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Phantastisches Duo

Interview mit Sophia und Tommy Krappweis

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Kategorie: Interview Sonstiges

Sophia und Tommy Krappweis sind schon seit ihrer Kindheit der Phantastik zugetan. Auch beruflich haben sie sich ihrer Leidenschaft gewidmet und setzen zahlreiche kreative Projekte um, die auch in der Phantastik beheimatet sind. Im Interview geben sie uns einen Einblick, wie sie zur Phantastik gekommen sind und was ihnen bis heute daran wichtig ist.

Ruka (Zauberwelten-Online): Liebe Sophia, lieber Tommy, erst einmal vielen Dank, dass Ihr ein Interview mit uns führen möchtet. Ihr seid bereits beide bekannte Größen in der Phantastik, sodass wir gleich ins Eingemachte gehen, wenn ihr nichts dagegen habt.

Tommy, Du bist vielen unter anderem bereits als Comedian und Erfinder von Bernd das Brot bekannt. Beides Bereiche, die sich zwar mit der Berufung eines Phantastik-Autors nicht beißen, aber dennoch auf den ersten Blick nicht ganz so verzahnt scheinen. Wie bist Du zur Phantastik gekommen?

Tommy: Interessemäßig bin ich der Phantastik seit der Kindheit verfallen und das hat sich natürlich auch auf meine diversen Betätigungen ausgewirkt. Eins meiner ersten selbstgeschriebenen Theaterstücke war die Geschichte eines Gespensts, das als Schüler in einem ganz normalen Internat etwas über die Menschen lernen soll. Die Drehbücher für die ProSieben Märchenstunde waren ebenso Phantastik wie unzählige Bernd-das-Brot-Scripts – hier insbesondere die Star-Trek- und Potter-Parodien, aber auch originäre Ansätze inklusive Mythologie und Weltenbau. Zum Romanautor wurde ich letztlich durch einen Aufruf von ProSieben, die nach einem Stoff für eine Mysteryserie suchten. Ich schrieb hundert Seiten, stellte fest, dass das so gar nicht auf das passte, was der Sender suchte und machte stattdessen eine Romanreihe daraus. So entstand Mara und der Feuerbringer.

Ruka (ZWO): Du hast unter anderem grade erwähntes Werk Mara und der Feuerbringer (seit Kurzem auch als Hörspiel) rausgebracht und Dich viel mit der Mythologie bzw. der Historie dahinter beschäftigt. Was reizt Dich an der Verbindung der historischen bzw. mythischen Komponenten mit Deinen Werken als Autor?

Tommy: Ich hatte immer große Freude an den Werken von Michael Crichton, da er reale Phänomene und Entdeckungen als Inspiration nutzte. Der Übergang zwischen Fakt und Phantastik in den Werken war fließend – aber man konnte mit ein wenig Interesse am Thema immer herausfinden, was der tatsächliche Wissensstand war.
Dagegen hat mich Dan Brown immer wieder enttäuscht, da er sich oft auf spekulative Theorien stützt, die keiner näheren Betrachtung standhalten. Das ist natürlich völlig legitim und unabhängig vom Unterhaltungsfaktor zu sehen – aber ich fand es schade, wenn sich etwas nach nur zwei Klicks im Web als rein spekulative Luftnummer erwies.

Mich hat auch der recht beliebige Ansatz von J.K. Rowling gestört, mit dem sie sich an Versatzstücken von Historie, Mythologien und Co. bedient. Basilisken, Alraunen und dergleichen bieten so viel Basis – ich finde es schade, wenn das nicht genutzt wird. Natürlich sind das alles legitime Ansätze und diese Unterscheidungen sind rein geschmäcklerisch.
Vor diesem Hintergrund entwickelte sich mein Ansatz, kulturwissenschaftliche Wurzeln zu nutzen und so das Werk stabiler und auf eine Art relevanter zu gestalten. Die nordisch-germanische Mythologie resonierte in mir – mutmaßlich aufgrund des kollektiven Erinnerungsschatzes unseres Kulturkreises – und außerdem nervt mich die Vereinnahmung von Thor, Wikingern und Co. durch die alten und neuen Nazis. So kam es zur Zusammenarbeit mit Prof. Rudolf Simek und dem ausführlichen, wissenschaftlichen Anhang in den Mara-Büchern.

