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Nachtschatten: Ungebrochen

Eine Jägerin zwischen Liebe und Verrat

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Kategorie: Literatur

Nachdem Lily und Silas nicht nur auf der Flucht vor dem hohen Rat sind, sondern sich auch vor dem Orden der Magier verstecken müssen, ist nur noch eines wirklich sicher: das tiefe, durch Liebe begründete Vertrauen zueinander. – Oder?

Im zweiten Band der Nachtschatten-Reihe von Juliane Seidel sind Lily und Silas zunächst auf sich allein gestellt und müssen nach Verbündeten suchen. Alle anderen scheinen sich gegen sie verschworen zu haben oder verfolgen irgendwelche zwielichtigen Ziele, die mit Sicherheit nichts Gutes in Aussicht stellen. Wer da noch mit tugendhaften Absichten nach Gerechtigkeit handelt, bleibt bis zuletzt die große Frage.

Liebe, Liebe, Liebelei ... bald ist sie vielleicht schon vorbei

Lily liebt Silas und Silas liebt Lily, soweit schon klar. Aber Adrian – Lilys Schutzengel – liebt Radu, obwohl er das gar nicht können sollte. Ob er Radu sogar mehr liebt als Lily, weiß man auch nicht unbedingt. Radus große Liebe ist allerdings dann doch wieder Lily, nachdem Nazar seine Verlobte umgebracht hat. Nazar liebt niemanden, steckt aber vermutlich mit Rasmus unter einer Decke. Der wiederum macht es sich einfach und schickt Tomas in den Kampf – der eine semi-enge Verbindung zu Silas hat. Gegen den kämpfen auch die lesbischen Werwölfe Thea und Hannah, von denen allerdings zumindest Thea Radu verabscheut, obwohl Hannah ihn ganz knorke findet. Wie praktisch, dass da plötzlich Damian auf den Platz tritt, der Alina – Lilys Patentante – geliebt hat. Und Lilys Eltern, oder zumindest einen davon. Aber von denen hat nicht jeder unbedingt Damian geliebt, oder doch?

So richtig blickt man im Beziehungs-Wirrwarr von Nachtschatten – Ungebrochen nicht durch. Jeder hat mal mit jedem zu tun gehabt und das Konzept der romantischen Liebe, wie wir sie kennen, wird grundlegend auf den Kopf gestellt. Zu Homo- und/oder Bisexualität kommt als Thema jetzt noch Polyamorie auf den Plan, die verwoben ist mit dem Geheimnis um Lilys Vergangenheit und zudem noch zwischen platonischer und erotischer Liebe unterscheidet. Mir persönlich ist das irgendwann zu viel geworden. Zwar webt die Autorin diese ganzen Liebes-Fragen in den allesumschließenden Kontext ein, sodass der Haupthandlungsstrang nicht zu kurz kommt, aber trotzdem hat man irgendwann das Gefühl, dass die ganze Story auf nur einen Zweck hinausläuft: In einem interessanten Rahmen das Konzept Liebe in den modernen Kontext zu rücken. Ein oder zwei solcher Liebesverwobenheiten hätte man meiner Meinung nach ruhig weglassen können, dafür aber die vorhandenen deutlicher ausbauen. Wieso sich Lily überhaupt in Silas verliebt hat, welche Charakterzüge sie an ihm schätzt und warum der Charakter wichtiger ist als das Geschlecht, das kommt zwischen all den Verworrenheiten ein wenig zu kurz.

Schutzengel hat ja wohl jeder!

Spannend ist auch im zweiten Teil das Thema der Schutzengel. Egal ob Mensch oder magisches Wesen, jeder hat einen Schutzengel oder -geist, der nicht nur stetig seine Meinung kundtut, sondern auch aktiv in das Handeln und Wirken seines Schützlings eingreift. Aber was passiert eigentlich, wenn so ein Schutzengel nicht mehr richtig funktioniert oder sogar abhandenkommt? Oder wenn ein solcher Schutzengel eigene Gefühle entwickelt und nicht mehr mit dem zufrieden ist, was sein Schützling im Sinn hat? Welche Auswirkungen haben Meinungsverschiedenheiten zwischen Schützling und Schutzengel im alltäglichen Leben? Und werden wir dadurch nicht doch irgendwie von einer höheren Macht gelenkt? Und: Kann man Dinge eigentlich noch grundlegend geheim halten, wenn hinter jeder Ecke ein Schutzengel lauert, der seinem Schützling dann brühwarm vom Gesehenen berichten kann? 

Diese und weitere Fragen behandelt Juliane Seidel im zweiten Band der Nachtschatten-Reihe, nachdem sie nach und nach das Geheimnis um Lilys Vergangenheit preisgibt. Aber so richtig nachdenken kann man darüber nicht, da wir uns ja – gemeinsam mit Lily und ihren Freunden – immer noch auf der Flucht befinden und kaum dazu kommen, mal richtig über den philosophischen Hintergrund nachzugrübeln. Zusammen mit einem imposanten Rudel aus Werwölfen und einem Jägerteam, dem sogar ein Wertiger angehört, werfen wir uns also gegen die Intrigen und Machenschaften der bösen Jungs, um ein für allemal rauszukriegen, wem man hier eigentlich noch vertrauen kann. Und das ist gar nicht so einfach, immerhin lauert der Verrat zumeist genau da, wo man ihn als letztes vermutet.

Fazit

Nachtschatten – Ungebrochen macht – wie schon der Vorgänger Nachtschatten – Unantastbar – viel Spaß. Hat man mit Liebesgeschichten keine Probleme und auch nicht mit dem ein oder anderen Klischee-Töpfchen, dann wird man auf jeden Fall mit viel Lesefreue belohnt. Die Geschichte ist spannend und leicht geschrieben, sodass es zu keinem Moment wirklich langweilig wird. Auch wird man eingeladen, dem Rätsel um Vergangenheiten und Intrigen auf die Schliche zu kommen und Auswirkungen von erlebten Geschehnissen zu verstehen. Das Liebesgeplänkel war zwischendurch halt etwas überladen, sodass die Einzelbeziehungen nicht so richtig prickelnd ausgekostet werden konnten, aber dafür gab es jede Menge Vielschichtigkeiten bei Menschen, Wesen, Beziehungen und Handlungsweisen. Und der Cliffhanger am Ende macht auf jeden Fall neugierig auf mehr!

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