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Omniworld

Dystopischer KI-Thriller

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Kategorie: Literatur

Omniworld ist besser als die Realität. Die neue Metaverse-Plattform hat im Jahr 2033 eine Technologie bereitgestellt, die die Realität in den Schatten stellt, während selbige dem Klimawandel zum Opfer fällt. Die Visionen des Omniworld-Gründers Ethan Hubble für das virtuelle Leben ziehen die Menschheit immer mehr in den Bann. Immer mehr lassen die "Objektwelt" hinter sich, selbst Politik und Nationalstaaten. Eine Spirale, die nicht nur Vorteile mit sich bringt …

Ethan Hubble, der von den Massen verehrte Mastermind hinter Omniworld, treibt mit seiner Firma den Fortschritt einer virtuellen Realität stetig voran. Seine Hubble’s Scope-Events, bei denen regelmäßig die aktuellen Innovationen der Omniword-Technik vorgestellt werden, verfolgen hunderte Millionen Menschen. Ihm zur Seite steht Marie, seine Freundin, die Omni – die Firma hinter Omniworld – von Beginn an begleitet hat und für das Social & Ethics Department zuständig ist.  

Während Ethan daran gelegen ist, die “Objektwelt” hinter sich zu lassen, setzt Marie sich in Omnis Namen für bessere Lebensbedingungen ein und baut u.a. Algenplantagen. Auch ist Omni Marktführer im autonomen Individualverkehr geworden, was Autos wie Züge obsolet macht. Dazu kommt noch die fast CO2-neutrale Vernetzung, die Omniworld möglich macht. Diese Symbiose aus Fortschritt und Verbesserung der Lebenswirklichkeit führt dazu, dass die Mehrheit der Bevölkerung Ethan Hubble als den Einzigen sieht, der die Welt noch retten kann. Das Vertrauen der Bevölkerung hat sich von den üblichen Institutionen abgekehrt und Omniworld ist, bei voller Unterstützung und Zustimmung, auf dem besten Weg eine Weltmacht zu werden.  

Aber nicht alle lassen sich von der vermeintlich wahrgewordenen Utopie weismachen, dass diese simulierte Realität die Lösung aller Menscheitsprobleme darstellt. Und nicht nur Gegner*innen der Omniworld drohen einschneidende Konsequenzen, sondern in Wirklichkeit der ganzen Erdbevölkerung …  

Spannende Page-Turner-Dystopie 

In Mark Talers Erstlingswerk verfolgt der Lesende die Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen ist dies natürlich Ethan Hubble, Simulations-Gott und milliardenschwerer Innovator, der physisches Leben immer weiter ablehnt. Auch Marie, die in Omniworld keinen vollständigen Ersatz für das reale Leben sieht und daher versucht, Ethan auf dem Boden zu halten, ist agierende Protagonistin. Hinzu kommt noch Steffen, Mitarbeiter des Bundesamts für Sicherheit der Informationstechnik, dessen Sohn Noah zunehmend in Omniworld verschwindet, weshalb dem verwitweten Vater umso mehr an einer Regulierung der Simulation gelegen ist. Drei unterschiedliche Persönlichkeiten, die den Lauf der Geschichte wie auch des Romans maßgeblich formen. 

Dadurch, dass nicht nur die erzählenden Personen und damit die Sichtweisen auf den Plot stetig wechseln, sondern wir der Geschichte in kleinen Sprüngen auch etwa 20 Jahre in die Zukunft folgen, wird man beim Lesen stetig mit Neuem gefüttert. Die Spannung bleibt konstant hoch und man fragt sich, in welche Richtung sich alles entwickeln wird. Dabei bleibt die Plot-Entwicklung nicht eindimensional. Jeder Charakter entfaltet sich, gewinnt an Dynamik und spielt eine entscheidende bis tragische Rolle im großen Ganzen.  

Was zum Auftakt des Buches noch wie eine vielversprechende Rettung der Menschheit durch Ethan Hubble wirkt, wendet sich zügig den Widrigkeiten zu, die mit einem solch revolutionären und leider nicht wirklichkeitsfremden Plan einhergehen. Als wahnwitziger Mix aus Charakteren wie Steve Jobs und Elon Musk zeigt sich an Ethan im Verlauf, wie nah Genie an Wahnsinn grenzt. Ein ambitioniertes Mars-Projekt inklusive. Moral wird für Ethan zum Erreichen seiner Ziele sekundär behandelt. Ein fataler Fehler oder nötiges Übel, um der Feindseligkeiten gegenüber seiner Vision entgegenzuwirken?  

Eingangs lag mir der Vergleich mit der Dilogie Ready Player One irgendwie auf der Hand, doch außer einer virtuellen Realität haben die Storystränge der beiden Bücher wenig miteinander zu tun. Omniworld ist als dystopischer Thriller wesentlich fatalistischer, das Szenario (leider) lebensnaher.  

Fazit 

Omniworld ist mit seinen nicht einmal 300 Seiten zwar ein durchaus kurzer, aber dennoch spannungsreicher, komplexer Thriller, der mit KI, Automation und Realitätssimulationen nicht nur aktuelle Themen aufgreift, sondern sie auch gekonnt in ein dystopisches, unterhaltsames Zukunftsszenario transportiert, das viele Aspekte und Ebenen dieser Materie aufgreift und bildhaft darstellt. Mitsamt aller technologischen Fortschritte, die zu Recht für ihre Innovationskraft gefeiert werden, zeigt der Roman, dass der gesunde Menschenverstand nie über Bord geworfen werden sollte. Medaillen haben, wie man hier sieht, stets zwei Seiten. Ein lesenswertes Debüt. 

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