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Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt

Neuverfilmung

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Kategorie: Filme

Über 40 Jahre nach der Erstverfilmung wurde Robbie, Tobbi und das Fliewätüüt noch einmal verfilmt, diesmal als Realfilm mit teilweise bekannten Schauspielern. Leider wurden aber viele Chancen vergeben …

Was ist Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt? In erster Linie ein 50 Jahre altes Buch von Boy Lornson (na gut, ein Jahr fehlt noch). Bekannter ist jedoch der Puppenfilm aus dem Jahr 1972, hinter dem meistens die Augsburger Puppenkiste vermutet wird – de facto war es aber das Stuttgarter Studio Roser. Regisseur war Armin Maiwald, der später die Sendung mit der Maus ins Leben rief.

Der Regisseur der neuen Verfilmung ist Wolfgang Groos, der schon einige Kinder- und Jugendfilme (z. B. Vampirschwestern 1+2; Vorstadtkrokodile 3; Rico, Oskar und das Herzgebreche) hinter sich hat.

Worum geht es?

Jetzt könnte man einerseits die Geschichte aus dem Buch und dem alten Film erzählen. Da geht es um eine klassische Reisegeschichte: Erfinder (Tobbi, 3. Klasse) und Erbauer (Robbie, 3. Roboterklasse) bauen ein Fahrzeug – das Fliewatüüt – und versuchen, die drei Aufgaben zu lösen, die Robbie in der Roboterklasse aufbekommen hat. Sie müssen dafür auf einen Leuchtturm, zum Nordpol und zu einer dreieckigen Burg mit dreieckigen Türmen (Plumpudding Castle). Fliewatüüt heißt das Ding übrigens, weil es Fliegen, auf dem Wasser und auf der Straße fahren kann. Flie für Fliegen, wa für Wasser und tüüt für Straße. Angetrieben wird es durch Himbeersaft. Lebertran geht notfalls aber auch.

Stattdessen kann man auch die Geschichte aus dem Film erzählen, die mit dem Buch nur noch folgendes gemein hat: Robbie, Tobbi, ein Eskimomädchen und Plumpudding – allerdings nun keine Burg, sondern eine fiese Firma mit noch fieserem Chef: Sir Joshua.

Tobbi ist im Sinne der Betroffenheitspädagogik ein ganz schlimmes Mobbingopfer. Robbie zufälligerweise auch, weil seine Familie im Gegensatz zu anderen Roboter ein Herz hat – Fabrikationsfehler. Aber keine Panik: Das löst sich ohne Schmerzen und Tiefgang auf.

Robbie ist zusammen mit seiner Familie abgestürzt – er in Tütermoor, sie am Nordpol. Da der fiese Sir Joshua herausgefunden hat, dass diese Roboter Gefühle haben, möchte er sie gerne haben, um die Software in die Smartphones seiner Firma einzubauen. Er schickt zwei Auftragsbösewichte namens Sharon Schalldämpfer und Brad Blutbad hinterher, deren Einfälle im Film innerhalb von Sekunden zwischen grandios und dilettantisch schwanken können.

Robbie und Tobbi versuchen, die Eltern am Nordpol zu retten. Dabei machen sie kurz halt auf einem Leuchtturm (Leuchtturmwärter: Bjarne Mädel, bekannt aus Stromberg) und machen im ewigen Eis Bekanntschaft mit einem Inuit-Mädchen. Leider werden Robbie und seine Eltern gefangen genommen und zurück nach Deutschland gebracht, um dort seziert zu werden. Und zwar nicht im Labor des großen Unternehmens – da hätte man vielleicht eine dreieckige Burg nehmen können –, sondern in einem Zelt in Tütermoor, das vermutlich billig vom Set des Films Der Marsianer zu bekommen war.

Und wie ist der Film denn?

Die Handlung klang jetzt vielleicht bisschen dünn, entspricht aber leider dem Gesehenen. Im Vergleich zur mehr als 30 Jahre älteren Verfilmung gibt es mehr Action, aber weitaus weniger Story. Dafür gibt es zusätzlich ein paar Pippi-Kakka-Furz-Witze, denn die kommen immer gut an, wenn man gerade nichts Lustiges zur Hand hat.

Ich kann verstehen, wenn das Buch nicht mehr ganz so aktuell ist. In einer Zeit, in der man alle Prüfungsaufgaben hätte googlen können, muss man die Handlung einfach aktualisieren. Das geht aber auch liebevoller. Zwar gibt es ein paar nette Ansätze, aber auch eine Menge „nett gedacht, aber schlecht gemacht"-Momente. Nehmen wir als Beispiel die Arbeitsverteilung innerhalb der Familie des Hauptcharakters. Die Mutter ist Automechanikerin, der Vater macht den Haushalt. Da gäbe es eigentlich eine wunderbare Herangehensweise an das Thema: Man stellt dieses Familienmodell als so alltäglich vor, wie es eigentlich sein sollte. Stattdessen wird ordentlich die Geschlechtertausch-Keule geschwungen.

Oder nehmen wir das niedliche Eskimomädchen, das auf der einen Seite weltmännisch gewandt ist, viele Sprachen spricht und in den Ferien auf Bohrplattformen jobbt – auf der anderen Seite aber mit Pfeil und Bogen das „große Monster" Fliewatüüt erlegt. Vermutlich gibt es auf den bekannten Bohrplattformen und in der Eskimowelt noch keine Fahrzeuge. Auch Kinderfilmen tut ein bisschen Logik gut.

Fazit

Wer die alte Puppenserie kennt, kann auf die Neuverfilmung leider verzichten. Unter 8jährigen kann man Schöneres zeigen, über 8jährige finden den Film vermutlich zu oberflächlich. Die Schauspieler schienen stark unterfordert zu sein. Schade eigentlich, denn aus der Vorlage hätte man durchaus etwas Gutes machen können.

Die Musik des Originals fehlte mir. Und Fantasie. Und Plumpudding Castle. Auch sind die Zitate, die den Film anpreisen, irreführend: „Auch sonst wird in diesem Film vieles gegen die Klischees gebürstet" und „die Eltern werden nicht, wie sonst oft in Kinderfilmen, zu Karikaturen, sondern unterstützten Tobbi liebevoll und voller Vertrauen." Ich muss da einen anderen Film gesehen haben …

Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt
ohne Altersbeschränkung
(Studiocanal, 2016)
Webseite: Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt

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