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Stadt ohne Nacht

Knallharter Fantasy-Kracher

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Kategorie: Literatur

Ala ist von links bedacht – so nennt man den Zustand derjenigen, die besondere Fähigkeiten haben. Fähigkeiten, die andere nicht verstehen und demzufolge fürchten. Und was macht man mit Menschen, die man fürchtet? Man jagt sie!

In der Stadt ohne Nacht, Realtaris, erinnert das ewig leuchtende Licht Faaraahs die Menschen nicht nur daran, wer in der Stadt das Sagen hat, sondern auch, dass Andersartigkeit nicht geduldet wird. Der fanatische Orden, der über die Bewohnenden der Stadt regiert, führt jeden mit besonderen Fähigkeiten der sogenannten Reinigung zu. Einer Prozedur, die nicht nur von Schmerzen dominiert wird, sondern im besten Falle mit einem zügigen Tod endet. Denn die Missbegabten, so nennt man all jene mit besonderen Fähigkeiten, sind eine Gefahr für die braven Bürger*innen der Stadt. Das behauptet zumindest das geistige Oberhaupt Sijj Bolten, der mit seinen Inquisito … Verzeihung … Mönchen konsequent Missbegabte jagt und eliminiert.

Flucht ins Verderben

Ala, ein junges Mädchen, das bereits als kleines Kind von ihren Eltern aufgrund ihrer Begabungen verstoßen wurde, ist eine dieser Missbegabten. Als sich der Landsherr, bei dem sie als junge Frau untergekommen ist, zu sehr für sie interessiert, muss sie fliehen. Auf ihrer Flucht begegnet sie Dexter, dem sie nach einem Raubtierangriff ihre heilenden Fähigkeiten offenbaren muss. Dexter steht allerdings im Dienst des Ordens von Realtaris und verfolgt sehr eigene Ziele. Als er Ala nach Realtaris verschleppt, werden ihre schlimmsten Alpträume Realität. Sie muss sich in der gefürchteten Stadt durchschlagen, ohne ins Fadenkreuz des Ordens zu geraten, aber ihr innerer Kodex gebietet ihr, denen zu helfen, die verletzt sind. Ein Konflikt, der sie bald in große Gefahr bringt.

Aber Ala ist nicht allein. Gerade als alles verloren scheint, bekommt Ala von unerwarteter Seite Unterstützung. Dadurch fasst sie neuen Mut, gegen das fanatische Regime anzutreten und sich für die einzusetzen, die von diesem gejagt wird.

Harte Realität Andersartiger brutal vor Augen geführt

Gewalttätigkeit steht in der Stadt ohne Nacht im Vordergrund. Die Bedrohung durch den Orden ist allgegenwärtig und macht auch den Lesenden deutlich, unter welchem ständigen Druck diejenigen stehen, die als andersartig empfunden und entsprechend ausgegrenzt werden oder sogar um ihr Wohlergehen fürchten müssen. Die Andersartigkeiten werden durch die Missbegabten symbolisiert, die in ganz unterschiedlichen Formen auftreten. Ungewöhnliche Körpermerkmale und Charaktermerkmale zählen dazu, aber auch besondere Fähigkeiten, die über das gewohnte Maß hinausgehen. Die antrainierte Furcht der Bewohnenden von Realtaris geht soweit, dass jeder Missbegabte sofort gemeldet und dem Orden überantwortet wird. Die Parallelen zur Hexenjagd unserer eigenen Historie findet sich dort nicht nur im inquisitatorischen Vorgehen wieder, sondern auch in dem Umstand, dass man unliebsame Nachbarn oder Widersacher denunzieren und so ganz legal „entsorgen“ kann. Durch den Kampf gegen die entsprechende Ordnung wird der Kampf um Freiheit, Gleichberechtigung und Akzeptanz anderer Lebensweisen in die Handlung thematisiert, die wir leider nicht wie die Hexenjagd im späten Mittelalter hinter uns lassen konnten.

Kein Moment der Ruhe

So wie die handelnden Charaktere sich in ständiger Bewegung und Furcht befinden, so bekommen auch wir Lesenden eigentlich keinen Augenblick der Ruhe. Das Buch zieht uns in die Handlung und lässt uns erst mit den letzten Seiten eine Verschnaufpause einlegen. Zwischen der Angst, entdeckt zu werden, Verfolgung und Flucht befinden wir uns immer wieder in Situationen, die durch ihre Brutalität gekennzeichnet sind. Sensiblere oder empfindsame Menschen sollten das Buch mit Bedacht lesen und Lesepausen einplanen, denn es geht zwischendurch schon ganz schön ans Eingemachte, was die lebhaften Beschreibungen brutaler Szenen angeht. Allerdings macht dieser Charakterzug das Buch auch zu einer runden Sache, was die Konfrontation mit den gewählten Kritik-Themen angeht.

Als normal empfundene Diversität

Was mir besonders gefallen hat, war die Integration von Diversitätselementen, die nicht gezwungen hervorgehoben, sondern als völlig normal in den Roman eingewoben wurden. Ob es sich hier nun um gleichgeschlechtliche Romantik oder körperliche Einschränkungen handelt, die als einfach gegeben und alltäglich in die Geschichte eingewoben werden. Hier findet keine Vermeidung oder Überthematisierung statt, sondern das, was ich mir für alle Lebensformen, die wir unter Diversität zusammenfassen, wünschen würde: Dass als völlig normal empfunden werden und Teil unseres Lebens sind.

Fazit

Stadt ohne Nacht ist eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne Fantasy mit gesellschaftskritischer Note lesen. Auf 348 Seiten werden wir mit dem Kopf auf die Problematik der Leben Andersartiger gestoßen und mit ihrer Realität konfrontiert. Der Schreibstil der Autorin ist wie die besondere Fähigkeit einer ihrer Hauptfiguren: er webt ein Netz um unser Interesse und lässt es nicht mehr los, bis die letzte Seite verschlungen wurde.

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