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Starship

Verloren im Weltraum

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Kategorie: Literatur

Der 1958 erschienene dystopische Sci-Fi-Roman Non-stop von Brian Aldiss in der überarbeiteten Neuauflage: Ein riesiges Raumschiff treibt seit Jahrhunderten ziellos und unaufhaltsam durch das All. Das Innere des Raumschiffs ist mittlerweile von Pflanzen und Dschungel überwuchert, die "Besatzung" in primitive Strukturen zurückgefallen - sie wissen nicht einmal mehr, dass sie sich auf einem Raumschiff oder im Weltraum befinden. Für sie sind diese in Sektoren aufgeteilten Ebenen ihre ganze bekannte Welt. Als schließlich Roy seinen Heimatsektor verlässt, entdeckt er nicht nur sonderbare Wesen, sondern wird sich auch seinem Platz im Weltall und einer alten und vergessenen Mission bewusst …

Bevor Roy aber seine Heimat verlässt, ist er als Jäger des Greene-Stammes tätig und durchstreift den hydroponischen Dschungel auf der Suche nach Nahrung. Bei einem seiner Streifzüge begleitet ihn seine Frau Gwenny, die prompt von einem verfeindeten Stamm geraubt wird. Der Verlust einer Frau ist schwerwiegend in dieser Gesellschaft, und Roy fällt nicht nur in Ungnade beim Stammesführer: er wird öffentlich geschlagen und er verliert viele seiner sowieso spärlichen Privilegien, wie z. B. sein Wohnquartier.  

Marapper, einem Priester, kommt Roys Situation gelegen, denn er plant eine gefährliche und abenteuerliche Reise, die sie alle über die bekannten Grenzen ihrer Welt hinausführen soll. Er hat Hinweise gefunden, die ihn glauben lassen, dass sie alle auf einem Schiff leben und will zur Kommandozentrale gelangen. Roy ist es eigentlich egal, ob die Welt nun ein Schiff oder ihr Schiff die Welt war, es läuft für ihn letztlich auf das Gleiche hinaus. Doch er ist durch den Verlust von Gwenny gesellschaftlich so tief gefallen, was hat er noch zu verlieren? So bricht er mit Marapper und zwei weiteren Mitstreitern, Roffery und Fermour, auf und sie verlassen in einer eiligen Aktion ihren Sektor Richtung Niemandsland.  

Dass sie ungeahnte Gefahren ereilen könnten, ist ihnen bewusst, dennoch ist der Drang nach Erkenntnis zu groß (zumindest bei Marapper). Selbst Wasser, das in größeren Mengen vorkommt als bloß tröpfelnd aus einem Wasserhahn, lässt die Männer erstarren. Als nun auch noch bizarre Pflanzen, Riesen, Ratten oder Schwerelosigkeit hinzukommen, macht es ihre Reise sowohl gefährlicher wie auch unberechenbarer …  

Mehrgenerationenschiff und Sci-Fi-Klassiker

Der für mich größte Reiz an diesem Buch war der Aspekt des Mehrgenerationenschiffs. Es ist immer wieder spannend, wie unterschiedlich (oder ähnlich) an das Thema herangegangen wird. Die Ethnologin in mir freut sich jedes Mal immens über explizite oder implizierte Details eines solchen dystopischen Gesellschaftskonstrukts. Hier wurde es natürlich gepaart mit dem ”Charme” vergangener Generationen, da der Autor Jahrgang 1925 war und das Buch in den 1950ern verfasst hat. Daher erwartet den Lesenden nicht nur ein Blick auf eine isolierte Gesellschaft in einem Raumschiff, sondern ein Blick auf eine futuristische isolierte Gesellschaft in einem Raumschiff, wie man sie sich vor über 60 Jahren vorgestellt hat. 

Beides zusammengenommen konnte mich wirklich fesseln. Der typisch nüchterne, bishweilen sogar geschwollen gehaltene Stil der Science Fiction dieser Zeit ist sicherlich nicht für alle einfach zu lesen, trägt die Geschichte aber durchaus maßgeblich mit. Roy, ein ganz normaler “Dussel”, ist weder ein waschechter Held noch ein glanzvoller Anti-Held. Er schlittert mehr oder weniger in eine Reise der Erkenntnis hinein und gemeinsam mit ihm lösen wir Schritt für Schritt nicht nur die Mysterien des Schiffs, sondern auch in gewisser Weise der Menschheit.  

Auch wenn sich einige Passagen zum Ende hin für meinen Geschmack länger und belangloser hingezogen haben, als es nötig gewesen wäre, war gerade die vorangegangene Expedition durch die Sektoren des Schiffes, mit all ihren Begegnungen, erlebnisreich und von Abwechslung geprägt. Die ein oder andere Logiklücke lässt sich durchaus verschmerzen; ist der Roman an sich doch auch die Geschichte einer Zivilisation, die auf einem Raumschiff festsitzt, und mit den Konsequenzen leben muss, die frühere Generationen ihnen beschert haben, ohne auch nur im Ansatz Kenntnisse von deren Wissen, Kultur und Geschick zu haben.  

Fazit 

Von Anfang bis zum Ende ist Starship durch Spannung geprägt, dennoch merkt man der Geschichte ihr Alter durchaus an, wie beispielsweise beim Frauenbild der Stämme, (was zum Glück später im Buch durch eine starke Frauenfigur kontrastiert wird) oder dem allgemeinen Sprachduktus der Geschichte. Das Schöne ist jedoch: faszinierende kleine Welten können sich bereits auf einzelnen Schiffssektoren auftun und eine ganz unterschiedliche Art von Mensch formen. “Verkommen” zu primitiven Strukturen und fragwürdigen Lehren hörig, ist die Neugier nach Wissensdurst und dem Ursprung der Welt noch immer gegeben. So schafft der Autor einen reizvollen Gegensatz, schafft “anderes” Wissen und zeigt Perspektiven auf, die auch die Charaktere im Buch dazu bewegen, Dinge mit anderen Augen zu sehen.  

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