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Magnificum Interview

Verbrechen in geschlossener Gesellschaft

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele Interview

Anlässlich der Veröffentlichung unserer Rezension zum Ermittler-Spiel „Das Bankett" lässt Zauberwelten-Online euch einen exklusiven Blick hinter die Kulissen von MAGNIFICUM werfen.

Sebastian (Zauberwelten-Online): Herzlichen Dank, dass ihr Zeit für das Interview gefunden habt. Ich freue mich sehr, den Leserinnen und Lesern unserer Seite spannende Hintergrund-Informationen bieten zu können. Meine erste Frage ist allgemeiner gehalten und dient der Vorstellung: Wie würdet ihr euch den Leserinnen und Lesern vorstellen?

MAGNIFICUM: Wir (Benjamin und Haykal) sind nicht nur die Firmengründer von MAGNIFICUM, sondern vor allem Freunde mit riesiger Begeisterung für Spiele und kreatives Schaffen. Beide sind wir schon seit unserer Jugend fasziniert von Geschichten jeder Art. Wir sind große Fans alter Krimi-Klassiker in Literatur, Hörspiel und Film. Dabei wurde uns früh klar, dass wir Spielabenteuer nicht nur passiv konsumieren, sondern selber konstruieren wollen. Jahrelange Erfahrungen mit Spielen (z. B. Brettspielen, Rollenspielen, Gedankenexperimenten) kamen uns dabei besonders zugute. Wir möchten unseren Gedanken und Geschichten Platz geben und diese mit anderen teilen.

Neben der Leidenschaft für Krimispiele verbindet uns unter anderem die Begeisterung für Musik. Deshalb haben wir auch so viel Freude daran, die Hörspielelemente, Soundtracks und Hintergrundatmosphäre für unsere Ermittlerspiele selbst zu produzieren. Wenn nach der Arbeit etwas Freizeit bleibt, nutzen wir unsere Werkstatt gerne als akustisches Labor. Dort entstehen neue Musikstücke und Soundscapes oder wir jammen einfach mit unseren Instrumenten.

Hinter MAGNIFICUM stecken aber nicht nur wir beide, sondern ein ganzes Team von kreativen Köpfen, die uns als Grafiker beim Design der Printmaterialien und der Homepages, als Autoren beim Texten, als Experten im Vertrieb und ganz handfest beim Spiele Verpacken in der Werkstatt unterstützen.

Sebastian (Zauberwelten-Online): Euer Erstlings-Krimispiel: Die Firmenfeier - Das letzte Fest des Oliver Borgmann spielte auf dem Gelände der Firma „Edelberger Schokolade“. Mir ist nach dem Spielen besonders positiv in Erinnerung geblieben, dass der Fall so oder ähnlich auch hätte in der Realität stattfinden können. Wie seid ihr auf das Thema gekommen?

MAGNIFICUM: Realitätsnähe und Nachvollziehbarkeit sind uns bei allen Ermittlerspielen immens wichtig. Das „Verbrechen in geschlossener Gesellschaft“ haben wir bewusst als Leitmotiv gewählt, da hier unsere Figuren ihre volle Bandbreite an Persönlichkeiten entfalten können.

Für unseren ersten Fall Die Firmenfeier – Das letzte Fest des Oliver Borgmann wollten wir ein Setting, in dem sich eine Mehrzahl der Spieler*innen wiederfinden kann: eine Feier im Betrieb haben die meisten schon erlebt und kennen die explosive Mischung von Schein und Sein unter Arbeitskolleg*innen. Unterhalb des gesellschaftlichen Kodex passiert da ganz viel im Subtext: wer sitzt wo, mit wem spricht der Chef, warum guckt die Kollegin so pikiert und wer verlässt als Erstes die Feier?

Wir lassen die Spieler*innen hinter die Fassaden unserer Charaktere blicken – ebenso wie hinter die Mauern des Tatortes. Unsere „Firmenfeier“ sollte in einem traditionsreichen Familienbetrieb mit langer Geschichte stattfinden. Im Spannungsfeld von alter Handwerkskunst und Weg in die Moderne, wo der Firmenpatriarch das Zepter an die neue Generation übergibt. Die Inspiration zum Setting in einer Schokoladenmanufaktur hat uns die Geschichte unserer derzeitigen Heimat Stuttgart gegeben: Vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Stuttgart eine Hochburg der Schokoladenherstellung. Die Gründer*innen großer Marken wie Waldbaur, Eszet, Buck, Haller und Moser-Roth hatten hier ihre Produktionsstätten und Familiensitze. „Die Firmenfeier“ ist somit ein kleiner Tribut an das Schwabenländle mit seinen traditionsreichen Familienunternehmen.