Ruka (ZWO): Sophia, auch Deine Liste an Interessen ist üppig gefüllt. Wie bist Du zur Phantastik gekommen und würdest Du sagen, dass sich die Interessengebiete der Psychologie und der Phantastik gegenseitig ergänzen?

Sophia: Ich bin schon als Kind durch Urmel, Jim Knopf und Co. zur Phantastik gekommen. Aber das war mir damals als Genre nicht bewusst. Es gab einfach Bücher, die ich mochte und Bücher, die ich nicht mochte. Im Wesentlichen ist das auch heute noch so, aber ich bemerke an mir selbst schon eine gewisse Affinität zu Buchcovern mit phantastischen Elementen.

Tommy: Gottseidank, denn so haben wir uns kennengelernt.

Sophia: Stimmt, ich hatte das Buchcover von Mara und der Feuerbringer auf Facebook gesehen, fand es interessant und kaufte mir daraufhin das Buch. So entstand durch meine Nebenbeschäftigung in der Künstlerbetreuung und im Eventmanagement die erste Zusammenarbeit mit Tommy.

Zur Frage nach einem besonderen Zusammenhang von Psychologie und Phantastik gibt es bestimmt viel zu sagen von Leuten, die das wissenschaftlich untersucht haben. Mein Beruf als Psychologin macht sich beim Schreiben selten direkt bemerkbar oder zumindest fällt es mir nicht auf. Mir ist zwar durchaus daran gelegen, dass Protagonisten ihre Konflikte vernünftig lösen und entsprechend miteinander umgehen. Aber das wäre vermutlich auch so, wenn ich Ozeanologie studiert hätte.

Ruka (ZWO): Du beschäftigst Dich auch mit dem Thema Tod und Trauer, auf Deiner Webseite „wirbst“ Du dafür, sich auch schon mit der Thematik zu beschäftigen, bevor die Notwendigkeit näher rückt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Hat das auch Einfluss auf Deine Arbeit als Autorin?

Sophia: Ich bin der festen Überzeugung, dass es uns allen gut tut, uns mit der Endlichkeit unseres Lebens zu befassen und den Tod nicht auszuschließen bzw. ihn erst in unser Leben zu lassen, wenn wir müssen. Entsprechend findet sich das Thema „Tod und Sterben“ und der Umgang damit auch in eigenen Ideen und Texten oder in den erweiterten Lektoraten für Scripts der bumm film wieder.

Ruka (ZWO): Was ist mit erweitertem Lektorat gemeint?

Sophia: So bezeichnen wir meine Arbeit an den Scripts in Ermangelung eines anderen Begriffs. Es ist eine Mischung aus Lektorat, Redaktion und Anmerkungen wie man sie vielleicht als „Producer’s Notes“ beschreiben würde. Das umfasst alles von Wortwiederholungen über Satzzeichen bis zum Hinweis, wenn ich zum Beispiel etwas als nicht glaubwürdig oder unsympathisch empfinde und wie man das lösen könnte. Lob gehört natürlich auch dazu.

Ruka (ZWO): Inwieweit ergänzen sich Eure Expertisen in der Arbeit als Autor*innen? Lasst Ihr Euch voneinander und Euren Wissensgebieten inspirieren?

Tommy: Als Sophia unsere ersten Scripts zu Kohlrabenschwarz lektorierte und dabei auch die Arbeit der Hauptfigur als Psychologe überarbeitete, stellte sich schnell heraus, dass Christian und ich gemeinsam nicht einmal einen halben Psychologen ergaben. Alle Textstellen, in denen der Protagonist seinen Beruf ausübt, stammen überwiegend von Sophia.

Sophia: Die Psychologin in mir weinte beim ersten Lesen …

Tommy: Danke nochmal.

Sophia: Gerne.

Ruka (ZWO): Ihr beschäftigt Euch viel mit den Menschen hinter den Büchern. Seien es die Charaktere oder auch die Leser*innen. Was denkt ihr, haben phantastische Geschichten Einfluss auf unsere Gesellschaft?

Sophia: Schon alleine, dass sich Gleichgesinnte auf Conventions, in Social Media und in Onlinegames zusammenfinden, sich austauschen, miteinander Meinungen und Haltung abgleichen und das nach außen tragen, hat sicherlich einen Einfluss auf Kultur und Gesellschaft.

