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Micro Macro: Crime City

Kleines Spiel ganz groß?

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Seit einigen Jahren erfreuen sich Kriminalspiele großer Beliebtheit. Ob Modern Detective, Sherlock Holmes oder zahlreiche andere Ableger: Stets lösen wir gemeinsam oder gegeneinander eine Reihe an vorgegebenen Fällen. Das Spiel des Jahres 2021 Micro Macro springt auf diesen Zug auf und wählt dabei einen ganz eigenen bildlichen und deutlich kurzweiligeren Ansatz ...

Klassischerweise können Kriminalspiele ganz schönes Kopfzerbrechen bereiten. Details wollen notiert werden, Datenbanken abgefragt und Alibis verglichen werden. Dabei haben auch Kriminalfans keine unbegrenzte Zeit und wollen nach einem langen Tag vielleicht auch einfach mal ein oder zwei Fälle gelöst wissen. Genau hier setzt Micro Macro: Crime City ein. So dauert hier kaum ein Fall länger als eine Viertelstunde und es ist eher ein waches Auge als komplexe Kombinatorik gefragt. Aber wie geht das genau vonstatten?

Spielidee

Die Grundidee von Micro Macro ist ebenso simpel wie genial. Das Spiel setzt auf einen etwa Din-A1-großen Spielplan, der als Suchbild fungiert. Statt uns durch Textwüsten zu arbeiten, suchen wir auf dem Plan ähnlich wie bei Wo ist Walter nach Objekten, Personen und Szenen, die zusammen einen Kriminalfall ergeben. Statt isoliert nach einzelnen Objekten zu suchen, folgen wir dabei im Standardmodus einer Reihe an Karten, die uns der nacheinander mit ein paar Sätzen und Illustrationen auf die Suche über den Plan schicken. Beispiel aus dem Tutorial gefällig?

Ein kurzer Einführungstext schildert, dass Fernando Branca auf dem Weg zu seiner Stammkneipe seinen Zylinder verloren hat. Des Weiteren erfahren wir, dass sich die Kneipe im Osten der Stadt zwischen Neptunpark und Baumarkt befindet und kriegen ein Bild vom hutlosen Fernando gezeigt. Unsere erste Aufgabe ist es nun, die Kneipe zu finden. Dazu gilt es, sich zu orientieren: Wo ist der Park, wo der Baumarkt und wo liegt die Kneipe? Sind wir fündig geworden, merken wir uns den Quadranten und ein*e Spieler*in – der leider generisch maskuline Komissar – überprüft das Ergebnis auf der Rückseite der Karte. Nun erfahren wir, dass sich Fernando erinnert, wo er den Hut noch auf hatte, finden diesen Ort und suchen den Weg nach dem Zylinder ab. Nach diesem Prinzip rätseln wir uns in den 16 Fällen durch je 5-11 Szenen, um am Ende einen Mordfall zu lösen oder eben einen verschwunden Zylinder zu finden.

Neugierig geworden? Eine kleine Kostprobe kann man direkt online spielen: Demofall.

Umsetzung

Das Prinzip funktioniert gut und wird durch einen geschickten Kniff noch lebendiger. So werden die ansprechend gezeichneten Charaktere nämlich an mehreren Orten zu anderen Zeitpunkten dargestellt. Durch die Leitung der Fragen kommen wir dabei nur selten durcheinander und erzählen gewissermaßen eine Geschichte nach. Wirklich etwas zu rätseln gibt es allerdings nur im Profimodus, in dem wir auf alle Zwischenschritte verzichten sollen und uns eigenständig den gesamten Fall und die Lösung erschließen sollen. Im von uns getesteten Standardmodus sind die Aha-Effekte hingegen eher selten. Mal weist uns ein Poster auf einen richtigen Ort hin oder wir müssen Fortbewegungsmittel mit einbeziehen. Die Tiefe der Fälle ist durch das rein bildliche Prinzip jedoch beschränkt. Motive und Alibis müssen so etwa durch sehr explizite Szenen dargestellt werden. Geht es um Eifersucht, finden wir Täter oder Täterin in einer belastenen Szene mit einer*m Liebhaber*in. Ist Geld das Motiv, kauft jemand wertvollen Schmuck oder verliert Geldscheine. Wie viel Details man dann doch auf einem Plan unterbringen kann, zeigen auch die kleinen Bonusfälle, die es Online gibt.

Was kriminalistisch etwas simpel ausfällt, wird durch den prägnanten Zeichenstil und die expliziten Szenen äußerst lebendig und erweckt die mit zahlreichen Gimmicks ausgestattete Stadt zum Leben. Etwas dunkler Humor und einige erwachsene Szenen – etwa wenn eine Frau ihrem Liebhaber die entblößten Brüste zeigt – verleihen dem Spiel einen eigenen erwachsenen Stil, es ist dadurch aber auch trotz generationsübergreifendem Prinzip nicht immer kindgerecht.

Handhabung

Alle wuseligen Kriminalfälle spielen auf dem gleichen gigantischen Stadtplan, der so manchem abendfüllenden Brettspiel den Tischplatz streitig machen kann. Es sollte schon einiger freier Platz vorhanden sein, um die Stadtkarte auszulegen und am besten noch Platz für die Karten zu lassen. Was insofern eine tolle Idee ist, als man den Plan als Gimmick aufhängen kann, um seinem Besuch auch mal zwischendurch etwas zu rätseln geben zu können, erweist sich im Spiel durchaus als unpraktisch. Das gilt insbesondere auch für den Auf- und Abbau, da sich so ein Plan gar nicht mal so einfach ein- und ausfalten lässt. Wer noch ohne Navigationssystem Auto fahren musste, erinnert sich vielleicht, wie viele Wege es geben kann, einen Faltplan zu knicken. Auf der anderen Seite stehen die kleinen Zeichnungen, die ein genaues Suchen nötig machen und trotz mitgelieferter Lupe in Nahansicht durchsucht werden wollen. Schon bei zwei Spieler*innen stoßen die Köpfe dabei schnell unfreiwillig aneinander. Da die Schwierigkeit meist im Suchen der Orte und nicht im gemeinsamen Knobeln liegt, fallen auch Gespräche und gemeinsames Rätseln eher weg. Das heißt nicht, dass die kurzen und knackigen Fälle keinen Spaß machen, es ist aber eben kein intensives gemeinsames Spielerlebnis, sondern ein spaßiges Suchvergnügen, dass ebenso alleine gespielt werden kann.

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