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Der Orden des geheimen Baumes, Band 1: Die Magierin

Ferne Länder voller Magie, Drachen und starker Charaktere

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Kategorie: Literatur

Mit Die Magierin, dem ersten Band des zweiteiligen Fantasy-Epos’ Der Orden des geheimen Baumes, legt Samantha Shannon ein wahrlich beeindruckendes Werk vor. Fans von vielschichtigen Fantasy-Geschichten haben vieles, worauf sie sich in diesem Buch freuen dürfen: Sprechende Drachen, jahrtausendalte Geheimorden, Magie und sogar Piraten sind mit von der Partie. Besonders erfreulich ist jedoch, dass Shannons Roman wichtige Schritte geht, um das bis heute oft zu weiße, zu männliche und zu heterosexuelle Fantasy-Genre neu zu erfinden.

Nach tausend Jahren droht der Namenlose Eine, ein uralter und gefürchteter Drache, erneut zu erwachen und die Welt in den Abgrund zu reißen. Nun liegt es an einer Handvoll Menschen, die verschiedenen Kulturen und Religionen der Welt im Kampf gegen das Böse zu vereinen. Doch dafür müssen sie zunächst ihre eigenen Differenzen beiseitelegen: Während Drachen jeder Art im Westen verabscheut und gejagt werden, gelten einige Drachenarten in den östlichen Ländern als Götter. Auch ist Magie in einigen Ländern und insbesondere im Königreich Inys – der Wiege einer der bedeutendsten Religionen der Handlungswelt – streng verboten; in anderen Regionen gilt Magie dagegen als höchste Kunst. Das Schicksal dieser Welt und seiner vielseitigen Kulturen liegt in den Händen einer mächtigen Magierin des Südens, der Königin von Inys und einer Drachenreiterin aus dem östlichen Seiiki. Um gemeinsam gegen den Namenlosen Einen zu kämpfen, müssen sie jedoch zunächst wortwörtlich über ihren eigenen Horizont hinausblicken und sich zahlreichen Intrigen stellen.

Eine atemberaubende und vielseitige Welt

Eine der großen Stärken des Romans ist sicherlich das Worldbuilding: In Die Magierin entwirft Shannon eine detaillierte Welt und lädt ihre Leser*innen zum Eintauchen und Mitfiebern ein. Zahlreiche Nationen, Kulturen und Religionen, die allesamt eigenständig agieren und dennoch miteinander verwoben sind, geben der Geschichte ihren facettenreichen Anstrich und bereichern das Leseerlebnis. Ein Blick in die Weltkarte, mit der das Buch ausgestattet ist, verrät bereits: Der erste Band stellt nur ein Teil dieser gigantischen Welt vor.

Vier äußerst unterschiedliche Charaktere dienen als Erzähler*innen der Handlung. Besonders begrüßenswert: Mit jedem Perspektivenwechsel passt sich auch der Erzählstil an den jeweiligen Charakter an. Die unterschiedlichen Sichtweisen auf das Geschehen sind somit durch die persönlichen Erlebnisse und religiösen/kulturellen Doktrinen der Figuren gefärbt. Das Ergebnis ist eine heterogene Welt, die niemals statisch wirkt, sondern durch die Entscheidungen einzelner Charaktere aktiv geformt wird. Die Charaktere entwickeln sich mit ihrer Welt und sind daher vielschichtige Persönlichkeiten. So werden verschiedene Leser*innen auch unterschiedliche Lieblingscharaktere haben. Doch auch solche Figuren, die man weniger oder vielleicht überhaupt nicht mag, werden nicht zu einem Hindernis beim Lesen. Shannons Die Magierin zeigt, dass Charaktere unsympathisch und interessant zugleich sein können.

Diversität, oder: Frischer Wind im Fantasy-Genre

Ein wichtiger Punkt, durch den Die Magierin sich von vielen anderen Fantasy-Werken abhebt, ist die Diversität der Charaktere. Sie sind größtenteils nicht weiß, nicht männlich, oder nicht heterosexuell. Ein beachtlicher Anteil der Figuren fällt sogar in alle drei Kategorien. Ganz wichtig dabei: Die Diversität erstreckt sich nicht nur auf Nebenfiguren, sondern auch auf die erzählenden Hauptcharaktere selbst. Wer sich also nach einem queeren Fantasy-Epos mit starken Frauen und kultureller Vielfalt sehnt, ist hier an genau der richtigen Adresse.

Dabei verfällt der Roman jedoch niemals in ein „Diversitäts-Bingo“, bei dem möglichst viele marginalisierte Gruppen auf hanebüchene und sinnlose Art in die Handlung hineingezwängt werden. Diversität ist schlicht Teil der Welt von Shannons Fantasy-Saga Der Orden des geheimen Baumes; zwar haben auch hier Charaktere gelegentlich mit ihrer vermeintlichen Andersartigkeit oder den ihn zugeordneten gesellschaftlichen Rollen zu kämpfen, doch ist zumindest der erste Teil der Saga keineswegs eine weitere tragische Geschichte marginalisierter Menschen. Diese Figuren wachsen stets über die ihnen gesetzten Grenzen hinaus.

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