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Locked

Der Spaß an temporärer Gefangenschaft

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Kategorie: LARP

Als Kind schloss ich mich erfolgreich im Klo bei meiner Oma ein. Nicht schön, aber links und rechts sind schon eine Herausforderung für manche Sechsjährige. Einige Jahre nach diesem Schreck fand ich mich in einem Fahrstuhl meiner Uni wieder. Zwischen dem siebten und achten Stockwerk. Die Menschen, die ich über den Hilfeknopf erreichte, erklärten mir, dass der Haustechniker sich bereits auf dem Heimweg befände. Es dauerte gute 30 Minuten, bis ich mich durch die aufgestemmte Tür des Fahrstuhls quetschen durfte. Danach trainierte ich für die Europameisterschaften im Treppensteigen. Jeden Tag. Warum sollte ausgerechnet ich mich also irgendwann einmal freiwillig in einen Raum einsperren lassen? Nun, weil es im Rahmen eines Room Escape-Spiels richtig Spaß machen kann (und ich gleich drei Freunde an meiner Seite wusste).

In digitalen Spielen ist das Prinzip des Room Escapes schon lange ein beliebtes Thema. Diese sind teilweise in wenigen Minuten geknackt, aber auch Herausforderungen mit stundenlanger Story erfreuen Spieler vor dem Rechner, etwa das geniale Point-and-Click-Adventure Edna bricht aus. Das Spielprinzip ist oft sehr ähnlich: meist müssen Gegenstände miteinander oder mit Objekten im Raum kombiniert, Codes geknackt und Geduldspiele gelöst werden. Hängt man fest, besteht immer die Möglichkeit, im Internet nach der Lösung zu suchen … oder den PC einfach auszuschalten.

Live Room Escape

Bei Live Room Escape-Spielen ist das Entkommen dagegen nicht ganz so einfach. Dabei werden kleine Gruppen gemeinsam in einen Raum (oder sogar in mehreren Räumen) eingesperrt und müssen diesem Gefängnis innerhalb einer vorgegebenen Zeit mithilfe der darin versteckten Hinweise und Gegenstände entkommen. Ein großer Reiz liegt dabei in der direkten Interaktion mit den Mitspielern und im Stress, der durch die Zeitknappheit erzeugt wird.

Diese Spielform findet seit einigen Jahren in aller Welt immer mehr begeisterte Anhänger, und auch in mehreren deutschen Städten gibt es mittlerweile Umsetzungen.

Unser Testspiel fand bei Locked in Bochum statt. Knappe sechs Monate haben die Betreiber, die sich schon aus Schule und Unizeiten kennen, benötigt, um aus dem ehemaligen Ladenlokal an der Viktoria​straße die Spielräume zu erstellen. Sie trieben Möbel auf, entwickelten die Plots und setzten Freunde in Testrunden ein. Diese sind wichtig, denn, so einer der Betreiber: „Es ist bedeutend einfacher, Rätsel leichter zu machen als schwerer!“ Die studierten Maschinenbauer träumten schon lange von der Selbstständigkeit und fanden ihre Inspiration bei einer verregneten Reise nach London. Dort besuchten sie selbst ein Live Room Escape und haben die Geschäftsidee nach Bochum importiert.

Der Selbsttest

Im Locked wird den Spielern seit Mai dieses Jahres einiges geboten: Im Vorraum laden gemütliche Sitzgruppen zum Verweilen ein, sodass die Vorerklärungen in einem entspannten Ambiente stattfanden. Unsere Spielergruppe bestand aus Mitgliedern mit Rollenspiel- und Larp-Erfahrung und Menschen, die jede Runde Cluedo gewinnen oder schlicht neugierig und begeisterungsfähig sind. Wir wurden von einem der drei Inhaber freundlich empfangen, der das Spielprinzip, die Hintergrundgeschichte und alle drängenden Fragen kompetent und umfassend beantwortete. Nachdem geklärt wurde, dass keine Möbel verrückt oder Bilder von den Wänden abgehängt werden mussten, ansonsten aber alle Gegenstände explizit auseinandergenommen werden durften, wurden wir in unseren Raum geführt.

Er trug den klangvollen Namen Vier Morde, eine Chance und war thematisch im England des frühen 20. Jahrhunderts angesiedelt. Der berühmte Detektiv Benedict Nicols war verschwunden, gerade als er einem der meist gefürchteten Serienkiller Englands auf die Spur gekommen war. Dieser hatte unter dem Pseudonym Der Chemiker bereits vier grausame Morde begangen und die fünfte Tat stand kurz bevor. Unsere Aufgabe war es also, die von Nicols gesammelten Indizien zu finden und miteinander zu kombinieren. Nur so würde es uns gelingen, den Fall zu lösen und den bevorstehenden Mord zu verhindern.

Es folgte der Hinweis, dass wir nur eine Stunde Zeit hätten, den Schlüssel für die nächste Tür zu finden. Gelänge uns dies, hätten wir als Team gewonnen. Für Klaustrophobiker gab es eine stets offene Tür. Überwacht wurden wir mit einer Kamera, Hilfe gab es über den Monitor, der erbarmungslos den Countdown herunterrasselte. Wir verteilten uns im Raum und nach wenigen Sekunden war Bochum vergessen und auch die absurde Situation, in der wir uns befanden. Die Aufmerksamkeit aller galt nur noch dem Auffinden des Tatorts des bevorstehenden Mordes. Wie? Durch das Finden von Codes, Durchwühlen von Möbelstücken, der Kombination von Hinweisen und dem regen Austausch innerhalb der Gruppe. Wir hatten am Ende noch 37 Sekunden, dann drehte sich der ersehnte Schlüssel im Schloss.

Fazit

Das Konzept hat nicht nur uns restlos begeistert, sondern auch bereits viele andere. Das Publikum in Bochum zeigt nach Angaben der Betreiber einen Querschnitt durch die Gesellschaft. Es kämen alle, zu früheren Tagesstunden besonders gerne Firmen, die das Spiel als Teambildungsmaßnahme wahrnehmen.

Das Team von Locked hat noch viel vor und vier Kunden auf jeden Fall sicher – denn es gibt zwei weitere Räume, aus denen wir noch nicht entkommen sind ...

Locked Bochum
Viktoriastraße 18
44787 Bochum

Webseite: Locked Bochum

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