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Last Friday

Ein Sommercamp, eine Gruppe junger Erwachsener und ein irrer Mörder

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Kategorie: Brett- und Kartenspiele

Ein Hotel oder ein Motel im Nirgendwo, zur falschen Zeit am falschen Ort oder einfach nur, weil Freitag der 13. auf genau den Tag fällt, an dem ein paar Freunde letztes Jahr einen Autounfall hatten. Irgendeinen Grund gibt es immer, wieso in Horrorfilmen etwas Schreckliches mit einer Gruppe von Teenagern passiert – und genau diese Gründe sind es, die die Massen ins Kino oder vor den Fernseher locken. Das Setting funktioniert aber auch bei Spielen sehr gut und dabei ist es egal, ob es sich um ein Rollenspiel, ein Brettspiel oder ein Computerspiel handelt, der Kampf ums Überleben reißt schlussendlich jeden mit.

Genau das dachten sich wohl auch Antonio Ferrara und Sebastian Fiorillo, als sie ihr Spiel Last Friday umsetzten, welches nun beim Heidelberger Spieleverlag in deutscher Ausgabe erschienen ist. 2-6 Spieler messen sich dabei in vier Kapiteln, wobei ein Spieler immer den Wahnsinnigen spielen muss und ein bis fünf Spieler in die Rollen von fünf Freunden schlüpfen.

Die fünf Freunde haben den Auftrag, ein verlassenes Sommercamp in einem Wald wieder aufzubauen – in den 80er Jahren, da spielt das Spiel, nichts ungewöhnliches. In diesem Camp treibt jedoch ein untoter Wahnsinniger sein Unwesen und dessen Ziel ist nichts anderes, als die Ermordung aller Eindringlinge.

Der erste Blick in die Box

Der erste Blick, wie immer bei Brettspielen, fällt natürlich auf den Inhalt der von außen recht unscheinbaren Box. Der Blick hinein offenbart zuerst einmal ein sehr großes Spielbrett, daneben finden wir einen Sichtschirm, eine recht dicke Anleitung, sieben Holzspielfiguren in unterschiedlichen Farben, jede Menge unterschiedliche Marker, 15 Karten mit Campern, viele kleine runde Plastikchips und fünf Karten, die auf beiden Seiten eine Hütte zeigen. Das sieht, vergleicht man es mit anderen Spielen, übersichtlich aus.

Der zweite Blick wandert in die Anleitung. 16 Seiten sind schon einiges, aber auf den ersten Blick befinden sich viele Beispiele, viele Bilder und zu guter Letzt auch noch eigene Regeln und Hintergründe für jedes der vier Kapitel und eine Zusammenfassung eben jener  auf der letzten Seite der Anleitung. Auch hier sieht es also übersichtlich aus.

Werfen wir nun einen Blick auf das Spielbrett. Es zeigt, wie nicht anders zu erwarten war, ein Camp: fünf Hütten, einen See in der Mitte, viele Felder mit und noch mehr Felder ohne Zahlen. Mich erinnerte der Aufbau sofort an Scotland Yard und mein erster Eindruck sollte nicht trügen. Neben der Karte sind natürlich vor allem die Marker und die Camper-Karten interessant. Auf den Camper-Karten ist jeweils ein Camper zu sehen. Dabei haben jeweils drei Camper dieselbe Farbe, eine Spezialfähigkeit und andere Startmarker, man kann also jedes Spiel anders spielen, je nach Charakter. Spezialfertigkeiten sind zum Beispiel das zusätzliche Bewegen, nachdem man eine Leiche vergraben hat, oder man darf zwei Marker pro Runde einsetzen. Als (Hinweis-)Marker, gibt es eine Lampe, eine Bärenfalle, eine Schaufel, ein paar Sneakers und Symbol eines Kopfs, der in eine Richtung lauscht. Die Bärenfalle behindert den Wahnsinnigen, die Schaufel ermöglicht das Vergraben von Leichen, die Sneakers ermöglichen einen Extrazug, das Ohr warnt vor dem Wahnsinnigen und die Lampe offenbart den Wahnsinnigen, wenn er sich auf ein beleuchtetes Feld begibt.

