X

Cookie Notice

Wir nutzen auf unserer Website Cookies und andere Technologien, um zu analysieren wie Sie unsere Webseite nutzen, Inhalte zu personalisieren und Werbung zu schalten. Durch die weitere Nutzung erklären Sie, dass Sie mit der Nutzung von Cookies einverstanden sind. Beachten Sie bitte, dass dieser Hinweis und die Einstellungen nur für die AMP Version unserer Seite gelten. Auf der regulären Website treffen Sie die Auswahl über den Cookiebot.

Startseite
Brett- und Kartenspiele Cosplay Filme Games Intern Interview Kurzgeschichten LARP Literatur Musik Pen & Paper Rezepte Sonstiges Tabletop Veranstaltungen

Lady Mechanika 1: Das Geheimnis der mechanischen Leiche

Von Monstern und Menschlichkeit

Zur klassischen Webseite

Kategorie: Literatur

In knallengen Hosen und sehr knappen Westen geht die rotäugige Lady Mechanika auf „Monster"-Jagd. Äußerst hilfreich sind dabei ihre metallenen Arme und Beine – daher auch der Spitzname der Protagonistin, halb Mensch, halb Maschine.

In Steam-Punk-Mini-Serien erzählt Joe Benitez die Geschichte der Privatdetektivin, Abenteurerin und Rächerin der Rechtlosen. Die erste Serie, Das Geheimnis der mechanischen Leiche, betrifft die Lady sehr persönlich: Als ein Mädchen mit ähnlichen Prothesen wie Mechanika am Bahnhof der fiktiven Stadt „Mechanika City" zusammenbricht, macht sich die Lady auf die Suche nach der Herkunft der metallenen Körperteile. Denn sie weiß selbst nicht, wie ihre Prothesen und die dämonischen Augen Teil ihres Körpers wurden.

Auf der Jagd nach ihrem Schöpfer und dem sehr schnell verschwundenen Mädchen muss sie immer wieder feststellen, dass die Monster, die sie verfolgt, nicht die grotesken Gestalten der Unterwelt sind, sondern die Menschen – vor allem die reichen und mächtigen unter ihnen.

Die Scheu vor der Mechanik

Lady Mechanika setzt sich für fremdartige Kreaturen, zahme Monster und Ausgestoßene der Gesellschaft ein. Doch mit ihrer eigenen Andersartigkeit scheint sie nicht zurechtzukommen. Und auch wenn ihre Metall-Teile der Protagonistin immer wieder aus der größten Gefahr helfen, sind sie nur dann sichtbar, wenn in einem Kampf die Kleidung der Lady zerrissen wird. Ihre mechanischen Prothesen versteckt sie stets unter langen Ärmeln, Handschuhen und hohen Stiefeln.

Ganz im Gegensatz zu ihren Gegnern: Einige der Antagonisten haben ebenfalls metallene Körperteile, tragen diese jedoch offen zur Schau. Anders als diese stellt Mechanika die eigene Identität und ihre Rolle in der Welt aber immer wieder in Frage: Warum ist sie zu dem geworden was sie ist? Was ist ihre Bestimmung? Auch die Machart der Prothesen ist anders: Mechanikas Arme und Beine wirken fast organisch, wie eine Art künstliche Muskeln, Sehnen und Knochen. Ihre Gegenspieler hingegen haben verschnörkelte Metall-Körperteile mit grotesken Geschwülsten, die an florale Ornamente erinnern.

Die Lady und Mechanika

Das Versteckspiel ist ein zentrales Motiv in der Figur der Lady Mechanika. Während sie in Hosen und Westen auf ihre nächtlichen Abenteuer zieht, ist sie in der Öffentlichkeit stets in pompöse Kleider gehüllt. (Bei der Mode für seine Heldin ließ sich Benitez übrigens von der Steam-Punk-Designerin Kate „Kato" Lambert inspirieren.) Hinter einer roten Sonnenbrille verbirgt sie die verdächtigen roten Augen.

So bewegt sie sich unbemerkt in der Gesellschaft – denn nur ihre wenigen Freunde wissen von ihrer wahren Identität. Obwohl sich auch hier Zweifler finden: Allie ist die Tochter von Dr. Littleton, einem Unterstützer der Lady. Das Mädchen glaubt Mechanika nicht, dass sie die Lady Mechanika ist. Anders als in Hans Christian Andersens Märchen Kleider machen Leute scheint hier das Kind die einzige Person zu sein, die die Maskerade nicht durchschaut.

Liebevolle Sidekicks

Neben der bereits erwähnten etwas vorlauten Tochter des Arztes finden sich einige weitere liebevoll gestaltete Nebenfiguren in Lady Mechanika. So begleitet etwa in einigen Episoden der oftmals ziemlich betrunkene Tüftler Lewis die Lady. Obwohl er immer wieder behauptet, er müsse Mechanika jedes Mal retten, ist es doch zumeist sie, die ihn aus dem Schlamassel befreit. Ganz anders seine Erfindungen: etwa ein kleines Fluggerät für zwei Personen oder ein Gleitanzug. Diese Gerätschaften leisten der Lady gute Dienste und lassen sie zuweilen Stunts à la James Bond vollführen.

Eine Referenz mit Augenzwinkern ist sicherlich die Figur der Arliquinn. Die französische Zirkusartistin erinnert nicht nur wegen ihres Namens an den Batman-Kult-Sidekick/Gegner Harley Quinn: Das Gesicht der Nebenfigur ist weiß geschminkt, ihre Outfits sind knallig, die Strumpfhosen bunt geringelt. Und auch die dickköpfige Entschlossenheit hält den Vergleich mit Harley Quinn stand.


Die Lady im Selbstgespräch

Der Zeichenstil von Lady Mechanika ist detailreich: Hintergründe und Figuren sind feine Einzelkunstwerke, die mit mechanischen Schnörkeln verziert sind. Der Mix aus Natur und Mechanik lässt immer wieder an HR Gigers Schöpfungen denken. Im Unterschied zu Wraithborn, dem früheren Werk von Joe Benitez – gemeinsam mit Marcia Chen – wirkt Lady Mechanika außerdem sehr viel reifer. Auch wenn es den Gegenspielern noch an Tiefgang mangelt, entwickelt besonders die Protagonistin, die sich immer wieder in zermürbenden bis philosophischen Selbstgesprächen wiederfindet, im Laufe der Handlung ein weitreichendes Innenleben. Das Geheimnis der mechanischen Leiche ist eine düstere, schonungslose Dystopie, in der Joe Benitez seine Protagonistin einfühlsam und mit Liebe zum Detail wachsen und zu sich selbst finden lässt. Absolut lesenswert.

Lady Mechanika No. 1: Das Geheimnis der mechanischen Leiche
Joe Benitez (Peter Steigerwald)
(Splitter Verlag, 2017)
112 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3-95839-520-6
https://www.splitter-verlag.de

Weitere Artikel: