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Phobos 1: Der Flug der Entbehrlichen

Liebe überwindet Zeit und Raum

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Kategorie: Literatur

Endlich ist es so weit! Nach der Eroberung des Mondes mit der Apollo 11 im Jahr 1969 startet nun die "Cupido", eine bemannte Rakete, in Richtung Mars. An Bord sind keine Astronauten, sondern zwölf Teenager. Ihre Mission: Die Liebe ihres Lebens zu finden.

In dieser Comic-Adaption des französischen Science-Fiction Taschenbuchs Phobos von Victor Dixen aus dem Jahr 2015 wird eine ungewöhnliche Kombination präsentiert: Nachdem die NASA am Projekt der Besiedelung des Mars vergebens gescheitert ist, macht sich ein Unternehmen mit dem Namen „Genesis Programm” ans Werk, dieses Vorhaben zu vollenden. Da bei diesem monetäre Interessen im Vordergrund stehen, verwandelt es die Mission in ein Spektakel. Das Unternehmen rekrutiert sechs Mädchen und sechs Jungs aus unterschiedlichen Ländern, welche nach einer Ausbildung an einer galaktischen Reality-Show teilhaben werden. An Bord des Raumschiffs sind Kameras, welche die „Raumfahrer*innen” auf Schritt und Tritt beobachten. Die Mädchen und Jungen leben in unterschiedlichen Bereichen, sodass sie sich nicht begegnen. Die einzige Möglichkeit der Interaktion ist ein sechsminütiges „Speed Date”, in einem Zwischenraum der beiden Bereiche. Zuschauer*innen können mitfiebern, wie sich die internationale Crew kennenlernt und – hoffentlich – verliebt. Denn spätestens in der letzten Woche vor der Landung auf dem Mars wird jede der Kandidatinnen mit einem der Kandidaten verheiratet. Das Ziel dieser Mission – so glaubt zumindest die Öffentlichkeit – ist die Gründung der ersten menschlichen Kolonie auf dem Mars.

Per aspera ad astra (über raue Pfade gelangt man zu den Sternen)

Reality-Shows locken seit Jahrzehnten die Menschen vor die Flimmerkiste. Aber auch in Zeiten von Streaminganbietern scheint kein Ende derer Popularität in Sicht zu sein. Nach wie vor schauen wir begeistert zu, wie fremde Menschen uns in ihre Privatsphäre einlassen, wir leiden und jubeln mit ihnen. Und das selbst dann noch, wenn wir ahnen oder wissen, dass nicht alles so ist, wie es vom Sendungsteam ausgestrahlt wird. Insofern scheint eine Zukunft, in der die erste Datingshow außerhalb der Erde stattfindet, gar nicht so futuristisch. Zumal das Weltall mit seinen funkelnden Sternen eine verheißungsvolle Umgebung für die „große Liebe“ bietet. In den Zeichnungen von Eduardo Francisco schweben die Raumfahrer*innen entsprechend anmutig. Im Besuchszentrum, in dem wir das „Speed Date“ beobachten, macht sich dann die Weite des Weltalls bemerkbar und es funkelt überall und von allen Seiten. Die Farben hierfür sind von Chiara di Francia und geben einen guten Kontrast zu den Zeichnungen wider, die sich auf der Erde abspielen. Die Schaltzentralle des Unternehmens ist dagegen düster illustriert worden. Neben dem Dualismus zwischen Weltall und Erde überrascht Phobos dadurch, dass die Teilnehmer*innen der Datingshow gar nicht so oberflächlich beleuchtet werden, wie es das Cover vorgeben könnte oder man es von der Kameraführung und dem Schnitt bei realen Datingshows gewohnt ist.  


Vom Bordstein bis zur Skyline

Aber auch die Figuren in Phobos zeigen sich von zwei Seiten: Protagonistin von Phobos ist Leonor, ein 17 Jahre altes, französisches Waisenkind. Durch Zufall stößt sie auf eine Broschüre der geplanten Mission des „Genesis Programm“ und gewinnt das Los zur Teilnahme. An Bord erlebt man, wie sie temperamentvoll mit ihren Mitstreiterinnen interagiert, aber auc,h wie sie sich alleine unter den Schutz ihrer Bettdecke zurückzieht. Durch die streng limitierte Möglichkeit zum Kennenlernen der Teilnehmer*innen des anderen Geschlechts, weiß man nicht, was bei den Datingpartnern nur Kalkül und was wahre Emotionen sind. Laufen die Kameras, so muss man für die Zuschauer*innen lächeln. So läuft das nun mal im Show-Business!  

Unter keinem guten Stern stehen

Doch wie bereits im Untertitel Der Flug der Entbehrlichen angedeutet wird, sind die zwölf Kandidat*innen dieser Mars-Mission nicht so wertvoll, wie es der Öffentlichkeit vermittelt wird. Der Titel lautet Phobos, was nicht nur einer der beiden Monde des Mars ist, sondern zudem im altgriechischen Wort „Schrecken” bedeutet. Das Management dieser Mission, angeführt durch den technischen Direktor Gordon Lock und die Produktionsleiterin Serena McBee, planen bereits das dramatische Scheitern der Mädchen und Jungen. Doch davon darf niemand wissen! Für die Erfüllung ihres teuflischen Vorhabens ist ihnen jedes Mittel recht. Denn wie jeder weiß, verkaufen sich schlechte Nachrichten besser. Aber nicht nur die Führungsriege des Projekts hat etwas zu verbergen. Jede und jeder der Bordbesatzung wahrt ein düsteres Geheimnis, welches sich erst im Laufe der Show offenbaren wird. Werden die Gefährt*innen, die ihnen noch unbekannten Schwierigkeiten meistern oder bricht, wie man es aus zeitgenössischen TV-Produktionen kennt, nach kurzer Zeit Chaos und Dissonanz aus? 

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