Aber nicht nur die Camper haben Marker, auch der Wahnsinnige kann auf Extras zurückgreifen. Er hat ebenfalls Sneakers, eine Axt zum Einschlagen der Türen der Hütten, einen Schattenmarker, um seine Position nicht genau anzeigen zu müssen, einen Plot-Twist-Marker, der ihm eine zusätzliche Runde am Ende des Kapitels bringt, und einen Unsichtbar-Marker, den er verwenden kann, um sich einmal gar nicht zeigen zu müssen.

Das Spiel spielen

Wie läuft eine Runde Last Friday nun ab? Den ersten Zug hat immer der Wahnsinnige, alles andere ergibt sich aus dem Kapitel. Ich nehme als Beispiel das erste Kapitel, den Einstieg. Das Ziel der Camper ist es, die Schlüssel für die Hütten zu finden und eben diese Hütten zu erreichen, Startpunkt ist der See in der Mitte des Spielbretts. Der Wahnsinnige, der die fünf Schlüssel und fünf weitere Marker willkürlich auf zehn Felder um den See herum verteilen darf, hat nur ein Ziel: so viele Camper wie möglich töten, bevor diese die schützenden Hütten erreichen. Um das zu erreichen, bewegt sich der Wahnsinnige auf den Zahlenfeldern fort, während die Camper pro Spielzug zwei kleine Felder überqueren dürfen. Der Wahnsinnige notiert sich hinter seinem Sichtschutzseine aktuelle Position. Zur Verfügung gestellt wurden ihm dort auch eine kleine Karte und Informationen zum Kapitel und den Hütten. Alle drei Runden muss er diese Position auf der großen Karte offenbaren. Man sieht deutlich die Nähe zu Scotland Yard. Der Wahnsinnige tötet dabei die Camper, wenn er sich über ihre Position hinweg bewegt und wenn diese sich über seine Position bewegen. Das klingt erst einmal sehr einseitig, aber der Wahnsinnige kann nicht überall gleichzeitig sein. Darin liegt der Vorteil der Camper, diese können sich jederzeit absprechen und ihre Züge passend planen.

Jedes Kapitel hat nur 15 Runden, dann endet es automatisch und je nach Kapitel treten bestimmte Dinge ein oder das Spiel endet nach Kapitel 4. In Kapitel 3 jagt der Wahnsinnige zum Beispiel gezielt einen Camper, in Kapitel 4 wendet sich das Blatt und der Wahnsinnige wird gejagt. Nach 15 Runden haben in Kapitel 3 die Camper gewonnen, wohingegen in Kapitel 4 der Wahnsinnige gewinnt, wenn er 15 Runden überlebt. Sollten übrigens in einem Kapitel einige Camper sterben, so kommen im nächsten Kapitel neue Camper an und man setzt das Spiel mit fünf gegen einen fort. So einfach können deduktive Spiele sein und so viel Spaß können sie machen.

Spielspaß ist garantiert

Spielspaß und Ausstattung haben mich überzeugt und auch die Regeln sind nicht wirklich schwer zu verstehen. Besonders gefallen haben mir aber die vielen Beispiele und Bilder im Regelheft und der Aufbau des Spiels in vier Kapiteln. Die Beispiele und Bilder vereinfachen zum einen das Spiel, zum anderen sorgen sie für die passende Stimmung. Der Aufbau ist aber tatsächlich perfekt. Zum einen passt er perfekt zum Genre, zum anderen kann man ein Spiel nach einem oder zwei Kapiteln beenden und einfach beim nächsten Treffen weiterspielen. So viel muss man sich nicht merken. Selbst nachdem man die vier Kapitel durchgespielt hat, kann man mit neuen Campern nochmal spielen und schauen, wie diese sich schlagen. Man kann also nicht nur einmal Spaß mit dem Spiel haben, sondern immer wieder und genau so soll es sein.

Fazit

Last Friday ist ein absolut gelungenes deduktives Horrorbrettspiel mit einigen bekannten Elementen, welche aber gekonnt umgesetzt wurden. Die Spielidee, die Umsetzung insgesamt und auch die Stimmung, die durch das Spiel und seine Elemente erzeugt wird, können vollends überzeugen und ich glaube wirklich, dass Last Friday das Zeug dazu hat, immer wieder gerne gespielt zu werden und nicht nur ein einmaliges Erlebnis zu bleiben. So soll es sein und davon hätte ich gerne mehr.

Last Friday
(Heidelberger Spieleverlag, 2016)
2-6 Spieler, 30 Minuten pro Kapitel, ab 13 Jahren
Webseite: Last Friday beim Heidelberger Verlag

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