Tommy: Und ich bin jedes Mal aufs Neue schockiert, wenn sich ausgerechnet ein Star-Trek-Fan als Rassist entpuppt, oder wenn J.K. Rowling wieder transfeindlichen Bullshit verbreitet. Aber nicht nur der Gegenwind nimmt zu – auch Werke wie zum Beispiel Die Götter müssen sterben von Nora Bendzko zeigen eindrucksvoll, dass die Phantastik sich weiterentwickelt und Menschen mitnimmt.

Ruka (ZWO): Gemeinsam und mit Christian von Aster habt ihr nun Kohlrabenschwarz als Roman auf den Markt gebracht. Was ist die Besonderheit in diesem Roman? Gibt es versteckte Botschaften?

Tommy: Schon als Michael Kessler und ich im Biergarten die Idee zu dem Stoff hatten, war ein Genre-Mix das erklärte Ziel. Wir wollten die Tonalität eines Lokalkrimis verbinden mit unerklärlichen Phänomenen und letztere sollten sich auf Sagen, Märchen und Brauchtum stützen. Dass wir das Ganze zunächst als Hörspiel für Audible umsetzen konnten, war ein Glücksfall.

Ruka (ZWO): Könnt ihr das näher erläutern?

Sophia: Worauf Tommy hinauswill, ist der „Genre-Mix“. Im Gegensatz zum Buchhandel muss man sich bei Audible nicht für ein Regal im Laden entscheiden. Das Hörspiel wird Dir vorgeschlagen, weil Du bestimmte Stimmen oder Autor*innen in deiner Sammlung hast.

Tommy: Und während ein Buchverlag notgedrungen in Schubladen oder besser Regalen denken muss, konnte Audible das Label „Genre-Mix“ höchst effektiv als Alleinstellungsmerkmal nutzen und es zugleich in mehreren Genres auflisten.

Ruka (ZWO): Wenn ihr Kohlrabenschwarz in einem einzigen Tweet beschreiben müsstet, wie würde der aussehen?

Tommy: Ich würde das gar nicht erst versuchen, sondern nur mit dem Wesentlichsten anreißen und hoffen, dass das genug Interesse für einen Link hervorruft. Also zum Beispiel so: „Ich lese Dir vor aus Kohlrabenschwarz – unserem launigen Mix aus Mystery, Märchen und Lokalkrimi. Klick hier und viel Spaß!“

Sophia: Ich würde einfach Tommys Tweet retweeten.

Ruka (ZWO): Menschen mit so vielen Interessensgebieten und Projekten sind ständig beschäftigt und oder auf Achse. Bleibt da noch Zeit für Hobbys? Und wenn ja, welche sind das?

Tommy: Gelegentlich komme ich noch dazu, LEGO zu bauen und dabei Musik zu hören oder selbst Musik zu machen, ohne dass dabei direkt ein Song für ein bestimmtes Projekt entstehen muss. Ansonsten sind meine Hobbies so verwoben mit Beruf und Berufungen, dass ich da schwerlich eine Unterscheidung vornehmen kann.

Sophia: Ich liebe es, zu lesen und genieße die Zeit mit unserem Pflegehund. Außerdem habe ich festgestellt, dass mir Gartenarbeit Freude bereitet. Manche Pflanzen scheinen die Freude noch nicht in dem Maße zu teilen und ich bin sehr um die Zufriedenheit aller Beteiligten bemüht.

Ruka (ZWO): Jetzt noch ein kleines Geständnis aus dem Nähkästchen: Was sind Eure Guilty Pleasures in der Phantastik oder in der Buch-Szene?

Tommy: Ich schaue mir jeden Superhelden-Blockbuster an und habe jedes Mal diese kaum erfüllbare Erwartungshaltung, dass es doch bitte der Vorlage Genüge tun und zugleich genug Neues einbringen, dabei nicht zu peinlich-pompös, nicht zu beliebig, nicht zu humorlos aber auch nicht zu albern geraten möge. Umso mehr freue ich mich, wenn so ein Ding mal (meiner Meinung nach) richtig funktioniert.

