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Newsboys

Roll and Strike

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

New York 1890: Zeitungsjungen wetteifern darum, die Extrablätter der Nation zu verteilen. Dabei stehen die im wahrsten Sinne des Wortes armen Jungs (die historisch gesehen natürlich auch Mädchen sein konnten) am unteren Ende der Nahrungskette. Ganz so düster geht es im rasanten Spiel von Kultautor Saashi zwar nicht zu, aber für ein eher kurzes Spiel thematisiert es den Kampf der Zeitungsausträger*innen um einen angemessenen Lohn erstaunlich gut. Genau dieses Element gibt dem eher klassischen Roll and Write Thema einen einzigartigen Twist.

Die Grundmechanik von Newsboys ist schnell erklärt und in ca. 15 bis 20 Minuten ebenso schnell gespielt. Ausgehend von einem Startfeld erweitern wir unser Zustellgebiet in vier Regionen Brooklyns. Diese wiederum bestehen aus Unterregionen mit zwei bis vier Feldern in fünf verschiedenen farblich unterschiedenen Kategorien wie Wohnhäusern, Geschäften oder Industriegebieten. Drei persönliche Würfel und zwei Karten – die allen Spieler*innen zur Verfügung stehen – bestimmen, wie viele Kreuze in welchen Farben gemacht werden können. Um diese Entscheidung interessanter zu gestalten, darf einmal pro Runde neu gewürfelt werden. Außerdem gibt es ein Fragezeichensymbol, das für jede nicht gewürfelte Farbe stehen kann. Haben wir uns für eine Farbe entschieden, dürfen wir entsprechend dem Ergebnis Gebiete ankreuzen, die an ein bereits besetztes Feld angrenzen. Schließen wir auf diese Weise ein Gebiet ab, markieren wir es in unserer Setliste und können bei manchen Gebieten zudem unser Einkommen erhöhen. Gelingt es uns auf diese Weise sogar, ein Gebiet abzuschließen, ohne dass noch Symbole übrig sind, dürfen wir zusätzlich ein Bonuskreuz setzen, was motivierende Kettenreaktionen auslösen kann.

Nicht nur das Ankreuzprinzip ist recht selbsterklärend, auch die Punktevergabe ist wenig überraschend. Punkte erhält man für Sets aus allen fünf Farben und wenn es uns gelingt, alle Regionen einer Farbe oder ein Stadtviertel abzukreuzen. Als einziges interaktives Element gibt es Bonuspunkte, wenn man eine der Bedingungen vor den anderen Spieler*innen erfüllt. Außerdem lösen einige Sets einen Zahltag aus, der ebenfalls Punkte in die Kasse spült. Der dritte Zahltag beendet schließlich das Spiel. Bis zu diesem Punkt ist Newsboys also nur ein flottes, sauber gestaltetes Roll, Flip and Write-Spiel, das reibungslos läuft, aber noch nicht im Gedächtnis bleibt. Pfiffig wird es mit dem Zahltag ...

On Strike!

Passend zum Thema der New Yorker Zeitungsjungen der 1890er Jahre partizipieren wir nämlich nicht automatisch an den Gewinnen der Zeitungskonzerne. Wir können noch so viele Bezirke erschließen und den Profit in die Höhe treiben: Wenn wir nicht für unseren Lohn kämpfen, bleibt am Zahltag nichts für uns übrig. Um ein Stück vom Kuchen abzubekommen, müssen wir streiken, was im Spiel dadurch erfolgt, dass wir auf einen Zug verzichten und statt Bezirke zu erschließen, eine Streikleiste nach oben treiben. Alle paar Felder partizipieren wir dann etwas mehr am Gewinn, was sich durch die dreifache Wertung als nicht zu unterschätzender Siegpunktfaktor entpuppt.

Auch hier glänzt das Spiel mit einem klaren Fokus. Die Streikleiste ist selbsterklärend und die Entscheidung, einen Wurf entweder zum Ausbauen oder Streiken zu nutzen, ebenso einfach wie knifflig. Dass der Streik auch noch thematisch sehr gut passt, rundet das Erlebnis für mich ab.

Produktqualität

Newsboys ist schön aufgemacht, kommt aber in einer unscheinbaren, vergleichsweise kleinen Schachtel daher. Für asiatische Spiele ist das nicht ungewöhnlich. Anders als auf dem europäischen und amerikanischen Markt, wo sich der Umfang des Spiels offenbar in der Größe der Spielschachtel (gerne auch mit viel Luft gefüllt) widerspiegeln muss, setzen asiatische Spiele auf eine möglichst effiziente Verpackung. Wer schon einmal ein Oink-Spiel in der Hand hatte, kennt das Extrem dieses Trends, bei dem das Einpacken schon mal zum Puzzlespiel werden kann. Ganz so gedrängt geht es im New York der 1890er Jahre nicht zu, auch wenn der vergleichsweise kleine Spielplan etwas gewöhnungsbedürftig ist. Dafür ist der beschichtete Plan äußerst funktional gestaltet und deutlich stabiler als viele der üblichen Papppläne.

Design und Illustration sind durchdacht und stimmig, auch wenn das Thema insgesamt etwas kurz kommt. Mit New York hat der Plan nichts zu tun und auch die verschiedenen Regionen unterscheiden sich nur farblich voneinander. Da das Spiel dadurch aber umso schneller wird, sehe ich darüber gerne hinweg. Die wohl größten Kritikpunkte sind vielleicht der Preis und die Zugänglichkeit. Newsboys ist ein schnelles Spiel, das man auf dem europäischen Markt für einen niedrigeren Preis erwarten würde. Außerdem ist mir bisher kein Vertrieb auf dem deutschsprachigen Markt bekannt. Ich konnte das Spiel auf der Spielemesse direkt beim Verlag erwerben, ein kleiner Aufkleber, der auf Oink Games hinweist, lässt aber hoffen, dass das Spiel bald auch auf regulärem Weg in Deutschland erhältlich sein wird.

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