X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Star Wars Jedi: Fallen Order

Endlich ein gutes Star-Wars-Spiel für Solospieler?

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Games

Nachdem sich Disney mit der Sequel-Trilogie zunehmend von George Lukas Vision entfernt und damit viele Fans der Originalfilme vor den Kopf gestoßen hat, entfacht ausgerechnet Electronic Arts mit Star Wars Jedi: Fallen Order einen Hype, der die Ankunft des neunten Kinofilms in den Schatten stellt. Aber wird EAs erstes Star-Wars-Solospiel seinen Vorschusslorbeeren auch gerecht?

Bevor wir zum Spiel kommen eine kleine Vorgeschichte ...

Seitdem die Marke Star Wars 2012 an den Megakonzern Disney überging, spaltet sich eine Fangemeinde von über 40 Jahren mit lautem Zähneknirschen von der neuen Generation ab, die mit der Disney-Trilogie Episode 7-9 ihre ersten Star-Wars-Filme im Kino erlebte und im Gegenzug mit den alten Filmen nichts anfangen kann.
Zeitgleich mit dem Verkauf der Marke an Disney wurde das gesamte Extended Universe (Erzählungen außerhalb der offiziellen Filme in Form von Büchern, Spielen, etc.) mehrerer Jahrzehnte schlicht für ungültig erklärt. Die zahlreichen Geschichten, welche die unbekannten Ereignisse zwischen, vor und nach den Episoden verknüpften und schließlich auch Fragen wie den Zerfall des Imperiums nach Episode 6 beantworteten, galten nicht länger als Kanon. Neue Geschichten mussten her. Neue Figuren wollten geschrieben und dem modernen Zeitgeist angepasst werden.
Das unbeschriebene  Blatt des neuen Extended Universes wurde für den Softwaremarkt in Form einer exklusiven Lizenz an den Softwarepublisher Electronic Arts übergeben. EA veröffentlichte in den folgenden Jahren zwei Battlefront-Ableger, deren Hauptfokus auf kompetitivem Multiplayer lag und ein Legospiel, das die Handlung der Kinofilme parodierte. Schließlich fügte EA dem zweiten Teil von Battlefront aufgrund hoher Nachfrage doch noch eine kurze Kampagne hinzu, wobei dessen erzählerischer Wert für Solospieler allein trotzdem keinen Kauf rechtfertigte.
Dabei hatte EA seine Solospieler gar nicht wirklich vergessen. Über die Jahre hinweg wurden zahlreiche Singleplayer-Ableger (u. a. Star Wars 1313, Project: Ragtag) angekündigt, allerdings auch wieder eingestampft. Schließlich wurde auch das einst erfolgreiche Entwicklerstudio Visceral Games (Dead Space-Serie) 2017 im Zuge erneuter Umstrukturierungen geschlossen. Das angestrebte Konzept einer linearen Kampagne á la Uncharted versprach keinen langfristigen Profit und sollte dem "Games as a Service"-Modell (Spiele, die nach Release regelmäßig mit neuem Content versorgt werden) angepasst werden. Schließlich wurde es um das neue Projekt still, bis Respawn Entertainment (Titanfall-Serie) die Katze aus dem Sack ließ und ein in sich geschlossenes Singleplayer-Abenteuer mit Raum zur Erkundung und reichlich erzählerischer Tiefe ankündigte: Star Wars Jedi: Fallen Order wurde zur neuen Hoffnung der Gamer.

Damit hätte niemand gerechnet

Die Überraschung war perfekt. EA hatte die Erwartungen der Spieler mittlerweile so enttäuscht, dass die Ankündigung eines Spiels ohne lästige Zusatztransaktionen weniger wahrscheinlich schien als ein Sonnenaufgang im Westen. Sicher doch ... Was käme als nächstes? Ein Kampfsystem wie in Sekiro und ein Levelsystem wie in Dark Souls? Offene Gebiete, die sich wie in Metroid Prime erst mit zusätzlicher Ausrüstung gänzlich erforschen lassen? Rätsel und Kletterpassagen wie in Uncharted? Es wäre zu schön um wahr zu sein.
Star Wars Jedi: Fallen Order steht seit Mitte November im Händlerregal und die Stunde der Wahrheit ist gekommen. EA hat endlich ein  Star-Wars-Spiel für Solospieler geliefert und stellt sowohl sich selbst, als auch seinen Kunden die für die Zukunft des Spielemarktes wohl alles entscheidende Frage: Sind reine Singleplayer-Spiele überhaupt noch gefragt?

