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Ravenhall Academy

Verborgene Magie

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Kategorie: Literatur

Eigentlich wollte Lilly Campbell im Sommer nur ihrer Großmutter in ihrem kleinen zauberhaften Buchladen aushelfen, als ihr Leben auf den Kopf gestellt wird. Etwas in ihr fühlte sich schon immer seltsam an und endlich weiß sie, warum sie auf andere Menschen wie das etwas eigenbrötlerische Mädchen wirkt, das sie nun mal ist: Es ist die Magie in ihren Adern, denn Lilly stammt aus einer der ältesten englischen Hexenfamilien ab und muss sich damit erst einmal arrangieren.

Und nicht nur die Tatsache, dass sie zaubern kann und ihre Hundelady mehr als eine dahergelaufene Begleiterin ist, wirbelt alles durcheinander. Denn anstatt regulär ihr Studium mit ihrer besten Freundin Annie zu beginnen, wird sie auf die Ravenhall Academy gehen – und dort soll sie lernen, ihre Magie zu beherrschen und richtig einzusetzen.
Schon vor ihrem ersten Schultag dort trifft sie auf den arroganten, aber mindestens genauso attraktiven Jason. Den Sohn des Schulleiters und Enkel der besten Hexenfreundin ihrer Großmutter.

Wunderschön gestaltet – an der Oberfläche

Ravenhall Academy – Verborgene Magie ist traumhaft gestaltet: Das hellblaue Cover, der mit Goldfolie veredelte Umschlag, die Klappen, die Innengestaltung. Vor den Kapiteln ist immer ein kurzer Auszug aus dem Grimoire, es gibt eine Playlist und am Ende einen Spickzettel mit Zaubersprüchen. Ganz klar, in dieses Buch wurde richtig viel Arbeit gesteckt!

Zumindest auf den ersten Blick. Denn die Geschichte ist ... nun, mit ein paar Einfällen, die nicht aus der Klischeekiste stammen, wäre sie sicher gut geworden. Zusätzlich merkt man beim Lesen eindeutig an mehreren Punkten, dass Handlungsstränge nicht zu Ende geführt wurden, sondern einfach im Sande verlaufen und Figuren anders eingeführt wurden, als die Rolle, die sie später übernehmen. Dass die Geschichte nicht mit verblüffenden Twists oder Neuinterpretationen gängiger Motive aufwartet, kann ich verschmerzen. Es ist ein Jugendbuch (auch wenn das nicht so deutlich gesagt wird), Urban Fantasy, kein episches Gesamtwerk, das über Jahrzehnte angelegt ist. Doch allein die genannten Punkte sind für meinen Geschmack in einem Roman mit so großem Budget nicht zu rechtfertigen.

Ravenhall Academy – verborgene Magie ist Julia Kuhns Debüt. Als Influencerin zu Büchern hat sie sich einen Namen gemacht und so – und mithilfe eines gewaltigen Marketingbudges – schon vor Veröffentlichung eine große Gefolgschaft hinter sich versammelt. Da verwundert es, dass sie nicht mehr an die Hand genommen wurde, das Lektorat allein schon inhaltlich so oberflächlich war, dass offensichtliche Plotlöcher im finalen Manuskript klaffen.
Nach dem Inhaltlichen folgt in der Regel ein stilistisches Lektorat. Hätte ich die E-Book-Version, hätte ich gesucht, wie oft von der Hundelady oder der Rabendame die Rede ist – gefühlt fallen diese Begriffe häufiger als die Namen der Protagonistin und ihres Love Interests Jason. Hier hätte definitiv mehr Überarbeitung geholfen, meine Augen vor Muskelkater wegen des Augenrollens zu bewahren.

