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Mystery House

Ein Escape-Spiel in einer Schachtel

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Gemeinsam am Tisch sitzen und von allen Seiten in eine Spielschachtel schauen, die ein Geheimnis birgt, soll aufregend und mysteriös sein? Dieser Frage bin ich nachgegangen und habe das 3D-Escape Spiel "Mystery House" einem ausführlichen Spieletest unterzogen.

Neben einem 10-minütigen "Intro-Abenteuer", mit dem man den Spielmechanismus kennenlernen soll, enthält Mystery House von Schmidt Spiele aus dem Jahre 2019 zwei Abenteuer: "Familienporträt" (I.) und "Der Herr des Labyrinths" (II.). Jeder Fall hat eine Spiellänge von ca. einer Stunde.

Was ist in der Box? 

Im Fall des “Familienporträts” gilt es, das Haus der Duponts zu durchleuchten und die schrecklichen Erlebnisse der Verstorbenen herauszufinden. Im anderen Fall, dem “Herren des Labyrinths” widmet ihr euch dem Aufspüren eines Jungen, welcher kläglich von seiner Schwester vermisst wird.

Jedes dieser beiden Szenarien besitzt 20-30 Orts- und Objektkarten. Jede Ortskarte besitzt eine einzigartige Kombination aus einem Buchstaben und einer Zahl, wie beispielsweise A1, B2, C3 etc. Genau an den auf der Spielschachtel vorgedruckten Stellen muss man diese Karten vor Spielbeginn in die Schachtel hineinstecken. Da dort auch bereits die Inhalte, welche man früher oder später erkunden wird, enthalten sind, sollte man darauf achten, nicht auf die untere Hälfte der Ortskarten zu schauen, um sich selbst nicht zu spoilern. Oder man überlässt das Stecken der Ortskarten einer Person, die nicht mitspielt und daher problemlos helfen kann.  

Was ist Mystery House für ein (Brett-)Spiel ?

Mystery House ist ein “Digital-Hybrid”, es benötigt also zusätzlich zum Spielmaterial noch ein technisches Gerät, über das man eine App parallel zum Spielgeschehen steuert. Dort muss man stets den Ort auswählen, mit dem man interagieren möchte. Man tippt zunächst die Koordinate des Orts ein und wählt anschließend aus einer alphabetisch sortierten Liste das Objekt aus, welches man an diesem Ort näher betrachten möchte. Kann das Objekt aufgenommen werden, so wird in der App die Zahl der passenden Objektkarte gezeigt. Nun darf man aus dem Stapel an Objektkarten die Karte heraussuchen und umdrehen. Ist das Objekt, wie zum Beispiel ein Brunnen, zu schwer zum Heben, erscheint in der App ein Text, der das Objekt genauer beschreibt und mögliche Hinweise für die Kombination mit anderen portablen Objekten gibt. Statt einen Ort nur zu inspizieren, kann man stattdessen auch gesammelte Objekte mit dem Ort in Verbindung bringen. Konnte man im Vorfeld also einen Schlüssel sammeln, besteht die Möglichkeit mit ihm die richtige Tür zu öffnen … 

Immer wieder stößt man im Spielverlauf auf Schlösser. Die Schlösser versperren den Spieler*innen vorerst den Weg und markieren auf diese Weise, dass jetzt ein Rätsel bewältigt werden muss. Um diese zu knacken, muss man je nach Schloss einen Zahlencode oder Buchstabencode in die App eingeben. Sobald ein Rätsel erfolgreich gelöst wurde, wird man von der App angewiesen, die für die Lösung verwendeten Objekte abzulegen und einige Ortskarten aus der Spieleschachtel zu ziehen. Hierdurch erhält man (Blick-)Zugang zu neuen Korridoren mit bisher unerreichbaren Räumen. 

Generell hilft es, sich mittels Stift und Block während des Spielens Notizen zu machen, damit man gefundene Hinweise für die kommenden Rätsel im Hinterkopf behält.

Schwierigkeitsgrad

Trotz des innovativen Spielsystems gestaltet sich der Spieleinstieg nach dem Absolvieren des „Intro-Abenteuers“ als besonders steil. Besonders wenn man wie vom Spiel vorgegeben mit der Geschichte “Familienporträt” startet. Während der Einführung wird man auf die zu erwartenden Schwierigkeiten unzureichend vorbereitet. Man ist daher mit hoher Wahrscheinlichkeit ahnungslos und wird die Lösungshinweise bereits in den ersten Minuten in Anspruch nehmen müssen. Dies kann demotivierend und abschreckend wirken. Bei dem Preis hätte ein doppelt so langes „Intro-Abenteuer“ helfen können. 