Gefeiert und gegessen wird übrigens auch in unserem zweiten Fall Das Bankett Teil 1 - Der Raub des Diamanten von Ramanpur und Das Bankett Teil 2 - Der Fluch des Diamanten von Ramanpur – dieses Mal in der edlen Kulisse eines altehrwürdigen und sehr abgelegenen Grand Hotels. Ein angeblich verfluchter Edelstein, mysteriöser roter Nebel und verschwundene Kinder – ob hier höhere Mächte am Werk sind oder es für alles eine logische Erklärung gibt, dürfen die Spieler*innen selbst herausfinden. Um „Das Bankett“ möglichst realitätsnah zu gestalten, haben wir uns tief in die Welt der Luxushotels begeben, haben mit Hotelmitarbeiter*innen gesprochen und eine Sterneköchin zu den Küchenabläufen bei großen Festessen befragt. Diese intensive Recherche ermöglicht uns, die MAGANIFICUM Krimispiele so realitätsnah und detailgetreu zu gestalten.

 

Sebastian (Zauberwelten-Online): Passend dazu auch die Frage, ob ihr mehr zu eurem kreativen Produktionsablauf sagen könnt: Kommt zuerst die Inspiration oder habt ihr vorher einzelne Rätsel in petto, die ihr in eine Geschichte einwebt?

MAGNIFICUM: Die Inspirationen für den Kriminalfall und die Rätselelemente laufen bei uns parallel und gehen Hand in Hand: Wir beginnen mit der Geschichte und die Geschichte inspiriert uns zu einzelnen Rätseln. Manchmal hat einer von uns während des Kreativprozesses einen genialen Einfall für ein Rätsel. Das kann im gemeinsamen Dialog genauso passieren, wie völlig unerwartet vor einem Supermarktregal. Es steht immer der Kriminalfall mit dem Verbrechen, dem Ort und den Figuren im Vordergrund. Erst, wenn wir wissen, welche Geschichte mit welchen Figuren wir erzählen wollen, bauen wir die dazu passenden Rätsel-Materialien und Medien ein. Wir halten nicht zwanghaft an einem Rätselelement fest, sondern spüren, ob es zur Story passt. Oft entsteht aus dem Charakter einer Hauptperson die Idee für ein ganz neues Rätsel-Element. Wir versetzen uns da wirklich in unsere Figuren hinein und fragen uns, wie würde dieser Charakter in jener Situation agieren?

Sebastian (Zauberwelten-Online): Damit während des Spiels die Illusion einer realen Ermittlung entsteht, bedarf es logischer und greifbarer Materialien. Wie lange dauert eure Kreativarbeit an diesen Materialien?

MAGNIFICUM: Die Arbeit an den Materialien für Print, Audio, Video und Online ist der längste Block im gesamten Entwicklungsprozess. Zwischen dem ersten Prototypen und der Endversion liegen intensive Testphasen und Überarbeitungen. Dieser Prozess dauert mehrere Monate. Bei allen Materialien muss natürlich die Logikstrecke gewahrt sein. In den Testphasen achten wir aber nicht nur auf die lückenlose Storyline, sondern auch auf die Atmosphäre: Transportieren wir über die greifbaren Materialien die Atmosphäre genauso gut wie den Tathergang des Verbrechens? Wie fühlen die Spieler*innen sich beim Lösen der Rätsel? Über unser Storyboard schaffen wir ein immersives Erlebnis und wollen auch mal den Voyeur in den Spieler*innen wecken. Bei der Materialerstellung achten wir auf eine ausgewogene Menge „harter Fakten“, die den Spieler*innen genug Raum lässt, um selber eigene Schlüsse ziehen zu müssen. Die Geschichte soll in ihrer Gesamtheit erspielbar und erlebbar sein. Es geht bei uns kein Produkt raus, bei dem wir nicht zu 100 % hinter der Qualität stehen. So kann es sein, dass wir manchmal eine Geschichte verwerfen, wenn wir nicht komplett vom Konzept überzeugt sind. Das ist ein kontinuierlicher Optimierungsprozess.