Fünf Jahre nach dem Fall der Jedi

Fünf Jahre sind seit Order 66 vergangen. Die meisten Jedi sind tot, das Imperium regiert mit eiserner Hand über die Galaxis. Die überlebenden Jedi müssen ihre Identität verstecken. Cal Kestis arbeitet auf einem Schrottplaneten, auf dem die Schlachtschiffe der Klonkriege auseinander gebaut werden, um für neue Schiffe wiederverwendet zu werden. Als sich ein Unfall ereignet, geraten Cal und sein Kollege in Lebensgefahr. Mit letzter Kraft nutzt Cal seine Machtfähigkeiten, um den Kollegen vor dem sicheren Tod zu retten. Ein folgenschwerer Fehler: Die imperialen Sith-Inquisitoren bemerken die Machtnutzung und starten eine unerbittliche Hetzjagt auf Cal. In letzter Sekunde wird er von der mysteriösen Cere Junda und ihrem Piloten Greez Dritus gerettet. Doch die Rettung geschah nicht ganz uneigennützig. Als einer der letzten Jedi soll Cal den Orden der Jedi wieder zum Leben erwecken. Eine gefährliche Reise beginnt, die Cal mehr als einmal mit dem Imperium zusammentreffen lässt und insbesondere die Zweite Schwester der Inquisitoren hat offenbar ein persönliches Motiv gegen Cal Kestis und die Crew der Mantis.
Die Geschichte fügt sich perfekt in die frühen Jahre des Imperiums ein. Da Cal zum Ende der Klonkriege noch ein Jüngling war, ist er eine neue Figur des Star-Wars-Kanons. Die Sith-Inquisitoren sind bereits aus der Serie Rebels bekannt. Gastcharaktere wie Saw Guerrera, dem wir auf dem Planeten Kaschyyk begegnen, kennt man aus dem Film Star Wars: Rogue One. Immer wieder trifft man so auf bekannte Gesichter. Da Cal die seltene Fähigkeit besitzt, die Vergangenheit eines Gegenstandes zu fühlen, erfahren wir viele Details abseits der Hauptgeschichte durch das Auffinden bestimmter Schlüsselgegenstände. Selten hat man in einem Spiel so viel Star-Wars-Atmosphäre geatmet wie hier. Dagegen verblasst leider Hauptcharakter Cal Kestis selbst, da er sich unerschütterlich an das Jedi-Mantra hält, seine Gefühle zu unterdrücken. Den Konflikt mit der dunklen Seite der Macht spiegeln allerdings die Nebencharaktere sehr gut wieder. Fallen Order steht und fällt daher mit der charakterlichen Tiefe seiner NPCs. Ein besonderes Lob geht an BD-1. Der hilfreiche Droide kann zwar wie R2D2 nur piepen, doch zwingt er Cal des Öfteren dazu, sein Schweigen zu brechen und Kommentare zum Geschehen abzugeben.

Die Welt von Fallen Order

Respawn hat nicht gelogen. Tatsächlich hat sich der Entwickler an den beliebtesten Elementen bekannter Singleplayerspiele orientiert und seine persönliche Variante daraus entwickelt. Die insgesamt fünf Planeten unterteilen sich in mehrere kleine Gebiete, die sich wiederum verzweigen. Einige Stellen besuchen wir im Rahmen der Geschichte, andere sind optional und enthalten zusätzliche Herausforderungen und Extras. Da Cal Kestis zu Beginn seiner Reise nicht mehr viele Machtfähigkeiten besitzt, sind seine taktischen Möglichkeiten eher eingeschränkt. Lediglich sein Lichtschwert kann er benutzen. Später kann er u. a. an Wänden entlanglaufen oder mit der Macht Gegenstände heranziehen und wegstoßen. Dadurch öffnen sich neue Wege, die wir erst beim zweiten oder dritten Besuch nutzen können. Zwar können wir später neue Abkürzungen freischalten, eine Schnellreisefunktion gibt es jedoch nicht, was bei jedem neuen Durchlauf lange Laufwege mit sich bringt. Damit wir uns nicht verlaufen, bietet das Spiel eine mehrstöckige 3D-Karte, die uns verrät, welche Türen offen und welche noch unpassierbar sind. Eigene Markierungen für verschlossene Kisten sind nicht möglich. Allerdings verrät eine Prozentanzeige, wie weit wir den Abschnitt abgeschlossen haben. Die Motivation alle Kisten zu finden, hält sich letztlich in Grenzen, da die Belohnungen bis auf wenige Ausnahmen nahezu alle kosmetischer Natur sind und neue Texturen für Cals Poncho, das Raumschiff und den Lichtschwertgriff beinhalten.

