Die Meinungen über die Serienumsetzung gehen auseinander. Während auf der einen Seite von einem „atemberaubenden“ Science-Fiction-Abenteuer gesprochen wird, das Lust auf „Meer“ macht, kritisieren andere die eingebetteten Romanzen, die „nichts zum Schwärmen“ übriglassen. Über die flachen Wortwitze innerhalb der Rezensionen will ich jetzt mal nichts sagen, sonst bekommen wir noch blaue Flecken vom Auf-die-Schenkel-Klopfen.
Reduzierte Klimakritik
Wer den Roman Der Schwarm gelesen hat, wird sich schon von vornherein vorstellen können, dass dieser Grad an Komplexität in einem Auftakt von acht Folgen nicht eingefangen werden kann, ohne dass es langatmig und eintönig wird. Selbst im Buch mussten wir uns teilweise durch seitenlange Beschreibungen kämpfen, bis die Geschichte an Fahrt aufnahm. Insofern hatte ich meine Erwartungen an die filmische Umsetzung bereits angepasst. Und diese konnte – zumindest mich – weitestgehend überzeugen.
Wir starten ebenfalls in verschiedenen Teilen der Welt, an denen sich seltsame Ereignisse rund um den Ozean abspielen. Rätselhaftes Verhalten von Walen, hautverätzende Hummerinnereien oder Krabben sowie ein gesunkenes Forschungsschiff deuten auf eine gemeinsame Ursache hin, die es aber zunächst zu ermitteln gilt. Die Einblicke, die wir an den unterschiedlichen Standorten bekommen, lassen es uns schon vermuten, bevor die Figuren in der Serie überhaupt die Chance haben, darüber nachzudenken: die Natur wurde zu lange und zu stark drangsaliert und schlägt nun unnachgiebig zurück, um sich selbst zu schützen. Der Zeitpunkt für eine klima- und umweltbezogene Kritik könnte kein Besserer sein.
Und dann noch … die Liebe …
Zugegeben, die Liebesgeschichten nehmen an der ein oder anderen Stelle etwas zu viel Raum ein, schmälern in meinen Augen die Professionalität der handelnden Charaktere aber keinesfalls. Jede*r Wissenschaftler*in ist immerhin auch ein Mensch mit Emotionen, auch wenn wir – klischeebedingt – besonders Naturwissenschaftler*innen diese gerne mal absprechen. Die Handlung an sich kommt dadurch für mich nicht zu kurz; sie steht in jedem Moment im Vordergrund. Die Bedrohung durch die Naturphänomene bleibt greifbar und machen die Serie zu einem spannenden Erlebnis, das gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Der Fremdschäm-Faktor, den ich bei deutschen Produktionen gerne mal habe, blieb auf ein Minimum begrenzt.
… und wenige Konflikte
Lediglich die Konflikte zwischen den Expert*innen und offiziellen Stellen hätten vielleicht näher thematisiert werden können, um die Problematik des Umdenkens von Naturphänomenen auf – sagen wir mal – „neue Spezies“ deutlicher herauszuarbeiten. Allgemein hätte man die Streitpunkte der Entscheidungen zur Konfrontation mit den Yrr vertiefen können, da sie wichtige Schlüsselszenen darstellen. Hier ist es mir manchmal etwas zu schnell und zu leicht vonstatten gegangen, was einschneidende und weitreichende Entscheidungen angeht. Dennoch, bedenkt man auch hier wieder, dass es sich um eine Serie handelt, kann man das meiner Meinung nach verschmerzen.
Fazit
Geht man – wie bei jeder Buchverfilmung – nicht mit dem Anspruch an die Serie, dass man eine 1:1-Umsetzung zu sehen bekommt, weiß Der Schwarm durchaus zu begeistern. Die grundlegende Atmosphäre konnte gut eingefangen werden. Und auch der Stil des Buches, in vielen Puzzleteilen zu beginnen, die am Ende zu einer Gesamtheit zusammengeführt werden, fand seinen Platz. Der Cast war ebenfalls stimmig, die entsprechende schauspielerische Leistung solide bis ausgefuchst. Ein wenig mehr Innenschau und Konfliktbereitschaft hätten der Serie gut getan, um die Ernsthaftigkeit der Entscheidungen und der kritisierten Thematik hervorzuheben, wird aber von wirklich schönen Bildgestaltungen (besonders der Yrr) ausgeglichen. Gerade die Darstellung der neuen Spezies hat mir sehr gut gefallen, da sie einen schönen Kontrast zur etablierten Bedrohung und Feindlichkeit aufzeigt.
Der Schwarm ist derzeit in der ZDF-Mediathek zu sehen und somit über das Internet streambar.