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Die Sturmfalken von Olbian

Spannende Fantasy mit einem Hauch Gesellschaftskritik

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Kategorie: Literatur

In der Arena der Goldenen Stadt Sanka wird es nur einen Sieger geben. Wie jedes Jahr werfen die Sankanischen Spiele bereits Monate zuvor ihre Schatten voraus und auch auf der Insel Kronnor herrscht im Angesicht des nahenden Spektakels der Ausnahmezustand. Von diesem bleibt auch der junge Sidhe Jawed nicht unbehelligt, denn sein Stiefvater hat sich in den Kopf gesetzt, den diesjährigen Sieger der Spiele zu stellen. Die Wahl fällt auf den Olbianer Caron, einen unnahbar erscheinenden Krieger. Als Geschenk und Motivation stellt Jaweds Stiefvater dem Krieger eine seiner Töchter in Aussicht, doch Caron entscheidet sich zur Überraschung aller für Jawed. Ein Skandal, nicht weil Jawed äußerlich ein Mann, sondern sogar ein Sidhe Metra und damit ein Zwitterwesen ist.

Geplagt von Selbstzweifeln und der Furcht, von den Hänseleien aus der Kindheit eingeholt zu werden, entscheidet Jawed sich dennoch, Caron nach Sanka zu folgen. Sein einziger Trost: Die Erinnerungen an einen Falkenmann, den er in seiner Kindheit gerettet hat – und der Umstand, dass seine beste (und einzige) Freundin Kaylin ihn begleiten wird, um in der Goldenen Stadt nach ihrer verschollenen Freundin zu suchen, die als Sidhe-Sklavin zur Feier der Spiele in die Stadt verfrachtet wurde. Doch dem nicht genug landen die beiden Freunde auch noch inmitten mysteriöser Morde, welche ganz Sanka in Atem halten.

Jawed glaubt indessen, in seinen Fähigkeiten als Heiler den Grund gefunden zu haben, weshalb Caron ihn als seinen Gefährten erwählte. Dass aufrichtige Gefühle von Seiten des Kriegers im Spiel sein könnten, kann Jawed sich nicht vorstellen – auch wenn er sich nichts sehnlicher wünscht. Doch schließlich muss er erkennen, dass die Verbindung zwischen Caron und ihm viel tiefer reicht und eine bereits verloren geglaubte Hoffnung aus der Kindheit weckt …

Mehr als nur eine Liebesgeschichte

Auf den ersten Blick klingt die Handlung der Sturmfalken von Olbian nach einer Liebesgeschichte, doch Leann Porters Roman ist viel mehr als das. Die Autorin erzählt auf einfühlsame Weise die (Selbstfindungs-)Geschichte von Jawed und Kaylin. Während Jawed als Sidhe-Metra, als Mischwesen zwischen Mann und Frau, von Kindesbeinen an gebrandmarkt scheint und nicht einmal durch das regelmäßige Kampftraining zu seinem Mut finden kann, ist Kaylin eine selbstbewusste, starke, junge Frau, die bedingungslos an Jaweds Seite steht. In Sanka wird die Freundschaft der beiden auf eine harte Probe gestellt, wenn sie getrennt voneinander lernen müssen, wem sie fernab der Heimat vertrauen können. Denn eine Mordserie erschüttert die Hauptstadt und die Mächtigen scheuen sich nicht davor, jeden Nützlichen seinen Fähigkeiten nach zu instrumentalisieren.

Authentische Figuren und eine bildreiche Sprache 

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Jawed und Kaylin erzählt, wodurch dem Leser beide Protagonisten schnell ans Herz wachsen und das Geschehen von unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet wird. Auch zu den übrigen Figuren, wie Caron und Kaylins Vertrautem Thore, gelingt es dem Leser rasch, eine Verbindung aufzubauen. Es scheint fast, als würde man an ihrer Seite laute, brechend volle Kneipen oder bezaubernde Badehäuser besuchen. Badehäuser im Übrigen, in denen die ein oder andere heiße Liebesszene ihren Platz findet.

Leann Porters Sprache ist bildreich und gleichzeitig angenehm schlicht, sodass es leicht fällt, in die fiktive Welt einzutauchen. Die Insel Kronnor, aber besonders Sanka, die Goldene, liegen dem Leser so klar vor Augen, als würde man selbst durch die Gassen streifen und auf der Tribüne der Sankanischen Spiele Platz nehmen.

Differenzierte Kulturentwürfe fernab von Geschlechterkonventionen

Neben einer Geschichte um Freundschaft und Liebe, Intrigen und Verrat ist Die Sturmfalken von Olbian auch eine Art Plädoyer für Toleranz, ohne dabei belehrend oder heuchlerisch zu erscheinen. Die unterschiedlichen Völker der Sidhe (Sidhe D'Altan/Waldsidhe, Sidhe D'Elen/Flusssidhe, Sidhe D'Enai/Steppensidhe) wirken im Roman wohl durchdacht und liebevoll gezeichnet. Auch gelingt es Leann Porter, die unterschiedlichen Arten des Zusammenlebens von Sidhe und Menschen differenziert darzustellen und so historisch bedingte, kulturelle Unterschiede zwischen dem Inselverbund Kronnor und dem Land Sanka einfließen zu lassen.

Besonders die Sidhe Metra, zu denen auch Jawed gehört, haben keinen leichten Stand in der Gesellschaft, werden in manchen Ländern sogar mit einem in die Haut eingebrannten M gekennzeichnet. Vor diesem Hintergrund ist Jaweds Geschichte weit mehr als nur eine Liebesgeschichte, sondern vielmehr die Erzählung eines jungen Mannes (?), dem es nach einem langen Kampf mit sich selbst gelingt, unabhängig von Rollen- oder Geschlechterkonventionen zu sich selbst zu finden. 

Fazit

Final anzumerken bleibt, dass der im dead soft Verlag erschienene Roman zwar – wie das Verlagslogo vermuten lässt – eine homosexuelle Romanze beinhaltet, aber dank der beiden Perspektiven von Jawed und Kaylin als zwei von der Sexualität unabhängige Liebesgeschichten gelesen werden kann. Insgesamt entzieht sich Die Sturmfalken von Olbian ohnehin einer strikten Einordnung. Der Roman ist sowohl Fantasy mit faszinierend konstruierter Welt als auch berührende Liebesgeschichte und Erzählung einer tiefen Freundschaft. Er beinhaltet Intrigen und Verrat, Mord und Blut, Vertrauen und große Gefühle, und nicht zuletzt einen Sturmfalken, der nicht nur eine reale Figur, sondern auch ein Symbol für Freiheit ist. 

Die Sturmfalken von Olbian
Leann Porter 
(dead soft Verlag, 2016)
576 Seiten, Softcover
Webseite: Die Sturmfalken von Olbian beim dead soft Verlag 
Leann Porter bei Facebook

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