Dazu kommt, dass das App-Interface nicht optimal gestaltet ist und im Vergleich zu anderen Spiele-Apps (Kosmos-Erklär-App oder der App von Escape Tales) nicht zeitgemäß wirkt. Den wenigen Textpassagen der beiden Fälle hätte eine atmosphärische Vertonung mehr als gut getan. Auch die Begriffe aus der App haben nicht die präzisesten Formulierungen und Übersetzungen erhalten (z. B. Tassen statt Schüssel, Vitrine statt Regal, Tisch statt Kommode).

Weiter Problemzonen folgen, wenn man auf die Idee kommt, ein Objekt mit einem Ort zu kombinieren, der vom Spiel nicht intendiert wurde. Dann erhält die Spieler*innengruppe eine Bestrafung in Höhe von 30 Strafsekunden, wozu der Bildschirm kurz rot leuchtet und man  den immer selben Text “Nichts geschieht” vorlesen darf. Es vermiest die Spielfreude, wenn man für seine Kreativität bestraft wird. Würde man verschiedene Texte erhalten, welche erklären, weshalb die geplante Kombination nicht zielführend ist, so würde man wenigsten den Grund des eigenen Scheiterns nachvollziehen können. Alternativ hätte man auch die Strafsekunden ganz entfernen können, da diese Sanktionen niemandem Freude bereiten. 

Die Art, der Inhalt und die Schwierigkeiten der Rätsel hinterlassen zusammenfassend den Eindruck, als „spiele das Spiel gegen einen“. Dies passt zwar thematisch, da beispielsweise der Herr des Labyrinths euch beim Eintreten in sein Reich etliche Steine in den Weg legt. Jedoch ist es fraglich wie dies mit der Angabe “Familienspiel ab 12 Jahren” zusammenpasst. Wenn man langsam verstanden hat, wie die Rätsel und die App in Mystery House aufgebaut sind, hat man meist schon einen großen Teil des Spiels absolviert.  

Kann die Geschichte das Spiel „retten“?

Die beiden enthaltenen Geschichten könnten die angesprochenen Mängel heilen. Leider ist der Einstieg mit der ersten Geschichte nicht besonders charmant, denn diese lehnt eher düster an die Zeit des 2. Weltkrieges an. Die zweite Geschichte allein setzt den Mechanismus des drei-dimensionalen Irrgartens gekonnt um. Zu beachten ist, dass es bei beiden Geschichten zusätzlich zum hellen Licht eine Lichtquelle, wie eine Taschenlampe oder die Beleuchtung des Smartphones benötigt, um an die Rätsel zu gelangen. 

Laut Spielanleitung macht "Mystery House mit 4 Spieler*innen am meisten Spaß.” Dieser Aussage muss ich klar widersprechen. Eine kleine Spieler*innenanzahl also 1-2 Spieler*innen ist zu empfehlen. Um wirklich die Tiefen des Hauses zu begutachten, funktioniert es nicht, wenn parallel zu einem selbst noch bis zu vier weitere Teilnehmer*innen ihre Köpfe in die Schachtel stecken. Denn wenn man nicht gerade die App bedient, beziehungsweise an einem Rätsel knobelt oder das Mystery House in den Händen hält, gibt es einfach nichts zu tun.

Zusätzlich ist es zu empfehlen, das Spiel auf eine Erhöhung, beispielsweise eine andere Spieleschachtel, statt nur auf den bloßen Tisch, zu platzieren. Da man auch die oberen und unteren Bereiche der einzelnen Ortskarten sehen muss, hilft die Erhöhung, da man sich nicht zu sehr mit dem Kopf bücken muss. Anstatt dann die Sitzplätze während des Spielens zu tauschen, reicht es aus, das „Haus“ einfach zu drehen, was nicht nur Zeit, sondern auch Anstrengungen spart. 

Wer möchte, kann dieses Spiel problemlos an andere weitergeben. Es wird nichts zerschnitten oder zerstört. Seit seinem Erscheinen ist in der Mystery-House-Reihe nur eine Erweiterung erschienen, wodurch man aus dem speziellen Mechanismus des Hauses Potenzial unausgeschöpft lässt. 

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