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Michael Menzel

Der Andor-Erfinder im Interview

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Viele Spieler kennen und schätzen das Brettspiel [url=http://legenden-von-andor.de/]Die Legenden von Andor[/url]. Kaum jemand kennt aber den Erfinder hinter diesem Spiel mit dem Zeug zum Klassiker. Für die Zauberwelten lüftet Laura Richter den Vorhang und stellt euch [url=https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Menzel_(Illustrator)]Michael Menzel[/url], den Autor, Zeichner und Erfinder von Andor vor. 

Zauberwelten: Ursprünglich hast Du Grafikdesign gelernt, wie bist Du zum erfolgreichen Spieleautor geworden?

Michael Menzel: Durch Zufall. Nach meiner Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten bin ich über einen Freund bei einem Computerspielentwickler gelandet. Dieses Studio wurde später mit der digitalen Umsetzung der Sternfahrer von Catan betraut. Darüber konnte ich erste Kontakte in die Brettspielszene knüpfen. Als sich die Gelegenheit bot, einen ersten Probeauftrag für ein Kartenspiel zu illustrieren, habe ich mich mächtig ins Zeug gelegt, um den Auftrag zu bekommen! Das Illustrieren von Brett- und Kartenspielen ist ein Traumjob. 

ZW: Was war die erste Idee zu Andor? Und wie ging es dann weiter mit Spiel und Hintergrund?

Michael: Ich wollte mit meinem Sohn und meinem Neffen ein Fantasy-Spiel spielen, etwas wie Herr der Ringe. Leider waren alle Spiele, die wir dazu fanden, zu abstrakt oder hatten eine zu umfangreiche Anleitung. Also haben wir angefangen, unser eigenes Fantasy-Spiel zu basteln. Das Spiel nahm immer mehr Raum in unserem Leben ein, und als ich es einem Verlag zeigte und die ganze Sache konkretere Formen annahm, merkte ich schnell, dass eine Fantasy-Story eine gewisse Tiefe und Vorgeschichte braucht. Die hat meine Frau entwickelt, die Jahre später den Die Legenden von Andor-Jugendroman geschrieben hat. Die Vorväter unserer Helden waren ursprünglich Sklaven eines üblen Riesen-Volkes. Einer kleinen Schar der Unfreien gelang die Flucht, weil ihr Anführer, der junge Brandur, den für unmög-lich gehaltenen und darum unbewachten Weg durch das Graue Gebirge wählte. Das Volk der Riesen machte sich nicht die Mühe der Verfolgung, denn die Fliehenden würden nicht weit kommen. Niemand konnte ihrer Meinung nach das Graue Gebirge und die Schrecken, die dort hausten, überwinden. Doch Brandurs Wille war eisern und mit etwas Glück erreichten sie ein fremdes Land – das Land Andor. 

ZW: Hast Du Vorbilder, die Dich zum Design des Spielmaterials angeregt haben?

Michael: Ich liebe die Illustrationen von Alan Lee und John Howe. Aber das Schöne an Andor ist, dass ich in meiner Doppelrolle als Illustrator und Autor sehr viel Freiraum habe. Das setzt eine große Energie frei. Das ganze Design ist sehr dicht und aus einem Guss. 

ZW: Andor ist in gewisser Hinsicht ein Hybrid aus Rollenspiel und Brettspiel. Bist Du selber Rollenspieler am Tisch oder beim Larp gewesen? 

Michael: Nein, leider nicht. Ich hatte Leute in meiner Schulklasse, die Das Schwarze Auge gespielt haben und die ich immer ein bisschen beneidet habe. Ich selber hatte es aber nie probiert. Andor ist so geworden, wie ich mir ein Rollenspiel vom Hörensagen vorgestellt habe. Ich denke, der Kern ist die Entwicklung der Geschichte parallel zum Entwickeln der Charaktere. Das stetige Besserwerden und gleichzeitig immer stärkere Gegner besiegen zu müssen erzeugt eine gute Spannungskurve. In Andor gibt es eine Erzählerfigur, die genau das macht. Sie schreitet vor und löst neue Story-Elemente aus, die zusätzliche Kreaturen oder Aufgaben ins Spiel bringen. Das Wichtige dabei ist, dass die Erzählerfigur an die Erfolge der Helden gekoppelt ist. Das Spiel weiß also, wann die Helden bereit sind für die nächste Aufgabe. Das erzeugt eine unglaublich filmische Atmosphäre. Alle Helden spielen gemeinsam gegen das Spiel!

