Sterne am Fantasy-Himmel

Kategorie: Interview Literatur

Zauberwelten: Erzähl uns doch kurz etwas über den Sternensand Verlag. Wer steckt dahinter und was war der Antrieb einen ei­ genen Verlag zu gründen?

Corinne Spörri: Der Sternensand Verlag wurde im September 2015 von meinem Mann Andreas Spörri und mir gegründet. Wir verlegen Belletristik in den Genres Fantasy und Romance für Jugendliche und junggebliebene Erwachsene. Die Verlagsgründung geschah zunächst nur, um meine eigenen Bücher zu verlegen, die ich unter C. M. Spoerri veröffentliche. Nach und nach kamen dann aber weitere Autorinnen und Autoren mit dazu.

ZW: Kleinverlage im Fantasy­Bereich gibt es viele, aber ihr habt eine außergewöhnlich aktive Gruppe an Unterstützern, vor allem in den sozialen Medien. Was macht euch deiner Meinung nach so einzigartig?

Corinne: Wir haben das Motto klein aber fein. Für uns ist nicht nur die Qualität unserer Bücher wichtig, sondern auch, einzigartige Geschichten zu verlegen, die nicht im Mainstream zu finden sind. Jedes unserer Bücher wird von mir persönlich während des Veröffentlichungsprozesses begleitet. Ich lese jede Geschichte, arbeite eng mit unserem Autorenteam zusammen und stehe am Ende zu 100 Prozent hinter jedem unserer Sternchen, wie wir sie liebevoll nennen. Ich glaube, dieses Engagement und Herzblut kommen am Ende auch bei unseren Leserinnen und Lesern an.

ZW: Neben Fantasy­-Titeln habt ihr in den letzten acht Jahren auch eure Romance­-Spar­te aufgebaut. Macht es für Euch einen großen Unterschied, welches Genre ihr verlegt?

Corinne: Da ich jedes Buch selbst lese und begleite, ist es mir wichtig, dass ich Geschichten verlege, die ich auch privat lesen und lieben würde. Daher kam es dazu, dass wir uns auf Fantasy und Romance fokussiert haben, denn das sind von jeher meine absoluten Lieblings-Genres, um dem Alltag zu entfliehen.

ZW: Don’t judge a book by its Cover gilt als geflügeltes Wort unter Buchmenschen. Wenn man eure Titel anschaut, sieht man, dass ihr diesen Spruch nicht ernst nehmt, sondern auf genau das Gegenteil setzt: liebevoll gestaltete Cover, epische Meisterwerke, zusammen­ passende Buchrücken bei Reihen, Farbschnitte und vieles mehr. Erzählst du uns, wie ein Cover entsteht und welche Dinge euch dabei wichtig sind?

Corinne: Jede unserer Geschichten hat ein Cover verdient, das dem Inhalt in nichts nachsteht. Denn wie gesagt verlege ich nur Bücher, bei denen ich zu 100 Prozent sagen kann: Lest das unbedingt, sonst entgeht euch was! Daher bespreche ich zusammen mit den Schreibenden jedes Cover, nehme ihre Wünsche auf und arbeite mit unserem Design-Team dann daran, diese bestmöglich umzusetzen. Bücher sind Schätze und das soll man ihnen auch von außen ansehen.

 

 

ZW: Ihr sagt selbst, dass ihr ein Verlag für Jugendliche und Junggebliebene seid – in welchem Alter hast du mit dem Lesen begonnen und was hat dazu geführt, dass du auch im Erwachsenenalter noch so sehr mit Büchern verbunden bist?

Corinne: Solange ich mich erinnern kann, habe ich Geschichten geliebt. Sei es, dass ich sie als Kind von meiner Mutter erzählt bekam oder dann, als ich älter wurde, selbst jede Woche unsere Stadtbibliothek plünderte – ich liebe Bücher. Auf die Idee, selbst zu schreiben, kam ich allerdings erst 2013. Was danach geschah, war ein wahrer Befreiungsschlag für meine Fantasie. Und eben die Gründung des Sternensand Verlags, um Geschichten ein Zuhause zu bauen, wo man sich wohl und willkommen fühlt. Bücher werden immer ein Teil meines Lebens bleiben.

ZW: Wenn du dich entscheiden müsstest und die Antwort auf magische Weise Realität wird: In welcher Welt deiner Geschichten würdest du dich morgen früh beim Aufwachen am liebsten wiederfinden?

Corinne: Da bin ich natürlich ein bisschen voreingenommen, da ich ja selbst schreibe. Mein Lieblings-Universum, in das ich tatsächlich gerne mal reisen würde, ist meine High-Fantasy-Welt Venera, in der bereits sieben Reihen spielen. Unter anderem der Fantasy-Erfolg Alia.

