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Paleo

Kooperatives Steinzeit-Spiel

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Mit Paleo bringt der Spieleverlag Hans im Glück im Oktober 2020 ein kooperatives Spiel für zwei bis vier Spieler heraus. Das Setting führt in eine prähistorische Zeit, in der sich ein Stamm von Steinzeitmenschen gegen Gefahren behaupten und neue Erfindungen machen muss. Autor Peter Rustemeyer hat im Interview mit Birgit Oppermann unsere Fragen zu Paleo beantwortet.

Zauberwelten: Peter, auf Deinem Blog bezeichnest Du Dich als Hobbykünstler und Hobbyautor. Paleo ist aber deutlich mehr als ein Hobbyprojekt. Wie bist Du dazu gekommen und was machst Du noch?

Peter Rustemeyer: Ich arbeite als Archäologe im Raum Köln. Ich habe das Spieleerfinden immer mehr als Nebenjob gesehen, als Hobby eigentlich. Das ist auch gesund, weil es nicht so einfach ist, davon zu leben. Ich habe aber in den letzten Jahren angefangen, ein bisschen professioneller an die Sache heranzugehen, zu netzwerken, Verlagsmitarbeiter kennenzulernen, zu Veranstaltungen zu fahren und so weiter. Auf einer von diesen Veranstaltungen hatte ich das Spiel dabei und habe es dort gezeigt. Es kam richtig gut an. Am Ende konnte ich mir fast einen Verlag aussuchen und habe mich für Hans im Glück entschieden.

ZW: Hat die Wahl des Themas mit Deinem Beruf als Archäologe zu tun?

Peter: Das hat stark damit zu tun. Ich habe meine Arbeitskollegen mit zig Fragen geärgert, ob das, was ich mir überlegt habe, so passt, was man aus den Rohstoffen noch für Werkzeuge herstellen könnte und so weiter. Im Spiel steckt also schon einiges Fachwissen. Wir haben uns allerdings eine Menge künstlerischer Freiheiten erlaubt. Man kann zum Beispiel kein Steinzeit-Spiel machen, in dem keine Mammuts oder Säbelzahntiger vorkommen. Im Prinzip springen wir wild über die Kontinente und über ein 100.000 Jahre breites Zeitfenster.

ZW: Was macht Dein Spiel und die Spielmechanik aus?

Peter: Die Spieler sind ein Stamm in der Steinzeit und versuchen, nicht zu verhungern und nicht gefressen zu werden. Außerdem versuchen sie, bestimmte Meilensteine zu erreichen. Wenn die Gruppe gemeinsam fünf davon geschafft hat, hat sie gewonnen. In der Mitte liegt immer ein riesengroßer Kartenstapel, der auf die Spieler verteilt wird. Alle decken gleichzeitig eine Karte auf und jeder Spieler kann entscheiden, ob er seine eigene Karte nutzt oder ob er einem anderen Spieler helfen will. Die Karten zeigen, was in der Welt los ist, sind aber gleichzeitig eine Zeitressource. Die Spieler müssen immer wieder Karten verdeckt abgeben, um Aufgaben zu erfüllen. Wir haben die Rückseiten der Karten unterschiedlich markiert, sodass man etwas einschätzen kann, was kommen könnte. Aber so ganz genau weiß man nie, welche Karten ins Spiel kommen und welche als Zeitressource ungesehen verschwinden.

Dieser Aspekt war meine Grundidee. Ich hatte so etwas Ähnliches in einem anderen Spiel gesehen, aber da stand es überhaupt nicht im Vordergrund. Mit dieser Idee ging es also los. Ich habe zuerst einfach Karten geschrieben: Wirf drei Karten ab für ein Holz. und so weiter. Paleo war ursprünglich ein Push-your-luck-Spiel. Man wusste nie, was auf den Karten ist und ob das Holz jetzt sehr teuer ist oder ob man mit den abgeworfenen Karten etwas los wird, das Schaden anrichten würde, hungrige Wölfe zum Beispiel. Man musste auf Glück spielen. Das war die Grundidee. Als ich das Spiel dem Verlag gegeben habe, wünschte der sich, dass die Spieler mehr Kontrolle im Spiel behalten sollten. Sie sollten genauer wissen, was sie tun. Dann haben wir ein Jahr lang ganz verschiedene Systeme getestet. Wir haben zum Beispiel mit einer Landkarte gespielt, auf der sich die Spieler bewegen konnten, und wir haben mit Karten experimentiert, mit denen sie die Handkarten anschauen und sortieren konnten. Das hat aber alles nicht so gut funktioniert. Dann haben wir uns dafür entschieden, einfach die Rückseiten zu markieren, sodass man besser einschätzen kann, welche Karten kommen werden. Dadurch funktioniert es jetzt super und ist richtig rund geworden.

ZW: Welche Tipps hast Du für Anfänger?

Peter: Wir haben in die Spielregeln hineingeschrieben, dass man das erste Spiel idealerweise zu zweit oder zu dritt spielen sollte. Am Anfang kann man noch nicht so gut einschätzen, welche Züge sinnvoll sind. Dann besteht die Gefahr, dass man sich in Diskussionen verzettelt. Nach der ersten oder zweiten Spielrunde wird den Spielern klar sein, worauf es ankommt. Ab dann kann es auch zu viert so richtig losgehen.

Es gibt übrigens eine Solo-Spielvariante, die die Spieler ausprobieren können. Es wird aber natürlich interessanter, wenn mehrere Karten offen liegen und man jemanden zum Diskutieren hat.

ZW: Was magst Du an Paleo besonders gerne?

Peter: Dass es völlig aus sich heraus eine Geschichte erzählt, ohne dass man sich großartig Karten oder Texte vorlesen muss. Bei allen Spielern, die ich gesehen habe, ergibt sich ein Eintauchen in die Welt. Sie sprechen automatisch mit den Spielbegriffen. Sie sagen zum Beispiel nicht: Ich nehme ein rotes Klötzchen und hole mir einen Siegpunkt., sondern: Wir gehen jetzt ein Mammut jagen.

ZW: Ich habe gelesen, dass man das Spiel als lose Kampagne spielen kann. Wie funktioniert das?

Peter: Wir haben zehn Missionen in die Box gepackt, und man spielt immer zwei davon. Die mischt man in den Stapel, sodass jedes Mal etwas anderes passiert. Wir haben Levels vorgeschlagen, die man in einer bestimmten Reihenfolge spielen soll, sodass es leicht anfängt und schwerer aufhört. Aber es steht den Spielern völlig frei, Levels zu überspringen, sie mehrfach zu spielen oder einfach die Missionen wild durcheinander zu würfeln. Es spricht generell auch nichts dagegen, einfach drei Missionen ins Spiel zu mischen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Es gibt keinen zusammenhängenden Geschichtenstrang, und man behält auch nichts über die Level hinweg. Es ist also keine richtige Kampagne, sondern eher eine Abfolge von Szenarien. Dadurch sind die Spieler freier und können so spielen, wie es für sie am spannendsten ist.

ZW: Das klingt so, als könnte es irgendwann eine Erweiterung zu Paleo geben.

Peter: Das ist tatsächlich leicht möglich, und Hans im Glück ist nun wirklich kein Verlag, der Erweiterungen gegenüber abgeneigt ist, wie man zum Beispiel an Carcassonne sehen kann. Ich hoffe also sehr, dass es irgendwann Erweiterungen zu Paleo geben wird.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2020

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