Hier ist mehr als Magie verborgen

Die Geschichte an sich plätschert ein bisschen dahin. Es dauert, bis sich eine spannende Handlung herauskristallisiert. In der Zeit hätte ich gern mehr über die Welt erfahren, die Schule, die Fähigkeiten. Leider wurde ich als Leserin hauptsächlich mit Klischees beworfen (schwarzer Hexenkessel inklusive) und habe nur auf den sprechenden schwarzen Kater gewartet. Die Charaktere wirken etwas blass: Lilly, die schüchterne, etwas zu naive und tollpatschige Protagonistin – ein Abziehbild von Bella Swan, begleitet von einem Hund. Nun, wenigstens ist es kein Werwolf. Obwohl ... vielleicht überrascht mich der zweite Band in dieser Hinsicht.
Und dann ist da noch Jason, der natürlich eine zickige Ex-Freundin hat, die Lilly das Leben schwer macht, gebeutelt von seinem zu ehrgeizigen Vater, der seinen Sohn unbedingt in ein bestimmtes Schema pressen will.

Eleanor, die Sidekick-Fee, hingegen hat mir sehr gefallen. Ihre offene Art, der dunkle Nebel, den sie mit ihrer enthusiastischen Art zu verdrängen versucht, ist wirklich gelungen.

Ich persönlich fand es schade, dass Lilly alle Brücken zu ihrem alten Leben abbricht. Ihre allerbeste Freundin für immer ist nach zwei Textnachrichten und einem unbeantworteten Anruf einfach abgeschrieben, stattdessen fokussiert sich die eigentlich so vernünftige Lilly auf den charmanten Jason, der ein bisschen wie ein Querulant wirken will, es aber nicht ist. Auch Lillys Mutter ist schwer zu greifen. Der Konflikt mit ihr hätte der Geschichte mehr Tiefe verleihen können, aber auch hier kratzt die Aufarbeitung nur an der Oberfläche, ohne aufgelöst zu werden.

An sich bietet die Geschichte einiges an Potenzial, wenn man sich denn sicher ist, wo die Reise hingeht. Viele Konflikte, Reibereien, ganze Verschwörungen warten darauf, endlich entwirrt zu werden. Wir dürfen gespannt sein, ob die Autorin das im zweiten Band schafft, oder ob sich manche der Andeutungen als Finte entpuppen werden.


Das richtige Alter, um auf die Hexen-Akademie zu wechseln

Dass Lilly fast volljährig sein soll, war für mich an vielen Stellen kaum plausibel. Hätte die Autorin sie zwei oder drei Jahre jünger angelegt, wäre vieles glaubhafter gewesen. Das Alter hätte einiges geraderücken können. Die Zielgruppe, das Wording, die vielen Dinge, die sehr kindlich erscheinen. Mit 14 hätte ich die Geschichte mit einer gleichaltrigen Heldin wahrscheinlich viel lieber gelesen, auch wenn ich bis heute gerne Jugendbücher lese. Vorausgesetzt, die Charaktere handeln altersgerecht und in einem gewissen Maß nachvollziehbar (niemand weiß, was im Kopf von Teenagermädchen abgeht, schon klar, aber ihr wisst, was ich meine, oder?).


Raven Hall Academy – zauberhaft verhext?

Insgesamt fühlte ich mich beim Lesen in die Neunziger zurückversetzt, in mein Teenager-Ich. Ein großer Schwung Sabrina – total verhext!, ein bisschen Charmed – Zauberhafte Hexen, eine Prise Harry Potter.
Der Schreibstil ist fluffig, wenn auch die Wortwiederholungen etliche Löcher in die watteweiche Geschichte reißen. Manche Dialoge wirken gestelzt, wenig authentisch, was aber bei einem Debüt-Roman durchaus zu verschmerzen ist.

Der erste Teil endet mit einem Cliffhanger, obwohl die Spannung ein paar Stufen weiter hoch hätte klettern können – die Storyline wirkte ein bisschen zu flach, zu vorhersehbar für meinen Geschmack. Ich bin sicher, dass die Ravenhall-Welt noch etwas zu bieten hat, auch wenn mich am ersten Band sehr viel gestört hat. Und ja: Natürlich lese ich den zweiten Teil und auch das bereits angekündigte Spin-Off, auch wenn meine Erwartungen geringer sein werden, als bei diesem Band.

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