Sebastian (Zauberwelten-Online): Wie steht ihr zur Einbindung neuer Medien in Krimi-Spiele? Auf der einen Seite kann das die Spiele moderner machen, auf der anderen Seite gibt es Spielende, die bewusst ein Krimi-Spiel nutzen, um mal Abstand von den sozialen Medien mit Smartphones und Co. zu finden. Wie seht ihr das?

MAGNIFICUM: Die Inhalte unserer Ermittlerspiele sind zu circa 70 % analog und zu 30 % digital. Gewisse Spielemente wie Audiodateien, Videos und Homepages setzen ein internetfähiges Gerät für das Spiel voraus. Bei uns ist die Technik aber nie Selbstzweck, sondern wird nur da eingesetzt, wo es für die Geschichte Sinn macht. Bei allen unseren Multimedia-Inhalten legen wir großen Wert auf die Privatsphäre und die Barrierefreiheit. Das Nutzen oder Erstellen von Accounts bei Drittanbietern oder in Social Media ist niemals notwendig. Wenn ein Rätselelement etwa Social-Media-Inhalte enthält, dann werden diese auch gleichzeitig als Druckversion im Spielumschlag mitgeliefert. Unser Hauptaugenmerk liegt nicht auf technologischen Spielereien, sondern auf der gemeinschaftlichen Erfahrung, die die Spieler*innen in der Gruppe machen: als Ermittelnde durchforsten sie einen Berg von Papierdokumenten, wühlen sich durch Taxibelege, verfolgen Fußwege und Routen auf Landkarten, begutachten Dinnereinladungen auf Hochglanzpapier und machen sich Notizen. Die haptische Erfahrung schafft eine ganz eigene Dynamik und sorgt für noch mehr Kommunikation und Austausch in der Gruppe. Die Elemente am Bildschirm sind für den Gesamtablauf wichtig, stehen aber nicht im Mittelpunkt. 

Sebastian (Zauberwelten-Online): Habt ihr selbst Zeit, andere Krimi-Spiele zu testen oder komplett zu spielen? Wie schafft man es bei der wachsenden Anzahl an Krimi-Spielen auf dem deutschen Markt, immer wieder „eins drauf zu setzten“ und aus der Masse herauszustechen?

MAGNIFICUM: Auf dem stetig wachsenden Krimispiel-Markt können wir natürlich nicht jedes neue Spiel testen. Dennoch nehmen wir uns regelmäßig die Zeit, andere Ermittlerspiele zu spielen. Nicht zwingend zur Konkurrenzanalyse, sondern aus purer Freude am Spielen. Schließlich ist das der Grund, warum wir überhaupt unter die Krimispiel-Hersteller gegangen sind: das Rätseln ist unsere Passion und macht uns Spaß! Vom rasant wachsenden Markt lassen wir uns dabei nicht hetzen. Wir setzen auf Qualität anstatt auf Quantität. Jeder neue Fall ist für uns ein Experiment und wir fordern uns immer wieder selber heraus. Bei MAGNIFICUM kommen nur die Kriminalfälle auf den Markt, an denen wir auch selbst als Spieler gerne ermitteln würden.

Sebastian (Zauberwelten-Online): Neben der Veröffentlichung von Krimi-Spielen bietet ihr eigene Escape Rooms. Habt ihr euch aufgrund der momentanen Situation eher auf die Ermittler-Spiele fokussiert, die von zu Hause gespielt werden können, oder steht eine baldige Öffnung eines eurer Escape Rooms bevor?

MAGNIFICUM: Die Konzepte für mehrere Escape Rooms stehen bereits und in unserer Werkstatt warten einige fertig gebaute Kulissen auf ihren Einsatz. Die MAGNIFICUM Escape Rooms werden definitiv kommen, wenn die Zeit dafür reif ist. Momentan liegt unser Hauptaugenmerk auf den Ermittlerspielen für zuhause. Diese sind für uns keine „Überbrückung für Corona-Zeiten“, sondern unsere Leidenschaft und ein echtes Herzensprojekt. In diesem Jahr haben wir einige Auftritte auf Spiele-Messen geplant und neue Fälle sind ebenfalls im Entstehen. Es tut sich viel bei uns und man darf gespannt sein!

