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Pathfinder: Kingmaker Definitive Edition

Ein Königreich für mehr Zeit

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Kategorie: Games

Wo laut der großen Publisher vor Jahren kein Markt mehr zu finden sei, offenbarte das Phänomen Crowdfounding das genaue Gegenteil. Komplexe Rollenspiele auf Basis des D&D-Regelwerks waren nie fort. Sie haben nur geschlafen und sind nun stärker erwacht als je zuvor. Wo allerdings der Branchenveteran Baldur's Gate damals sein Echtzeitkampfsystem mit Pause etablierte, erschloss sich Larian mit der Divinity: Original Sin-Reihe in den vergangenen Jahren einen neuen Markt, der das rundenbasierte System aus der Pen&Paper-Vorlage viel werkgetreuer für den Bildschirm umsetzte. Das System wurde so beliebt, dass selbst Baldur's Gate 3 nun in rundentaktischer Gestalt veröffentlicht wird. Sehr zum Leidwesen von Fans der alten PC-Teile. Wie vereinen wir nun Fans beider Kampfsysteme? Ganz einfach: Man bietet beides an. Pathfinder Kingmaker: Definitive Edition toppt seinen früheren Release von 2018 mit einer verbesserten Version inklusive optionalem Rundentaktiksystem. Welches Kampfsystem wir nun wählen, liegt ganz bei uns. Aber ist Pathfinder Kingmaker dadurch nun das perfekte Spiel für Jedermann?

Wann immer ein Spiel von Fans für Fans erscheint, läuft man Gefahr, die Neueinsteiger mit all seiner Lore und den komplexen Regeln förmlich zu überfahren oder langjährige Fans mit großen Abstrichen zu enttäuschen. Nicht ohne Grund haben P&P-Fans meist ganze Regale mit umfangreichen Regelwerken gefüllt, die nötiges Hintergrundwissen und Spielregeln miteinander vereinen.

Ein Pen&Paper-RPG für den Bildschirm

Pathfinder: Kingmaker basiert auf dem Pathfinder-P&P-Rollenspiel, welches wiederum aus dem Dungeons&Dragons-Regelwerk entspringt. Der Königsmacher-Pfad ist dabei ein Modul des Pathfinder-Universums.
Owlcat Games und Branchenveteran Chris Avelone, der bereits am ersten Baldur's Gate und Neverwinter Knights beteiligt war, setzten die Spieleumsetzung nach einer erfolgreichen Kickstarterkampagne mit über 900.000 $ schließlich für den PC um. Nach dem großen Fanfeedback verbesserte das Studio seinen ursprünglichen Release und machte diesen im vergangenen August auch für die Konsolen zugänglich.

Das Spiel mit den Regeln

Dabei handelt es sich mittlerweile um die Definitive Edition, die neben einer recht gut umgesetzten Konsolensteuerung nun auch ein optionales rundentaktisches Kampfsystem erhalten hat. Wer aber doch lieber gerne das Echtzeitkampfsystem mit Pause benutzen will, kann dies weiterhin tun. Passenderweise kann man zwischen den beiden Kampfmodi nun einfach hin- und herwechseln. Das rundenbasierte Kampfsystem erinnert dabei eher an die klassischen Pen&Paper-Regeln. Die Figuren müssen zwar einzeln kommandiert werden, allerdings erhalten wir nun viel mehr Kontrolle über die Figuren selbst, was neue Taktiken möglich macht, die im frühen Echtzeitsystem eher unvorteilhaft waren. Ein Beispiel dafür sind starke Angriffe mit hohem Flächenschaden. Da dieser auch unsere eigenen Einheiten beschädigt, liefen unsere Nahkampftruppen in den chaotischen Echtzeitkämpfen oftmals in ihr Verderben, wenn wir dem Magier vorher den Zauberbefehl erteilten. Das Ergebnis war, dass viele Spieler*innen diese Flächenangriffe nicht nutzen wollten. Im neuen Rundentaktiksystem gehören diese chaotischen Situationen der Vergangenheit an. Da die Kämpfe nun aber auch viel länger dauern, kann man jederzeit wieder zum Echtzeitkampfsystem wechseln, um leichtere Kämpfe zu beschleunigen, sodass sich ein Mix aus beiden System lohnt.

Echtzeit oder Rundentaktik?

Eine Party zu kommandieren, ist im Echtzeitstrategiegenre meist mit umrahmen, anklicken und von A nach B zu schicken zu bewältigen. Lange Zeit waren Echtzeitrollenspiele auf D&D-Basis nur für den PC erhältlich. Man sieht dem Spiel an, dass es in erster Linie für den Gebrauch mit Maus und Tastatur konzipiert wurde. Die neue Konsolensteuerung ist dennoch sehr intuitiv umgesetzt worden. Der neue Rundentaktikmodus ist nicht ganz unschuldig daran, dass sich Pathfinder auf der Konsole ganz ordentlich spielen lässt.
Das Spielprinzip des Basisspiels hat sich hingegen nicht geändert. Die bislang erschienenen DLCs sind nun von Anfang an dabei. So ist ein Wiederspielwert gesichert. Dennoch hat Pathfinder: Kingmaker so seine Eigenheiten, die die Spieler*innenschaft spaltet.

Achtung, fertig, los!

