Zieht gemeinsam und furchtlos durch die Finsternis. Kehrt erfolgreich aus den Kämpfen gegen Engel, Teufel und jede Menge Dämonen zurück. Werdet immer mächtiger und macht euch einen Namen im „Höllenschlund". Episch und leichtlebig ist dieses Brettspiel.
Massive Darkness 2: Höllenschlund ist die diesjährige Fortsetzung des im Jahre 2017 erschienenen Brettspiels Massive Darkness von CMON. Jede und jeder von euch verkörpert in diesem Spiel einen der sechs „Lichtbringer“ - sagenhafte Held*innen. Ihr stellt euch gemeinsam den Mächten der Dunkelheit, indem ihr Licht in die dunklen Höhlen bringt. Damit ist Massive Darkness 2: Höllenschlund dem kooperativen Hack-and-Slay-Genre beziehungsweise dem Fantasy-Dungeon-Crawler-Genre zuzuordnen.
Wie man es bereits am Untertitel „Höllenschlund“ vermuten könnte, geht es diesmal primär um die Wesen des Himmels und der Hölle. Allerlei Engel, Teufel und Dämonen machen es den Lichtbringern nicht leicht, das Reich der Menschen zu verteidigen. Spielerisch ähnelt Massive Darkness 2: Höllenschlund den - ebenfalls bei Asmodee - erschienenen Brettspielen der Zombicide-Reihe von CMON. Denn so wie in Zombicide sammelt man im Laufe des Spiels Gegenstände verschiedenster Arten, steigt Stufen auf und löst kooperativ die - sich durch Kämpfe auszeichnenden - Missionen. Zur Auswahl stehen euch in Massive Darkness 2: Höllenschlund sechs verschiedene Charaktere, welche den klassischen Klassen des Fantasy-Genres entsprechen: Eine Berserkerin (Riesin), ein Paladin (Mensch), eine Schamanin (Fee), ein Magier (Mensch), ein Waldläufer (Zentaure) und eine Schurkin (Mensch). Alle sechs Helden verfügen über ein identisches Tableau aus Plastik, auf das man die ausgerüsteten Gegenstände legt (und so ähnlich ebenfalls von Zombicide kennt). Vollständig gerüstet seid ihr mit zwei Handgegenständen oder einer beidhändigen Waffe, einer Rüstung, einem Beingegenstand, einem Paar Schuhe und einem Zubehör. Zudem lassen sich beliebig viele kleine Gegenstände (zum Beispiel Heil-oder Magietränke) im Rucksack mittragen. Durch die Vertiefungen und die Symbolik im Tableau ist das Ausrüsten selbsterklärend.
Alle Charaktere verfügen über einen eigenen Spiel-Mechanismus, was sie „einzigartig“ macht: Der Waldläufer verfügt über ein Deck an Pfeilkarten (die einen Wert von 1-4 Pfeilen aufgedruckt haben), aus dem er beliebig viele ziehen kann. Aber Vorsicht: Nicht, dass man beim Angriff „den Bogen überspannt“. Denn das Kartenziehen des Waldläufers funktioniert ähnlich wie das eines „Black Jack“-Spiels. Solange weniger als 7 Pfeile aufgedeckt wurden, verursacht man einen „normalen Treffer“. Genau gezogene 7 Pfeile sind ein „Volltreffer“; doch bei mehr als 7 Pfeilen ist „der Bogen überspannt“ und man erleidet negative Konsequenzen. Die Berserkerin dagegen sammelt mit ihrem erlittenen Schaden sogenannte Rage-Punkte, mit denen sie eine mächtigen Racheangriff tätigen kann. Der Magier durchläuft einen Zyklus der Magie. Möchte er viele kleine Zauber wirken, oder alle paar Runden einen mächtigen Zauberspruch? Die Schurkin zieht 3 Chips aus einem eigenen Beutel, welche jeweils Boni in den Spielaktionen mit sich bringen können. Der Paladin wirkt Segenszauber auf Spielfelder. Und die Schamanin nährt die vier Elemente an, um permanente Upgrades zu erhalten oder Verbündete wie einen Phönix oder ein Eis-Elementarwesen heraufzubeschwören.
In Massive Darkness 2: Höllenschlund sind insgesamt 10 Missionen inkludiert. Bei einer Spieldauer von 90+ Minuten pro Mission kommt man da auf gute 15 Stunden Spielspaß! Diese Missionen laufen nach einem bewährten Schema: Baut den Dungeon auf, platziert die entsprechenden Plättchen hinein, lest das Missionsziel und legt los. Eine Runde beginnt immer mit der „Heldenphase“. Die Held*innengruppe entscheidet je nachdem, wie es als optimal erscheint, in welcher Reihenfolge ihre Figuren aktiviert werden sollen. Wer dann am Zug ist, darf 3 Aktionen ausführen. Zur Auswahl stehen eine „Angriffsaktion“, eine „Bewegungsaktion“ (bei der man beispielsweise eine Tür öffnen und in den Raum treten kann), eine „Erholungsaktion“ oder es werden Gegenstände in der Gruppe getauscht und ausgerüstet. Des Weiteren gibt es verschiedene Gegenstände und Charakterfähigkeiten, deren Anwendung auch eine der 3 Aktionen kostet. Darauf folgt die „Gegnerphase“, in der die Kreaturen der Finsternis sich zu den Lichtbringern bewegen und diese bis zu zweimal attackieren.
