X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Die Literatur des Mittelalters im Fantasyroman

Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaft

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

Im April 2016 fand in Siegen die Tagung Die Literatur des Mittelalters im Fantasyroman – Formen einer populären Rezeption statt. Ergebnis der umfangreichen und produktiven Diskussionen ist der Sammelband Die Literatur des Mittelalters im Fantasyroman, in dem sich Kultur- und Literaturwissenschaftler mit der Rezeption mittelalterlicher Werke und historischer Begebenheiten in der modernen Phantastik auseinandersetzen. Dabei geben sie ihren Lesern faszinierende Einblicke in ein dichtes Netz aus spannenden Verweisen und Bezügen.

Es wird sowohl die Adaption von Erzählstrukturen und Archetypen wie auch die selbstreferenzielle Metatextualität in Werken von vorrangig englischsprachigen Autoren wie Martin, Gaiman, Pratchett und Tolkien untersucht. Als mittelalterliches Quellenmaterial dienen vor allem höfische Ritterepen wie Hartmann von Aues Erec, das Nibelungenlied und Mythendichtung wie die Snorri-Edda. Alle Beiträge zeichnen sich durch einen pointierten und präzisen Stil sowie eine übersichtliche Gliederung aus, sodass die Lektüre nicht nur sehr informativ, sondern auch kurzweilig und unterhaltsam ist.

So werden u.a. die kritische und parodistische Auseinandersetzung Pratchetts mit dem Bild des heroischen Helden, Martins Bezüge auf Attila oder Etzel in seiner Figur des Khal Drogo und die Metapoetik in der Unendlichen Geschichte behandelt. Auf seinen 237 Seiten untersucht der Band somit einige der einflussreichsten und wichtigsten Werke der modernen Fantasyliteratur.

Mediävale Grammatik der Fantasy

„Aus der jeweiligen Gegenstandsanalyse soll sich schließlich eine mediävale Grammatik der Fantasy erkennen lassen, wobei es auch um performative und wirkungsästhetische Effekte […] geht.“ – Hans Rudolf Velten

 

In seinem Beitrag Figurationen des Zwerges in mittelalterlicher Literatur und im Fantasyroman: Tolkien, Heitz, Rehfeld erarbeitet Hans Rudolf Velten beispielsweise einen Archetypus des Zwerges, indem er zunächst dessen Darstellung in der Edda, der höfischen Epik und der sogenannten populären Mythologie untersucht und deren jeweilige Eigenheiten und Gemeinsamkeiten herausstellt. In einem zweiten Schritt untersucht er die Zwergen-Darstellungen bei den im Titel genannten Autoren und weist ihnen die jeweilige Rezeption bestimmter Vorbilder nach.

Drachenkampf

Christine Theillout beschäftigt sich in ihrem Beitrag zur Drachendarstellung mit den Gemeinsamkeiten zwischen dem Drachenkampf in den Beowulf- und Siegfried-Legenden sowie Gottfried von Straßburgs Tristan und den Drachendarstellungen in Pogues’ Dragonheart und Tolkiens Drachenfiguren Glaurung und Smaug. Theillout kann nachweisen, dass die modernen Drachendarstellungen ein besonderes Eigenleben entwickeln und sich von ihren einseitigen  Vorbildern losgelöst haben.

Inspiration für kreative Fantasy-Fans

Die Literatur des Mittelalters im Fantasyroman richtete sich zwar an den akademischen Leser vom Fach, wie Germanisten, Komparatisten und Medienwissenschaftler, hält aber auch für einen Fantasy-Fan ohne entsprechendes Hintergrundwissen einiges bereit. Der Sammelband gibt nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Strukturen des Genres, sondern zeigt auch, wie Autoren, die vor über 800 Jahren lebten und schrieben, und jahrtausendealte Mythen noch heute unser Denken beeinflussen und uns in ihren Bann ziehen.

Einem Spielleiter in einem Pen&Paper-Rollenspiel wie Das schwarze Auge können die Beiträge von Nathanael Busch oder Anja Müller beispielsweise helfen, eine vielschichtige Ritter-Figur als Freund oder Antagonist für seine oder ihre Spieler zu schreiben. Der Band regt dazu an, sich auch einmal mit der Edda oder der höfischen Epik auseinanderzusetzen und gibt Autoren, Rollenspielern und ambitionierten Lesern neue Ideen und spannendes Hintergrundwissen an die Hand und rückt manche Geschichte in ein neues Licht.

Einziges Manko: Im gesamten Buch findet sich keine einzige Bibliografie, weder hinter den einzelnen Beträgen noch gesammelt am Ende des Bandes, was für interessierte Leser sehr spannend gewesen wäre.

Weitere Artikel: