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Die Rote Kathedrale - Die Baumeister des Zaren

Ein kniffliges Kennerspiel für engagierte Bauherr*innen

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Die Basilius-Kathedrale gehört seit 1990 zum UNESCO-Welterbe. Iwan der Schreckliche ließ diese im 16. Jahrhundert zu Ehren des Sieges des russischen Heeres über die Tataren errichten. Dass er dem Baumeister der Legende nach die Augen ausstechen ließ, um zu verhindern, dass dieser eine noch schönere Kathedrale bauen könnte, setzt der Geschichte noch die Krone auf. Der Zeitpunkt für ein Brettspiel mit russischen Thema könnte nicht schlechter sein, wenn man den aktuellen Kriegszustand zwischen der Ukraine und Russland bedenkt. Wir versuchen trotzdem, uns unvoreingenommen, der roten Kathedrale zu nähern.

Im Auftrag Iwans des Schrecklichen schlüpfen wir in die Rollen von Handwerker*innen und Bautrupps, die ihre Arbeitskraft dem Aufbau der großen Kathedrale widmen. Dazu müssen wir Bauabschnitte der Kathedrale beanspruchen, die passenden Rohstoffe sammeln und unseren Einfluss bei den Gilden spielen lassen. Um die angesehenste Baumeister*in des Zaren zu werden, gilt es, die lukrativsten Bauabschnitte zu vollenden und mit den spektakulärsten Verzierungen zu versehen.

Spielmaterial und -aufbau

Die für ein Kennerspiel dieser Komplexität relativ kleine Box (23 x 18 cm) ist prall gefüllt. Nach etwas Prickelei liegen ein Spielplan, 66 Karten, 5 Würfel, Holzsteine in 4 Spielerfarben, 4 Spielertableaus, zahlreiche Pappplättchen und -münzen, sowie grüne und violette Kunststoff-Edelsteine und hölzerne Baumaterialien (Holz, Stein, Ziegel und Gold) vor uns.

Der Spielplan ist in vier Quadranten aufgeteilt, die den Gilden der Handwerker*innen, Händler*innen und Fuhrleute sowie dem Klerus entsprechen. Zentral befindet sich ein Rondell mit je zwei Feldern für Rohstoffe und Baumaterialien in jedem Viertel. Zu jedem dieser acht Felder gehört auch noch ein Ablagefeld für bis zu drei Würfel.

Die "Kramer"-Leiste am Rand des Spielplans zeigt eine doppelte Punkteskala: Baupunkte (mit einer Skala bis 79) und Ruhmespunkte (Skala bis 40). Zu Beginn entsprechen fünf oder vier Baupunkte einem Ruhmespunkt, später drei oder zwei, am Ende der Skala gibt es für jeden Baupunkt einen Ruhmespunkt.

Die 20-seitige Anleitung bietet uns auf der ersten Doppelseite eine ausführliche Übersicht zur Spielvorbereitung. Dank dieser Übersicht kann es auch schon losgehen: jede*r Spieler*in erhält ein Tableau und die zugehörigen Holzsteine. Auf dem Spielplan werden zufällig die acht Rohstoffplättchen und je Gilde eine von drei Einflusskarten verteilt. Somit kommt es in jedem Spiel zu einer anderen Kombination von Rohstoffen und Einflusskarten, was für hohe Variabilität sorgt.

Je nach Spielerzahl werden 12, 18 oder 24 Bauabschnitte (Unterbau, Mittelbau und Kuppeln) ausgelegt. Auf den Spielertableaus werden zu Spielbeginn 4 der 10 Lagerfelder durch Banner geblockt. Die Bauabschnitte werden mit Werkstattplättchen belegt, die nach Beanspruchen für ein Entgelt von 3 Rubel auf dem eigenen Spielertableau ausgelegt werden können und beim Verwenden der Würfel auf dem Zentralrondell zu Bonusaktionen führen.

 

Spielablauf

Reihum führen wir eine von drei Basis-Aktionen aus: Bauabschnitt beanspruchen, Ressourcen erhalten, oder Bauen und verzieren. Das wichtigste ist erstmal das Beanspruchen eines Bauabschnittes. Dazu wird eines der eigenen Banner auf einen verfügbaren Bauabschnitt gelegt. Verfügbar ist immer der unterste in jedem Turm, auf dem kein Banner liegt.

Und dann gilt es, über das Bewegen der Würfel auf dem Rondell, Ressourcen zu erlangen, um damit Bauabschnitte der Kathedrale zu errichten. Bei jeder Würfelbewegung erhalten wir eine von der Zahl der Würfel im Zielsegment liegenden Würfel abhängige Zahl an Ressourcen. Bewegt werden darf ein Würfel immer nur so viele Felder wie er anzeigt. Und wird dann neu geworfen, um die Bewegungsweite für die nächste Verwendung zu bestimmen.

Beim Bauen und Verzieren werden Ressourcen aus dem eigenen Vorrat auf einen eigenen Bauabschnitt gelegt bis die geforderte Kombination von drei oder vier Ressourcen bezahlt wurde. Dann erhält man Baupunkte und Rubel. Und für Mitspieler*innen, die einen unterhalb liegenden Bauabschnitt noch nicht abgeschlossen haben, gibt es Punktabzug. Also sollte man sich vor allem den Bauabschnitten widmen, über denen andere ihre Banner abgelegt haben, um die Minuspunkte zu vermeiden.

Das Spiel geht solange bis ein*e Spieler*in sechs Bauabschnitte fertiggestellt hat. Alle anderen Spieler*innen haben dann noch einen Zug. Wer dann am meisten Ruhmespunkte erlangen konnte, gilt als größte*r Baumeister*in des Zaren.

Das sollte je nach Spieleranzahl 60 bis 90 Minuten dauern, in den ersten Partien eher mehr, da es anfangs etwas länger braucht, bis man die effektive Verzahnung der Aktionen durchschaut hat und gut planen kann. Selbst dann macht uns der Zufall manchmal einen Strich durch die Rechnung, da es je nach Lage und Augenzahl der Würfel schwierig sein kann, die fehlenden Ressourcen zu ergattern. Und gerade in größeren Runden steigert es auch die Downtime, wenn die Mitspieler*innen sich in Analyse-Paralyse verlieren.

Nachbemerkung

Die Rote Kathedrale ist ein thematisch gut umgesetztes Kennerspiel mit hochwertigem Spielmaterial und solider Regel. Leider ist es aktuell schwierig, das Thema des Spiels und insbesondere den Aufhänger mit Iwan dem Schrecklichen als Auftraggeber der Basileus-Kathedrale in Moskau gänzlich außen vor zu lassen. Das Spiel ist bereits Ende 2021 erschienen, als der Aufmarsch der Truppen der Russischen Föderation an den ukrainischen Grenzen bereits begonnen hatte. Wenn man bedenkt, dass es meist mehrere Jahre dauert von der Spielidee über die redaktionelle Arbeit bis zur Veröffentlichung kann man Autor*innen und Verlag natürlich keinen Vorwurf machen.

 

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