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Steampunk Akte Deutschland

15 Steampunk-Geschichten aus Deutschland

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Kategorie: Literatur

Steampunk Akte Deutschland ist die erste von (bisher) zwei Kurzgeschichten-Anthologien des Steampunk-Genres, die der Verlag Art Skript Phantastik herausgegeben hat. Die 15 Kurzgeschichten verschiedenster Art werden durch ein fiktionales Vorwort lose zusammengebunden: Ein namenloser Archivar der Organisation „Schmetterling" präsentiert die „Akte", in der verschiedene Dokumente enthalten sind, in denen übernatürliche Wesen der Nacht Erwähnung finden.

Diese Dokumente wurden von „Schmetterling“ zusammengetragen und werden nun der Öffentlichkeit preisgegeben. Eine schöne Möglichkeit, die Ideen, Stile und schreiberischen Qualitäten der Geschichten unter einen Hut zu bringen und die dafür sorgt, dass bei dieser Sammlung in erster Linie die Liebe zum Genre des Steampunks im Fokus steht.

Gemischte Gefühle

Um diese Kurzgeschichtensammlung schätzen zu können, muss man mit einem wohlwollenden Auge an die Sache herangehen. Die verschiedenen Autor*innen scheinen, obwohl sie sich alle als langjährige Schreiber*innen präsentieren, auch verschiedene Erfahrungsstufen zu haben, und so haben einige der Geschichten auch etwas unbeholfenes an sich. Sei es der Geist eines alten Dompropstes, dessen Sprache weder zu seiner Zeit noch zu seinem Stand so richtig passen will, ein klischeebehafteter Hauptcharakter samt ebenso klischeebehafteter weiblicher Begleitung oder eine vorhersehbare Plotentwicklung – Grundlage für Kritik findet sich genug. Ein literarisch grundlegendes Werk ist diese Anthologie nicht, aber das macht das Buch keineswegs wertlos: Die Liebe zum Steampunk ist in jeder der Geschichten präsent. Darüber hinaus halten sie alle auch sehr unterschiedliche Stärken bereit: Wo sich eine durch einen gut umgesetzten Plottwist hervortut, setzt sich eine andere mit einer interessanten Hauptfigur oder einem humorvollen Dialog durch. Je nach persönlichem Geschmack macht die ein oder andere Geschichte Lust auf mehr und bleibt im Kopf.

Schwache Herausgeberschaft

Ärgerlich ist jedoch ein Manko, das beim Herausgeben hätte vermieden werden können: Das mangelnde Lektorat. Wem fehlende Kommata und dergleichen auffallen, dessen Lesefluss wird immer wieder gestört. Auch das kurze Vorwort des fiktionalen Archivars – an und für sich ein sehr gutes Erzählmittel – enthält Fehler, Wortwiederholungen und wirkt unangenehm kolloquial dafür, dass es kein gesprochener Monolog, sondern eben ein schriftliches Vorwort sein soll. Es ist schade, dass es hier nicht für eine Überarbeitung gereicht hat, denn so unterstreicht die Einleitung unnötigerweise die größte Schwäche der Kurzgeschichtensammlung: ihre Amateurhaftigkeit.

In den verschiedenen Geschichten finden sich außerdem immer wieder ähnliche Motive – sei es das Streben nach Erfolg, das eine Figur etwas zu weit treibt, Bismarck als ein agierender Charakter oder schrullige Ermittler mit weiblicher Begleitung –, sodass es sich nicht empfiehlt, die Anthologie in einem Rutsch durchzulesen, sondern stattdessen eher das Buch immer mal wieder zur Hand zu nehmen. An und für sich ist das kein großes Problem, aber es stellt sich die Frage, ob diese Dopplungen in der Auswahl der Kurzgeschichten für die Sammlung nicht hätten vermieden werden können. Obwohl ich es begrüßenswert finde, dass sich ein kleines Haus wie der Art Skript Phantastik Verlag dem Subgenre Steampunk widmet, würde ich mir mehr Sorgfalt in Auswahl und Korrektorat wünschen.

Steampunk in Deutschland

Die Idee, Steampunk-Geschichten unter dem Gesichtspunkt ihrer Lokalität zu versammeln, ist vielversprechend. Doch inwiefern der Ort in den Kurzgeschichten wirklich eine Rolle spielt, ist unterschiedlich. Manche nehmen Bezug auf die Stadt, in der sie spielen, indem sie bekannte Sehenswürdigkeiten wie den Mainzer Dom mit einbeziehen, oder binden Elemente der Zeit, von der sie inspiriert sind, mit ein – die preußische Pickelhaube findet mehr als einmal Erwähnung. Wieder andere erwähnen zwar einen Stadtnamen, könnten aber bei genauerem Hinsehen an jedem beliebigen Ort spielen. Ich persönlich hatte mir von diesem Konzept etwas mehr versprochen als Cameo-Auftritte von Reichskanzler Bismarck und der Erwähnung des ein oder anderen Ortsnamens, aber für andere mag genau diese Mischung aus verschiedenen Herangehensweisen an das Thema auch ein Anreiz sein – nicht jeder möchte mit der Nase draufgestoßen werden. An dieser Stelle möchte ich allerdings Akteneintrag #5 „Seelenverzehrer“ besonders herausstellen: In dieser Kurzgeschichte, die in Augsburg spielt, wird eine kreative und spannende Art der Auseinandersetzung mit der Verortung an den Tag gelegt, die Interesse nach mehr weckt.

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