ZW: Wie kommt es, dass ein so komplexes Spiel mit so einfachen Regeln auskommt?

Michael: Es liegt am Tutorial. Ich komme, wie eingangs gesagt, aus dem Computerspiel-Bereich. Dort ist es völlig normal, mit einem Tutorial zu beginnen. Niemand muss vor dem Spielen irgendetwas lesen. Man spielt einfach los, macht banale Sachen, aber egal, man spielt bereits und es macht schon Spaß. Bei Andor haben wir es genauso gemacht. Nach einer kurzen Einführung, die vor allen Dingen beschreibt, welches Material drin ist, geht es auch schon los. Man erledigt im Team die ersten wirklich einfachen Aufgaben, wie etwa Gehe zum Brunnen oder Gehe zum Händler. Anschließend kennt man die wichtigsten Grundregeln und es geht weiter zum nächsten Abenteuer. Mit jedem Abenteuer, wir nennen sie Legenden, kommen mehr Möglichkeiten und Herausforderungen ins Spiel. 

ZW: Von Spielerseite aus ist schon eine Menge passiert. Andor hat eine große und lebendige Fangemeinschaft, die viele eigene Legenden verfasst hat – wieso klappt das so gut?

Michael: Das Wichtigste ist, dass alle am Spiel beteiligten Redakteure, Tester, Marketing- und Presse-Menschen, Freunde und natürlich der Autor selbst das Spiel gut finden und mit Leidenschaft bei der Sache sind. Diese positive Energie fließt durch das ganze Projekt. Außerdem haben wir früh erkannt, dass nicht nur das Legenden-Spielen, sondern auch das Legenden-Erfinden Spaß macht. Das haben wir mit unserer Homepage legenden-von-Andor.de von Anfang an gefördert. Dort findet man Blanko-Legendenkarten, Blanko-Helden und sogar einen Ratgeber, wie man Abenteuer entwickeln kann. Zu all dem kommt ein überaus nettes Spielerforum, die Taverne von Andor, in dem sehr viele hilfsbereite Leute sind und beim Erfinden und Gestalten helfen. 

ZW: Hast Du mit einem oder mehreren Fans Kontakt gehabt oder sogar eine Fan-Legende ausprobiert?

Michael: Um die Fan-Legenden mache ich bisher einen Bogen, denn ich habe bis vor kurzem noch selbst Legenden geschrieben. Da möchte ich mich nicht beeinflussen lassen. Und ja, ich habe auf Fan-Treffen oder Messen schon einige Fans kennengelernt. Das ist etwas, was ich nicht mehr missen möchte, denn ein direktes, positives Verhältnis mit Leuten von überall ist einfach toll. Noch spannender finde ich, dass sich durch Andor echte Freundschaften unter den Fans entwickelt haben. 

ZW: Dein Spiel ist mit Preisen geradezu überhäuft worden – was hast Du dabei empfunden?

Michael: Großartig! Ganz davon ab, dass es eine große Ehre ist, ist es natürlich auch wirtschaftlich ein riesiger Sprung. Aber Andor hat auch Preise gewonnen, wie das Schönste Spiel, was vor allen Dingen mich als Illustrator gefreut hat. Irgendwie ist Andor eines dieser wenigen Ausnahmespiele geworden. Es ruft große Emotionen hervor und kann zu einem Lieblingsspiel werden. 

ZW: Andor feiert dieses Jahr seinen fünften Geburtstag. In den Jahren ist viel passiert: mehrere Erweiterungen, eine Kartenspielvariante, ein Buch – was plant Ihr von Verlagsseite noch für das Spiel, darfst Du etwas verraten?

Michael: Zum Fünfjährigen erscheint in diesem Herbst die Andor-Bonus-Box. Das ist eine Art Wundertüte mit zusätzlichen und bisher unveröffentlichten Legenden zum Grundspiel. Aber auch ein zusätzlicher Held, der Wolfkrieger, ist Teil der Box. Ich persönlich freue mich ganz besonders, dass die Fantasy-Folk-Band Elane eigens für Die Legenden von Andor einen Soundtrack entwickelt hat, der dem Spiel als CD beiliegt und mit dem das Spielerlebnis noch intensiver wird. 

ZW: Vielen Dank!

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