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Der Schmied der Franken

Ulfberhts Reise

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Kategorie: Literatur

Das Frankenreich Karl des Großen befindet sich auf dem Weg zum Kaisertum. Seine Macht und seine Eroberungen beruhen im Wesentlich auf dem Eisen für die Waffenschmieden. Doch dann taucht ein Dolch auf, der härter als alles Eisen im Reich ist. Die Herkunft des fremden Eisens und das Geheimnis um die Herstellungsweise dieser Waffe kann zum Wohl oder Wehe aller zukünftigen Konfrontationen der Franken führen.

Im dauerhaften Konflikt der Franken mit den heidnischen Sachsen stirbt Ulfberhts Vater Sigiberht, ein „freier“ Franke, was die Familie unweigerlich in Armut und Unfreiheit treiben wird. Um das Haus und das Land für die Familie zu bewahren, muss Ulfberht beim Nachbarhof Hruodolfs in den Schulddienst eintreten. Dessen Söhne lassen natürlich keine Gelegenheit aus, um ihn zu erniedrigen, bis Ulfberht sich zur Wehr setzt. Zur Strafe wird er an den Abt des Klosters Lauresham, ebenfalls zur Schuldentilgung, weiterveräußert, wo er die Grundlagen für die Eisenbearbeitung erlernt. Aber auch dort trifft er wieder auf die Söhne Hruodolfs und muss schlussendlich fliehen. Alles was ihm bleibt, ist sein Können, der Stolz eines Franken und seine Zuneigung zu Hludahilt, der Tochter Hruodolfs. Auf seiner Flucht trifft er den Grafensohn Landfried wieder, der als Anführer und Waffengefährte einst das gebrochene Schwert seines Vaters zurückgebracht hatte und für König Karl auf eine geheime Mission geschickt wurde, um das Geheimnis des harten Eisens aus dem Osten zu finden.

Mittelalter-High-Tech

Wer sich den Titel genau angeschaut hat und sich in der militärischen Welt des frühen Mittelalters gut auskennt, dem wird sofort der Name Ulfberht aufgefallen sein: Es geht um die Ulfberht-Schwerter. Ich war leider nicht so clever, denn obwohl der Name direkt vertraut schien, ist der Groschen bei mir erst während des Lesens gefallen. Zur kurzen Erläuterung für alle, die noch nie davon gehört haben: Diese speziellen Schwerter galten rund zweihundert Jahre lang zu den fortschrittlichsten Waffen ihrer Zeit und die Forschung diskutiert leidenschaftlich über Herkunft und Hersteller.

Jetzt hat Sven R. Kantelhardt dieses Thema aufgegriffen und fiktiv die Herkunft der Schwerter in das Frankenreich gelegt. Und keine Angst, es geht nicht einzig und allein um rauchige Schmieden und seitenlanges Hämmern auf Ambosse, vielmehr beschreibt der Autor mehrere Protagonist*innen und ihre abwechslungsreichen Geschichten nebeneinander, was zum Ende in einem mittelalterlichen Road-Trip gipfelt.

Kritik

Man nehme einen Mönch, einen Grafensohn ohne Erbanspruch und einen Schmiedegesellen auf der Flucht, der von seiner vorerst unerreichbaren Jugendliebe träumt, schicke sie auf eine wilde Reise und mixe das Ganze durch die Geschichte des Frankenreichs unter Karl dem Großen und garniere die universale High-Tech-Geschichte des Mittelalters als Garnitur obendrauf und schon hat man einen standardmäßig guten Mittelalter-Roman?!

Grundsätzlich wäre ich sehr skeptisch, da die Gefahr von Klischee und Vorhersehbarkeit schon um die Ecke schielen. Aber genau an dieser Stelle hat Sven R. Kantelhardt das kleine, große Kunststück vollbracht, daraus eine gute und kurzweilige Geschichte zu kreieren, die sich gut in den historischen Rahmen des Frankenreichs und darüber hinaus einfügt. Allerdings komprimiert Kantelhardt dabei Genres und Inhalt, die locker ein dreibändiges Werk füllen würden, bis zu seiner Grenze. Für meinen Geschmack etwas zu viel, sodass zum Beispiel die interessanten Charaktere und die sehr guten Dialoge etwas zu kurz kommen oder der Handlungsstrang um Hludahilt manchmal wie ein Fremdkörper in der Geschichte erscheint. Was schade ist, denn einen Nachfolgeband hätte ich mir auf jeden Fall zugelegt.

Fazit

In Romanen über das Mittelalter werden die Berufsgruppen ja gerne in den Fokus gerückt, was mal mehr und viel zu oft weniger gut funktioniert. Wenn man Sven R. Kantelhardts Buch Der Schmied der Franken liest, hat man immer das Gefühl, informativ begleitet zu werden, während die Geschichte stetig weitergeht. Die Handlung dümpelt nie vor sich hin und die zu Beginn etwas stereotypisch anmutenden Charaktere sorgen ebenso für viel Abwechslung. Der Kenntnisreichtum des Autors ist das eindeutige Plus des Romans. Es passiert so viel, ohne aufgesetzt zu wirken, und die Glut der Story wird bis zum Ende perfekt geschmiedet. 

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