Sophia: Um eine Serie oder ein Buch so gut zu finden, dass ich meine Freizeit dafür „opfere“, brauche ich unbedingt liebenswerte Charaktere mit einem großen Herzen sowie einem gewissen Maß an Vernunft. Das führt unweigerlich dazu, dass ich gewisse Dinge vorzeitig abbreche, weil ich meine Zeit nicht mit diesen Menschen verbringen will. Vermutlich entgeht mir da einiges an Spannung und an cleveren Plottwists. Aber das nehme ich in Kauf.  

Ruka (ZWO): Und zu guter Letzt wollen wir natürlich noch wissen, was wir von Euch in der nächsten Zeit erwarten dürfen. Habt Ihr Projekte in der Pipeline?

Tommy: Nüchtern betrachtet haben wir gar keine andere Wahl, da wir die Firma bumm film mit ihren zwanzig Angestellten durch unsere kreativen Ergüsse am Laufen halten. Durch die Erfolge der vergangenen Jahre ist die Nachfrage gottseidank groß. Bei mir stehen erst einmal vier neue Ghostsitter-Hörspiel-Scripts an. Parallel dazu werden die Hörspielserien Mara und der Feuerbringer und Lord Schmetterhemd abgeschlossen, was bedeutet, dass ich etwa vierzehn Stunden Audio anhören und mit Regie-Kommentaren versehen werde. Glücklicherweise ist unser Audioteam so wahnwitzig gut, dass ich manchmal nur eine Handvoll Anmerkungen habe. Außerdem sind wir gemeinsam damit beschäftigt, zwei unserer Stoffe als Fiction-Serien zu positionieren.

Sophia: Wenn Tommy neue Ghostsitter-Scripts schreibt, werde ich das oben beschriebene erweiterte Lektorat übernehmen. Aber zunächst steht für mich die Regie des Hörbuchs Mara und der Feuerbringer 3 an. Danach würde ich mich gerne der Entwicklung einer neuen Kinder-Hörspielserie widmen. Sollte aber eine der Fiction-Serien Realität werden, werden wir alle damit beschäftigt sein, die Hörspielscripts in Drehbücher umzuwandeln.

Ruka (ZWO): Herzlichen Dank für die Einblicke in die Hintergründe Eurer Arbeit, zu Euch selbst und den kleinen Einblick in Euer Werken und Wirken. Wir freuen uns schon auf weitere Veröffentlichungen und wünschen Euch viel Erfolg mit den nächsten Projekten! 😊

 

 

Über Sophia und Tommy

Sophia ist Diplom-Psychologin, Autorin, Lektorin, (Patchwork-)Mutter, Hundefan und stolzes Mitglied der Produktionsfirma bumm film GmbH sowie Streamerin auf dem Twitch-Kanal Wildmics mit ihren Talkformaten #AlleBekloppt und #TODgequatscht. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Ihr Gatte ist Tommy Krappweis, seines Zeichens Bestsellerautor, Musiker, Regisseur und Produzent. Der Ex-»RTL Samstag Nacht«-Comedian erfand gemeinsam mit Norman Cöster die Grimmepreis-dekorierte Kultfigur Bernd das Brot. Zurzeit produziert Tommy mit seiner Firma bumm film GmbH erfolgreich Hörspielhits wie Ghostsitter und Mara und der Feuerbringer.

 

Über Kohlrabenschwarz

Im beschaulichen Rosenheim will der Polizeipsychologe Stefan Schwab Abstand zum Job finden. Stattdessen zweifelt er bald an seinem sonst so analytischen Verstand: Kinder verschwinden, sagenumwobene Gegenstände tauchen auf und uralte Ammenmärchen bekommen plötzlich eine blutige Brisanz. Bald zieht sich eine Spur an Gräueltaten durchs Voralpenland.

Während die Polizei die offensichtlichen Zusammenhänge nach Kräften ignoriert, bekommt Schwab überraschend Unterstützung. Seine resolute Kollegin Anna Leitner schlägt sich auf seine Seite, ebenso seine geliebt-gehasste Ex-Frau Susanne. Schließlich komplettiert Susannes neuer Freund das ungewöhnliche Ermittlerquartett: der hünenhafte Pfarrer Franz Hartl. Doch erst, als ein geheimnisvoller Informant ihm ein Märchenbuch zuspielt, begreift Schwab, dass hinter den mysteriösen Verbrechen ein perfider Plan steckt.

 

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