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Mr. Sapien träumt vom Menschsein

Was ist der Nutzen vom Leben, wenn keine Vergänglichkeit existiert?

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Kategorie: Literatur

Mr. Sapien ist ein Roboter, der noch von Menschen gebaut wurde – ein Relikt einer längst vergangenen Ära. Denn die Menschen sind schon lange nicht mehr die dominante Lebensform auf der Erde. Um sich über den Sinn seines Lebens klarzuwerden, verlässt Mr. Sapien die geschäftige Großstadt und zieht nach Barron Cove. Dort, in einer Hütte am Meer, entdeckt er mehr über die Bedeutung des Lebens, als er es für möglich gehalten hätte. Denn sein Vermieter, Mr. Beachstone, ist ein Mensch in einer roboterbeherrschten Welt.

Roboter sind den Menschen in vielerlei Hinsicht überlegen. Besonders, da sie niemals sterben. Dennoch entscheiden sich ältere Roboter dazu, ihrem Dasein ein Ende zu setzen, indem sie sich abschalten. Die Gründe dafür reichen von fehlendem Lebenssinn bis hin zur „Zwangsabschaltung“ aufgrund veralteter Technik. Vor der Entscheidung  zur Abschaltung steht nun auch Mr. Sapien, als er eine Hütte am Meer mietet. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, ist, dass sein Vermieter kein Roboter, sondern ein Mensch ist. Dies ist zwar kein unmögliches Szenario, dennoch ein Kuriosum, da die verbliebenen Menschen keinen leichten Stand in der von Robotern regierten Welt haben.

Durch die Nachforschungen, die Mr. Sapien mithilfe des Hauscomputers anstellt, taucht er tief in eine Familiengeschichte ein, die sein Denken und sein Leben verändern wird. Die im Herrenhaus oberhalb seiner Hütte mit einem Menschen zusammenlebende Roboterfamilie um Mary, Kent und Clark könnten unterschiedlicher nicht sein und doch vereint sie ein gemeinsames, aufwühlendes Schicksal, das mehr über die menschliche Natur preisgibt, als dass ein Roboter dies vermuten könnte.

Menschliches, allzu Menschliches

Nur wenige Menschen agieren in dieser futuristischen Geschichte über und mit Robotern, dennoch versteht der Roman das Augenmerk auf die Natur des Menschen zu lenken. Da die Roboter ihren Ursprung in der Handwerkskunst der Menschheit haben, scheint wenig verwunderlich, dass Roboter ebenso eine innere Zerrissenheit oder starke Gefühle empfinden können wie ihre humanen Erbauer. Auch wenn die Roboter eine Möglichkeit zur Fortpflanzung gefunden haben, so versuchen doch viele ihre unvollkommenen Schöpfer zu verleugnen und modifizieren ihr typisch menschliches Aussehen. Denn ein Mensch oder Menschlichkeit hat in dieser Welt bei vielen Robotern keinerlei Wert. 

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens geht jeder Robotercharakter anders mit diesem Ziel um. Die einen bewundern menschliche Kinder, die den Moment leben und den Wellengang des Meeres genießen, während andere deren Verletzlichkeit faszinierend finden und Leben auslöschen. Was so anfällig ist zu sterben, das hat in ihren Augen keinen Grund zu existieren. Doch der Roboter Asimov 3000, der Vater der fürsorglichen Mary und des menschenhassenden Kent, nimmt den Menschenjungen Beachstone bei sich auf. Getragen von Liebe, Zuneigung, Eifersucht und Hass entsteht so eine Story, die Tiefe Einblicke in unterschiedliche Moralvorstellungen der weltbeherrschenden Roboter beschert. 

Moralische Empfindungen und die Unterscheidung von „Gut“ und „Böse“ schwingen stets im Subtext der Handlung mit, denn auf eine ausführlich reflektierte Innensicht der Charaktere oder der Situation wird verzichtet. Die dabei nicht immer linear eingebundenen Handlungsepisoden können zusätzlich zur spärlichen Beschreibung für Verwirrungen beim Lesen sorgen. So liegt es letztlich beim Leser, sich auf die Metaebene der Handlung zu begeben und ganz bewusst zu lesen, denn ohne dies zu beachten kann der Roman keine Vollständigkeit erlangen. 

Fazit

Mr. Sapien träumt vom Menschsein ist ein philosophischer Science-Fiction-Roman, der zugleich den Anspruch besitzt, dem Leser mehr Eigenleistung abzuverlangen, um die Geschichte und ihren versteckten Mehrwert zu erfassen. Die Geschehnisse innerhalb der Romanwelt sind zudem recht sparsam beschrieben, sodass ohne Hinzunahme der Metaebene schnell Verwirrung durch – vermeintlich – sinnentleerte und zusammenhanglose Szenen entsteht. Ebenso irreführend ist bisweilen der Titel des Romans, denn Mr. Sapien erscheint weder als direkte Hauptfigur, noch „träumt“ er vom Menschsein. Der englische Originaltitel – Barron Cove – ist in diesem Punkt weniger konfus. 

Was es heißt, menschlich zu sein, steht in Ariel S. Winters Roman im Vordergrund. Dass er diese Thematik durch das Leben einer Roboterfamilie und ihres Umfeldes in den Fokus rückt, zwingt den Leser dazu, mehr zu reflektieren, als es menschliche Akteure gekonnt hätten. Zwar bringt das Buch auch einige Lesehürden mit sich, doch wer sich über die Lesezeit hinaus mit dem Inhalt eines Buches beschäftigen möchte und zudem nicht vor philosophischen Aspekten in Romanen zurückschreckt, der wird mit Mr. Sapien träumt vom Menschsein ein gutes Buch in den Händen halten. 

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