Wir starten als Söldner*in, der*die losgesandt wird, um einen von Banditen besetzten Landstrich zu befreien. Als Belohnung winkt das eigene Herzogtum, das wir anschließend verwalten und vergrößern müssen, um zu bestehen. Doch wir haben dafür nur wenige Monate Zeit und eine andere Gruppe Söldner*innen hat ebenfalls ein Auge auf das umkämpfte Gebiet geworfen. Gleich nach dem Prolog wird deutlich: wer sich in Pathfinder Kingmaker zu viel Zeit lässt, wird das Spiel nicht beenden können. Der Wettlauf zu Beginn des Spiels ist nur eine von vielen zeitlich begrenzten Quests, die uns im Spiel begegnen werden. Die Strafe für unsere Langsamkeit ist in fast allen Fällen das endgültige Game Over. Es lohnt sich also, viele Speicherstände anzulegen, wenn man 40-50 Stunden oder gar mehr nicht verschwendet haben will. Der Anfang gestaltet sich noch wie ein klassisches Rollenspiel, dessen Gameplay sich nur wenig vom Genreklassiker Baldur's Gate unterscheidet. Wir durchstreifen das Gebiet, absolvieren Quests, führen Unterhaltungen, die nicht nur maßgeblich für den Ausgang der Quest, sondern auch zur Stimmung innerhalb der Party beitragen. Gleich im Prolog entscheiden nicht wir als Spieler*in, wer uns begleitet, sondern unsere bis dahin getroffenen Mitstreiter*innen, ob wir nun Freund oder Feind sind und das nur auf Basis weniger Antworten und Entscheidungen, die wir bis dahin von uns gegeben haben.
Die weit verzweigte Weltkarte ist zu Beginn des Spiels noch weitgehend unentdeckt. Pfade und Kreuzungen erscheinen erst, wenn wir sie benutzen. Dann kann es passieren, dass wir für unser Ziel Umwege gehen, die uns für die zeitlich begrenzten Quests wertvolle Zeit kosten, besonders, wenn wir dadurch mit Zufallsbegegnungen aufgehalten werden oder unsere Party vor lauter Erschöpfung erstmal ein Lager aufschlagen muss. Im Lager können wir unsere verletzen Mitglieder heilen, neue Verpflegung zubereiten und uns unterhalten. Die Aufgaben verteilen wir je nach Spezialfähigkeiten der Partymitglieder. Allerdings bietet sich nicht immer für jede Aufgabe auch ein*e passender Spezialist*in.
Es ist ratsam die Aufgaben der Mitstreiter*innen an eure Spielart anzupassen. Beispielsweise wird ein Charakter mit wichtigem Heilzauber als Nahkämpfer*in eingeführt. Wer sicher gehen will, dass dieser im Kampf nicht zuerst das Zeitliche segnet, rüstet ihn stattdessen mit Fernkampfangriffen aus und stellt ihn mit dem Formationstool bequem in die hintere Reihe.

Game of a Throne

Wenige Stunden später haben wir ein eigenes Königreich. Ab jetzt müssen wir nicht nur Quests erfüllen, sondern dieses Königreich auch verwalten. Stück für Stück erobern wir das Gebiet, bauen Siedlungen, bauen unsere Hauptstadt aus und erledigen Anfragen unserer Bürger*innen. Allein dies bringt schon diverse Tücken mit sich, denn sind wir zu eifrig mit der Vergrößerung unseres Reiches, ohne es ausreichend zu befestigen, wird es instabil. Damit wir nicht völlig im Dunklen tappen, erhalten wir Unterstützung. Unsere Partymitglieder fungieren als Berater*innen. Ignorieren wir auch hier ihre Forderungen zu oft, sagen sie Lebewohl. Dabei sind sie überaus wichtig, wenn wir sie auf Missionen schicken, die genau ihre Expertise erfordern. Wem das verantwortungsvolle Regieren über das Königreich zu viel ist, der kann in den Optionen die automatische Verwaltung einschalten. Die Entscheidungen übernimmt dann der Computer und wir können uns auf das Rollenspiel konzentrieren. Doch auch hier sitzt uns weiterhin bei vielen Quests der Timer im Nacken.
Der Schwierigkeitsgrad ist selbst auf der mittleren Stufe ziemlich knackig und es ist keine Schande, sich für den ersten Durchgang mit diversen Hilfen und leichteren Einstellungen das Leben angenehmer zu machen. Doch anstatt simpel zwischen Deppen- und Profimodus hin- und herzuschalten haben wir etliche individuelle Einstellungsmöglichkeiten, in denen wir es uns in einigen Aspekten einfacher machen können, während wir in anderen Disziplinen die Herausforderung suchen können. Auf dem Papier haben Owlcat Games damit den perfekten Spagat zwischen regelkonformen und einsteigerfreundlichem Gamedesign gefunden. In der Realität bleiben dennoch viele Fragen unbeantwortet. Letztlich lernt man das Spiel durch Trial and Error kennen oder recherchiert Taktiken, Charakterbuilds und Verwaltungsstrategien in den zahlreichen Foren, die es seit dem Release im Jahr 2018 gibt. Wer nach Kingmaker noch nicht genug bekommen hat, darf sich übrigens auf den Nachfolger Pathfinder: Wrath of the Righteous freuen, der für den Sommer 2021 angekündigt ist.

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