Mehr als nur Knöpfchendrücken

Zu den eher nützlichen Upgrades zählen die Stims. Auf Knopfdruck wirft uns BD-1 kleine Injektionen zu, die uns im Kampf heilen sollen. Oftmals hört der kleine Racker aber nicht auf uns und so sterben wir viele Tode mit eigentlich vollem Stim-Inventar.
Das Kampfsystem ist in seiner Form für ein Star-Wars-Spiel einzigartig. Bekannt ist es allerdings aus Sekiro. Mit gehaltener Blocktaste lässt Cal jeden Blasterbolzen an seinem Lichtschwert apprallen. Parieren wir im richtigen Moment, sendet er den Bolzen zum Absender zurück. Im Nahkampf ist das Schwert für Sturmtruppler absolut tödlich. Allerdings wissen auch Sturmtruppler, wie man pariert, und solange die Ausdauerleiste unserer Feinde nicht durchbrochen wurde, ist deren Verteidigung undurchdringlich. So können wir auch schon von wenigen Gegnern überrumpelt werden, wenn wir zu offensiv vorgehen und unsere eigene Ausdauer aus den Augen verlieren. Es gibt sogar Sturmtruppen, die speziell für den Kampf gegen Jedis ausgebildet wurden. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden bleibt nur wenig Zeit zu kontern. Später kommen auch noch andere Gegnertypen hinzu, die über eine fette Energieleiste verfügen oder machtresistent sind. Dann müssen wir taktisch vorgehen oder erst einmal den Rückzug antreten. Geschicktes Parieren und Kämpfen funktioniert übrigens am besten mit der Lock-On-Funktion. Ohne diese kann es sein, dass Angriffe ins Leere gehen, obwohl wir den Gegner eindeutig getroffen haben. Leider ist die Reichweite der Lock-On-Funktion stark begrenzt, sodass wir Schwierigkeiten haben, große Gegner wie AT-STs anzuvisieren und direkt unter ihren Füßen zu stehen, ist keine gute Idee.
Abseits der Kämpfe müssen wir oftmals kleine Rätsel lösen, die auf dem Niveau der Tomb-Raider-Spiele ablaufen, nur, dass wir dabei unsere Machtfähigkeiten nutzen müssen. Brauchen wir übrigens eine Minute zu lang, piept uns sofort unser Droide BD-1 dazwischen und will uns Tipps geben. Wir brauchen die Tipps allerdings nicht wirklich, da die Rätsel nicht sonderlich schwer sind.
Anders als in den Soulslike-Spielen können wir zu Beginn des Spiels, aber auch später noch, zwischen vier Schwierigkeitsstufen wählen. Während der Storymodus kaum eine Herausforderung darstellt, stellt uns bereits der zweite Schwierigkeitsgrad vor einige knackige Sitationen. Die Zeit zum Parieren ist kürzer und die Gegner agieren aggressiver. Dennoch haben sie kaum mehr Lebensenergie als auf den leichten Stufen, wodurch sie nicht zu frustrierenden Panzern mutieren.
Erwischt es uns dann tatsächlich irgendwann, verlieren wir unsere gesammelte Erfahrung seit dem letzten Levelaufstieg. Zurückerlangen können wir diese, indem wir unseren vermeintlichen Mörder im neuen Anlauf einmal treffen. Haben wir genug Erfahrung, erhalten wir Fähigkeitenpunkte, die wir in unserer Skilltafel erlernen können. Allerdings wird die Tafel erst nach und nach, über die Geschichte hinweg erweitert. Man kann also nicht alles sofort erlernen. Die Ladezeiten (PS4) nach einer Niederlage sind leider sehr lang, was an der Motivation kratzen kann.

Bugs und Glitches

Grafisch ist Fallen Order spektakulär in Szene gesetzt. Die unterschiedlichen Planeten verbreiten ihre eigene Atmosphäre. Die Levelabschnitte sind gut durchdacht und miteinander verknüpft. Das Spiel macht häufigen Gebrauch von Jump&Run-Elementen wie Schlitterbahnen, die wir wie einst in Mario64 hinabrutschen. Diese eigentlich spaßigen Plattformabschnitte werden oftmals durch eine zweifelhafte Kollisionsabfrage und ungünstige Wiedereinstiegspunkte verdorben. An einer Stelle auf Dathomir ist Cal über etliche Male hintereinander in die Tiefe gestürzt, weil er vor dem Ende der Rutschbahn durch den Boden fiel und der Doppelsprung nicht funktionierte. Da man pro Sturz Energie verliert, endete die Situation schließlich mit einem Game Over. Im Storymodus kostet ein Sturz jedoch keine Lebensenergie und kann im schlimmsten Fall so in einer Endlosschleife enden. Mittlerweile wurden die meisten dieser Probleme gepatcht, jedoch sind immer wieder unsauber programmierte Passagen dabei, die uns unfreiwillige Tode bescheren. Zudem trüben Textur- und Lichtfehler die Immersion.

Weitere Artikel: