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Navigator

Köln 2035. Eine Vision.

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Kategorie: Literatur

Am 6. Mai 2016 erscheint das Hörspiel Navigator nach der gleichnamigen Novelle von Norman Liebold, umgesetzt durch den bekannten Hörspielmacher Andreas Muhlack. Das dystopische Science-Fiction-Hörspiel entwirft das Bild Kölns im Jahre 2035 mit bekannten Sprechern des WDR und spricht aktuelle politische und gesellschaftliche Thematiken – Überwachung, Arm-Reich-Schere, Arbeitslosigkeit und die Folgen der Digitalisierung – sehr direkt an. Das Hörspiel wird vom Jungen Theater Siegen durch den Regisseur Lars Dettmer als multimedial aufgearbeitete szenische Lesung mit Theaterszenen bearbeitet, welche am 23. April (Vorpremiere), 28. April (Premiere) und am 3. Mai (Extra-Vorstellung) aufgeführt wird.

Die Vorgeschichte

In geschriebener Fassung erschien Navigator erstmals 2008. 2014 wurde die Geschichte in der gleichnamigen Anthologie von neun sozionautischen Novellen veröffentlicht und ist in einer 2. Auflage 2015 bei Amator Veritas erschienen. In den Novellen behandelt Liebold zeitkritisch, spitzzüngig und humorvoll unsere mögliche, nicht unbedingt ferne Zukunft. Verrückte werden durch Bluetooth-Headsets resozialisiert. Förster führen zum Schutz der Wälder die Politik Jahrzehnte in die Irre. Eine neue Sklavenschicht vegetiert in unsichtbaren Stadtteilen Kölns. Priester verwandeln sich in fliegende Zombie-Racheengel oder führen geistig verwirrt Atheisten zum Glauben zurück. Datenmessis brechen auf der Suche nach konfiszierten Rechnern ins Polizeipräsidium ein und finden Erleuchtung, und alte Professoren nehmen zur Rettung des letzten Magisters den Kampf mit der Megamaschine auf.

Worum es geht

Unsere Welt wird immer mehr von digitalen Medien beherrscht. Die Menschen sind vielfältig über social media miteinander verbunden, hinterlassen beim Einkaufen, Bücherlesen und Kommunizieren nicht nur nachvollziehbare, detaillierte Spuren, sondern ein Abbild ihrer Persönlichkeit, ihres Lebens, ihres Denkens. Die Abhängigkeit von technischen Möglichkeiten wächst. Spätestens seit den Enthüllungen Snowdens ist bekannt, dass sammelwütige Staatsorgane wie NSA, BND und nicht zuletzt auch Datenkraken wie Google und Amazon nahezu uneingeschränkt Zugang zu allen personalisierten Daten haben.

Wirtschaft und Politik globalisieren unter dem Diktat von Effizienzsteigerung, Profitmaximierung und Monopolkapitalismus zu einer entmenschten Rechenmaschine, die nur wirtschaftsrelevante Zahlen in ihrem immer schneller rotierenden Wachstumswahn einbezieht. In unvorstellbar reichen Nationen wie Deutschland grassiert Arbeitslosigkeit, menschenunwürdige Hartz-IV-Regelungen und Sozialabbau. Staaten wie Griechenland werden ausverkauft. Konzerne üben mehr Macht aus als Regierungen.

Wie wird unsere Lebenswelt in 20 Jahren aussehen?

Liebold verzichtet ganz bewusst auf noch kommende technische Entwicklungen und denkt mit dem weiter, was wir bereits heute tagtäglich benutzen und beobachten. Er zeichnet keine endzeitliche Schreckensvision, er lenkt den Blick auf die ganz alltägliche Lebenswelt in Köln, zwanzig Jahre in der Zukunft. Keine weltrettenden Helden, keine Explosionen und Rebellionen; nur ein kleiner Broker, der das Pech hat, dass seine Geräte ausfallen, und deshalb gezwungen ist, orientierungslos die Augen zu öffnen – wodurch er sieht, was er nicht sehen soll. Ein einzelner Mensch, der seine Entscheidungen trifft und damit auf eine besondere Art und Weise Courage zeigt. Unaufgeregt, direkt, menschlich berührend ohne Effektspektakel.

Die Geschichte

Köln 2035. Kevin lebt in seiner volldigitalisierten Hochglanzwelt, mit seiner treuen, digitalen Begleiterin Sandra. Das Abenteuer beginnt an einem ganz normalen Tag, bis ihn auf der Autobahn der Blitz trifft und ihn von der Außenwelt abschneidet. Plötzlich orientierungslos beginnt eine Odyssee durch das Köln der Zukunft und er landet in einer anderen, fremden Welt. Irgendwann trifft Kevin auf Diogenes, einem alten Mann von vor der Zeit. Er lebt in einem Bauwagen und öffnet Kevin die Augen über die scheinbar so tolle, digitale Welt. So ist das ganze Kölner Stadtviertel ausgeblendet. Ein Viertel, in denen eine neue Sklavenschicht dahin vegetiert, um den Lebensstandard der oberen Zehntausend zu garantieren. Mit diesen Informationen kehrt Kevin in seine Welt zurück.

Die Umsetzung

Für die Hörspiel-Umsetzung war der Hörspielmacher und Komponist Andreas Muhlack verantwortlich. Als Sprecher wurden Bernd Rehese (Kevin), Ernst-August Scheppmann (Diogenes) und Daniele Bette-Koch (KI Sandra) verpflichtet. Die Geschichte ist hervorragend umgesetzt und fühlt sich im Kopf sehr real an. Ich würde mich freuen die geplante multimedial aufgearbeitete szenische Lesung mit Theaterszenen einmal als Video sehen zu dürfen.

Fazit

Wann wird es eine Fortsetzung geben?
 

Navigator – das Hörspiel
Norman Liebold und Andreas Muhlack
(wortpersonal, 2016)
Lauflänge: 54 Minuten
Audio-CD: 978-3-945273-00-5
Download: 978-3-945273-01-2
Webseite: www.wortpersonal.de

Navigator: Neun sozionautische Novellen
Norman Liebold
(Amator Veritas, 2015)
208 Seiten, Hardcover gebunden
ISBN Buch: 978-3-937330-78-5
ISBN eBook: 978-3-937330-079-2
Webseite: www.amator-veritas.de

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