die Autorin sorgfältig am Ende dieses Bands ausgehoben hat.

 

Royale Abenteuer: Check! Düstere Geheimnisse: Check! Kribbelnde Spannung: Check! Epische Lovestory: …

Ich habe es angesprochen: Liebesgeschichten sind nicht nur ein kleines Guilty Pleasure meinerseits. Und nach all dem, was ich im Vorfeld gelesen habe, war ich mehr als ein bisschen gespannt darauf, wie sich die Konstellation aus Protagonist*innen und Nebenfiguren in dieser Hinsicht entwickeln würde. An dieser Stelle muss ich leider kurz seufzen – denn die Lovestory ist derart Slowburn, dass das Streichholz immer und immer wieder abgebrochen ist, und am Ende für mich nur ein Teelicht brennt.
Versteht mich nicht falsch: Es gibt unglaublich gute Bücher, die ohne eine herzzerreißende Romanze auskommen - aber hier wurde mein aus lauter Vorfreude hüpfendes Herz gebrochen.

 

Eine Liebe, die dennoch sein muss

Am Ende bleibt mir keine Wahl, als George R. R. Martin recht zu geben: Ich habe die Geschichte verschlungen, 800 Seiten in knapp drei Tagen sind kein Problem, wenn man vor Spannung an den Nägeln knibbelt, bis man endlich wieder zum Lesen kommt. Sword Catcher beinhaltet viele tiefgreifende Themen, die ich gerne alle einzeln analysieren möchte, aber eine Abhandlung führt an dieser Stelle zu weit. Die Charaktere stellen sich Fragen, die in ihrer und unserer Welt Antworten verdienen, und zeigen subtil und gleichzeitig emotional Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie Realität und Fiktion auf. Cassandra Clare schafft mühelos den Spagat zwischen Realismus und einer selbst erdachten Welt.

Und deswegen kann ich Sword Catcher nur jeder und jedem ans Herz legen. Lasst euch auf die Story ein, blickt hinter die Figuren, deren Geschichte und die Hintergründe, die in diesem Roman verflochten sind. Es fällt nicht schwer, die Parallelen zu unserer Welt zu sehen. In unserem Zeitalter der Menschheit ist es wichtig, auch in der Fiktion über so vieles nachzudenken, zu sprechen und Stellung zu beziehen.

 

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