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Monster: Enzyklopädie des Wunderbaren

Großformatiges, vollfarbig illustriertes Buch ab mind. 12 Jahren

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Kategorie: Literatur

Die Faszination des Unbekannten und Unverstandenen zieht bereits Kinder oft zu Geschichten über Monster hin. In Monster wird diese Faszination durch Erzählungen und Illustrationen überzeugend zum Leben erweckt, die viel über unsere Wahrnehmung von Monstern aussagen. Es ist eine Reise, nicht nur durch mythische und moderne Monster, sondern auch durch das Konzept dessen, was ein Monster ist.

Aufbau des Buches:

Das Buch beginnt mit der ergreifenden Geschichte von Lucas, einem kleinen Jungen, der an Halloween in seinem Kleiderschrank Trost findet und seine Identität als Schrankmonster annimmt. Dieser Erzählstrang zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und bildet den Rahmen für die folgenden Kapitel über verschiedene Monster. Jedes Kapitel befasst sich mit einem anderen Bereich, von den Mythen der Medusa bis hin zu modernen Kreaturen wie Freddy Krueger und Cthulhu, und berührt sogar die künstliche Intelligenz als eine neue Form des Monsters. Diese Monsterkapitel werden ergänzt mit detaillierten zweiseitigen Darstellungen einzelner Ungeheuer, die erzählerische Tiefe mit eindrucksvollen Illustrationen verbinden. Darüber hinaus werden die einzigartigen Eigenschaften der Kreaturen systematisch erforscht und Einblicke in ihre Eigenschaften und Lebensräume gewährt, so dass eine Mischung aus Erzählung, Kunst und Systematisierung entsteht. In der letzten Szene des Buches legt Lucas sein Kostüm ab und zeigt seinen wahren Charakter. In diesem Moment entdeckt er, dass Tom, ein anderer Junge, die Muschel, die ein Zeichen ihrer Freundschaft ist, zurückgegeben hat. Diese Szene symbolisiert Lucas' Akzeptanz seiner selbst und die Wiederherstellung seiner Freundschaft mit Tom, was darauf hindeutet, dass das Verständnis und die Akzeptanz der eigenen Identität mächtiger sind als das Gefühl, ein Außenseiter oder ein Monster zu sein.

Text und Illustrationen:

Der Schreibstil ist lebendig und fantasievoll. Die Texte lassen jedes Monster in einem einzigartigen Licht erscheinen. Die Sprache ist leicht verständlich und doch reichhaltig und richtet sich sowohl an junge als auch an erwachsene Leser. Die Fähigkeit, Szenen wie den alten Mann, der das Monster von Loch Ness sucht, sowohl einfühlsam als auch klar zu beschreiben, ist lobenswert, auch wenn die lebhaften Beschreibungen für Leser*innen um 10 Jahre manchmal an die Grenzen gehen könnten.

Die Illustrationen sind meisterhaft gelungen und halten die Balance zwischen kindgerecht und schaurig-gruselig. Besonders hervorzuheben sind die neuen Interpretationen bekannter Monster, wie die Darstellung von Medusa, die in einer einzigartigen Weise gemalt wurde. Zusätzlich wird ihre tragische Hintergrundgeschichte als Text beleuchtet, die ihrem Charakter mehr als nur eine monströse Seite verleiht.

Persönliche Reflexion:

Beim Durchblättern der Seiten fiel mir der melancholische Unterton von Lucas' Geschichte auf. Sein Kampf um Identität und Akzeptanz geht einher mit der unverstandenen Natur der Monster, mit denen er sich identifiziert. Das Buch zeigt auf hervorragende Weise, dass Monster, ähnlich wie Lucas, oft Ausgestoßene, Unverstandene und manchmal Opfer der Umstände sind.

Kritische Bewertung:

Das Buch nutzt auf überzeugende Weise seine fantastischen Themen, um tiefere Themen wie Entfremdung und Akzeptanz zu behandeln. Die Gegenüberstellung von Lucas' Geschichte mit den Erzählungen von Monstern lädt die Leser dazu ein, über ihre eigenen Vorstellungen davon nachzudenken, was ein Monster ist. Einige Beschreibungen, wie z. B. die lebhafte Darstellung von Medusas Fluch, könnten jedoch für das empfohlene Alter ungeeignet sein. Obwohl eine originaltreue Nacherzählung der griechischen Mythen oft in Kinderbüchern fehlt und ich sie größtenteils begrüße, halte ich in diesem Buch die allzu quellentreue Wiedergabe und Bennenung des Unrechts als "Schändung" in einem Buch für Kinder ab 10 Jahren als unangebracht und unnötig. Hier übersetzte Edmund Jacoby das französische Original "qui l'avait entravée, engloutie et outragée" korrekt, da kontextbezogen, als "die sie festgehalten, zu sich hinabgeholt und geschändet hatte". Die meisten jungen Leser*innen mögen darüber hinweglesen, aber zusammen mit der plastischen Beschreibung der Erinnerung ("kaltes Salzwasser" und "Fleisch" statt Haut) kann es abstoßend wirken. Auch ohne diese Elemente wäre die Botschaft klar gewesen, sie sind nicht notwendig, um zu verstehen, dass Medusa ein Unrecht angetan wurde und sie kein simples böses Monster ist, sondern ausgegrenzt wird und darunter einsam leidet - wie Lucas.

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