Nach einer „Heldenphase“, in der ihr euren Zug gemacht habt und der anschließenden „Gegnerphase“ folgt die „Stufenaufstiegsphase“: Alle Held*innen, die genügend Erfahrungspunkte für das nächste Level gesammelt haben, steigen eine Stufe auf. Wie von anderen Spielen gewohnt, sammelt man die Erfahrungspunkte durch das Besiegen von Gegnern (also das Erfüllen von Missionszielen). Durch ein „Level Up“ erhöhen sich die Lebenspunkte und die Magie der Charaktere. Zusätzlich wählt man eine Karte aus dem eigenen Fähigkeiten-Deck aus, die zukünftig bei jedem Zug verwendet werden darf. Hier hat man die Wahl zwischen Karten seiner jeweiligen Stufe. Für den nächsten Stufenaufstieg wiederum kann man bereits gewählte Karten „verbessern“ - oder man nimmt eine Karte der niedrigeren Stufe, die für die aktuelle Mission besser geeignet scheint. Natürlich steigen nicht nur die Level der Held*innen im Spielverlauf. Es passt sich auch die Stärke der dunklen Widersacher automatisch an. Diese verfügen dann über weitere Lebenspunkte und verursachen mehr Schaden. Auch wenn das am Anfang beängstigend erscheinen mag, hat das auch sein Gutes: Denn stärkere Herausforderungen bedeuten immer mehr und immer besseres „Loot“ für euch!
Die Belohnungen, welche man zum einen durch Schätze in den finsteren Ecken und Räumen des Spielplans findet, und zum anderen für das Bezwingen von Monstern erhält, haben drei Seltenheitsstufen. Die Stufen ähneln den in vielen Videospielen verwendeten Stufen: Grüne Gegenstände sind „gewöhnlich“, blaue Gegenstände sind „selten“ und lilafarbene Gegenstände sind „episch“. Zusätzlich gibt es das legendäre Gegenstände-Set: „Das Schattenset“. Diese Ausrüstungen verleihen je nach tragendem Charakter besondere Spezialfähigkeiten - vorausgesetzt man besitzt mehrere Teile dieses Sets (weitere legendäre Sets findet man übrigens in den Erweiterungen von Massive Darkness 2: Höllenschlund). Zudem gibt es in Massive Darkness 2: Höllenschlund für jeden Charakter eine spezielle Waffe, die nur er/sie benutzen kann. Dies und das charakterspezifische Fähigkeitendeck sorgen dafür, dass jeder Spieler und jede Spielerin - trotz des kooperativen Spiels - ein eigenes Spielgefühl wie in einem RPG-Spiel entwickelt. Damit bekommt man Lust, die Charaktere alle auszuprobieren und mit ihnen selbst einmal in den Kampf zu ziehen.
Wie bei allen Spielen von CMON lohnt es sich, ein besonderes Augenmerk auf die zahlreichen Plastik-Miniaturen zu werfen. Enthalten sind insgesamt 68 detaillierte Miniaturen. Die 6 Heldenfiguren unterscheiden sich durch ihre braune Farbe von den feindlichen Kreaturen. Bereits diese sind sehr detailliert und machen sich sehr gut auf dem Spielplan. Eine Augenweide aber sind dann die Anführerkreaturen und die zwei Bosse. Die beiden Bosse sind der Erzengel Michael und der Schnitter, jeweils mit einer Höhe von 15cm. Dazu kommen die wandernden Kreaturen mit besonderen Aktivierungsregeln und 8 Monstertypen, mit jeweils einer Anführerkreatur und 6 Schergenfiguren.
Der Konflikt, den der Titel des Brettspiels mit Höllenschlund ankündigt, zwischen Licht und Finsternis funktioniert auch spielerisch. Denn bestimmte Fähigkeiten funktionieren nur dann, wenn die Figuren auf einem in Licht gehüllten Feld stehen. Auch wird so mancher Angriff besonders effektiv, wenn er aus dem Schatten kommt und die Gegner überrascht. In den Regeln gibt es weiter eine Seite mit Storytext und vor jeder Mission erklärt ein kleiner Paragraph, was man gerade macht und wie dies mit der übergeordneten Handlung zusammenpasst. Vom Schwierigkeitsgrad ist Massive Darkness 2: Höllenschlund für Brettspiel-Kenner und Brettspiel-Kennerinnen insgesamt eher seicht. Dennoch hat man mit den 10 Missionen ausreichend Unterschiede, um auch mal an einem Missionsziel zu scheitern und neu anzufangen.
Der Kaufpreis von 119,99 Euro resultiert insbesondere aus den sehr detaillierten Minifiguren. Vergleicht man diese mit anderen Brettspiel-Miniaturen, so kann CMON zu Recht von sich sagen, dass sie „coole Minis“ produzieren. Schön, dass diese in einem - zugegeben recht dünnen - Plastik-Inlay Platz finden, was dafür sorgt, dass man schnell die gesuchte Figur findet und man nicht Angst haben muss, dass etwa die vielen filigranen Waffen der Kreaturen abbrechen. Die Kombination aus Story und Brettspiel ist sehr gut gelungen. Wiederspielwert bringt dieses Brettspiel auch dadurch, dass die Charaktere individuelle Fähigkeiten haben, die stimmig sind. Auch positiv ist es, dass man keine Spiel-App oder Spielleitung benötigt, um Massive Darkness 2: Höllenschlund zu spielen. Alles, was man für eine Mission braucht, findet man in der beiliegenden Anleitung.