ZW: Was ist deiner Meinung nach die größte Hürde, die ein Kleinverlag aktuell meistern muss, um erfolgreich und trotzdem authentisch zu sein?

Corinne: Ich denke, die Hürde für alles, was man angeht und bei dem man erfolgreich sein und bleiben will, ist Durchhaltevermögen. An seinen Träumen und Zielen festhalten, auch wenn es mal steinig ist oder Gegenwind bläst. Und vor allem: Immer wieder zurückblicken auf den Weg, den man bereits hinter sich hat und dahin schauen, wo man herkommt. Dann verliert man auch nicht die Demut vor dem, was man bereits geschafft und erschaffen hat.

ZW: Gibt es ein Buchprojekt, das dir immer noch Gänsehaut verschafft – im guten oder schlechten Sinne – auch wenn es schon länger veröffentlich ist?

Corinne: Das ist tatsächlich mein Debüt Alia. Denn mit dieser Reihe hat alles begonnen. Mein Weg als Autorin und Verlegerin – und es ist bis heute unsere bestverkaufte Geschichte. Daher bedeutet sie sowohl meinem Mann als auch mir sehr viel.

 

 

ZW: Viele Bücherwürmer sind ebenfalls dem Schreiben verfallen. Manuskripte unaufgefordert an Verlage zu schicken, geht meistens nicht zufriedenstellend aus. Ihr habt offizielle Zeiträume, in denen Manuskripte eingereicht werden können. Wie viel Aufregung steckt auf eurer Seite dahinter und wie viele Roman entwürfe erhaltet ihr in einem Slot?

Corinne: Wir öffnen unsere Pforten nur, wenn wir Kapazitäten für weitere Buchprojekte sehen – das kommt daher höchst selten vor. Denn uns ist es eben wichtig, unser Autorenteam eng betreuen und begleiten zu können. Die Aufregung, wenn wir neue Manuskripte annehmen, ist natürlich groß. Aber auch die Hoffnung, weitere Rohdiamanten zu finden, die wir zu funkelnden Sternen schleifen können. Und ja, der Andrang ist jedes Mal enorm hoch. Wir erhalten dann innerhalb weniger Wochen hunderte von Anfragen, was uns immer sehr freut.

ZW: Alle, die sich gerne an einen Verlag wenden möchten, um ihr Buch zu veröffentlichen, sitzen jetzt bestimmt auf heißen Kohlen: Verrätst du, wann ihr wieder die Pforten öffnet, um neue Geschichten zu entdecken?

Corinne: Leider kann ich diese Frage nicht beantworten. Wir haben gerade erst unsere Pforten geöffnet und werden nun erstmal schauen, wie die neuen Mitglieder im Autorenteam und ihre Buchprojekte sich einpendeln. Daher steht es im wahrsten Sinn des Wortes in den Sternen, wann unsere Kapazitäten wieder frei sind. Das kann schon ein paar Jahre dauern.

ZW: Gibt es so etwas wie einen Fahrplan vom ersten Entwurf bis zum fertig gedruckten Buch bei Euch? Worauf legt ihr besonders viel wert?

Corinne: Ja, jedes Buch durchläuft diesen Plan, es würde jetzt aber zu weit führen, jeden Schritt zu beschreiben. Aber einer der wichtigsten Schritte ist, dass ich jedes Manuskript mindestens einmal durchlese und mit den Autorinnen und Autoren zusammen daran feile, ehe es dann ins Lektorat und anschließend Korrektorat kommt. Ich bin sozusagen die Tür zum Sternenhimmel, durch die jede Geschichte einmal schreiten muss, bevor sie bei uns im Verlag erstrahlen darf. :-)

ZW: Die Schweiz als Verlagsstandort ist für deutschsprachige Lesende eher ungewöhnlich. Trifft man euch trotzdem auf Buch­messen oder ähnlichen Veranstaltungen?

Corinne: Ja, wir sind immer in Frankfurt und Leipzig auf den Buchmessen anzutreffen. Das ist uns auch enorm wichtig, um unser Sortiment an neue Lesende zu bringen – und unserem Autorenteam eine Möglichkeit zu geben, sich mit ihren Fans direkt auszutauschen.

ZW: Auf welche Neuerscheinung(en) aus eurem Programm dürfen sich Leserinnen und Leser demnächst freuen?

Corinne: Der Herbst wird fantastisch und magisch. Wir haben einige Fortsetzungen im Gepäck, wie z.B. Band 2 der düsteren Urban-Fantasy-Dilogie Rabenjagd von Jamie L. Farley oder die Fortsetzung der humorvoll-paranormalen Harrowmore Souls-Reihe von Miriam Rademacher. Mit den Wikingern von Island von Smilla Johansson wird es episch – und dann gibt es auch von mir noch eine düster-romantische Märchenadaptions-Reihe namens Davyan.