 

Sebastian (Zauberwelten-Online): Beeindruckt war die Gruppe, mit der ich Die Firmenfeier - Das letzte Fest des Oliver Borgmann testen durfte, von der Fülle an professionellen Requisiten, Darsteller*innen und Synchronsprecher*innen. Wie findet ihr die richtigen Personen dafür? Gibt es ein Casting oder dürfen auch Familie und Bekannte vor die Kamera treten? Gibt es besondere Locations, die ihr dafür besucht?

MAGNIFICUM: Hinter jedem unserer Ermittlerspiele steckt ein ganzes Team an talentierten Mitwirkenden. Für die Darsteller*innen und Synchronsprecher*innen schöpfen wir aus unserem gut vernetzen Umfeld. Wir sind in der glücklichen Situation, in unserem Netzwerk und Freundeskreis viele Menschen zu haben, die professionell im medialen und künstlerischen Umfeld arbeiten und uns gerne unterstützen. Auch für kreative Laien aus dem  Freundeskreis oder schlummernde Talente aus der Familie gibt es Raum. Grundsätzlich arbeiten wir mit den Menschen zusammen, die uns faszinieren und unsere Vision von immersiven Erfahrungsräumen teilen.

Dadurch entstehen viele Synergieeffekte und so haben wir in Das Bankett Teil 2 - Der Fluch des Diamanten von Ramanpur zum Beispiel eine fantastische Kooperation mit aufstrebenden Künstler*innen, deren Gemälde die Spieler*innen in den Spielmaterialien und online bewundern können. Für die Gemäldegalerie im Spiel wollten wir eben keine fiktiven Bilder aus dem Internet, sondern lieber realen Künstler*innen eine Plattform bieten.

Wir sind immerzu auf der Suche nach passenden Locations für die dichte Atmosphäre in unseren Spielmaterialien. Die Fotos und Videos entstehen an den unterschiedlichsten Orten. Hier sind manchmal auch Improvisation und Imagination gefragt. Oft lassen sich tolle Szenen an Orten drehen, von denen man das gar nicht gedacht hätte – alles eine Frage der Perspektive.

Sebastian (Zauberwelten-Online): In weniger als einem halben Jahr steht schon wieder die „SPIEL Messe Essen“ an. Habt ihr dafür eine Neuheit oder Ankündigung?   

MAGNIFICUM: Unseren ersten Fall Die Firmenfeier - Das letzte Fest des Oliver Borgmann gibt es seit einigen Wochen auch in der englischen Version. Unser zweiter Fall Das Bankett ist so umfangreich, mysteriös und vielschichtig, dass wir ihn in zwei Teile gegliedert haben: Teil 1 - Der Raub des Diamanten von Ramanpur ist ein in sich abgeschlossener Fall mit schlüssiger Auflösung. Wer noch weiter ermitteln, tiefer in zusätzliche Handlungsstränge eintauchen und erfahren möchte, ob vielleicht doch mystische Mächte am Werk waren, der ermittelt weiter in Das Bankett Teil 2 - Der Fluch des Diamanten von Ramanpur. Auf der nächsten Spielemesse werden wir auch unsere Neuerscheinungen dabei haben: es wird einen weiteren aufregenden Fall in der Reihe Verbrechen in geschlossener Gesellschaft geben und zusätzlich dazu arbeiten wir an einer ganz neuen Spielreihe. Mehr wird aber noch nicht verraten – es bleibt spannend! 

Sebastian (Zauberwelten-Online): Nochmals danke für den exklusiven Blick hinter eure Kulissen von MAGNIFICUM. Ich hoffe, wir können dieses Interview zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen und dass die Leserinnen und Leser auf Zauberwelten-Online einen eigenen Ermittlungserfolg erleben!

MAGNIFICUM: Herzlichen Dank an euch für diese Gelegenheit. Wir nehmen euch gerne bald wieder mit zur Firmenfeier, zum Festessen, in die Schokoladenfabrik, ins Grand Hotel und an neue geheimnisumwitterte Tatorte. Ein besonders spannender Schauplatz ist übrigens auch unsere Homepage www.magnificum.net. Hier bekommt ihr unsere Ermittlerspiele. Alle Neuigkeiten immer „frisch vom Ort des Verbrechens“ gibt es auch auf Instagram und Facebook unter „MAGNIFICUM“.

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