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Kurzgeschichte: 28 Pages Later

Die Kurzgeschichte des Monats vom Phantastische-Autoren-Netzwerk

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Was passiert, wenn Bücher sich gegen Bücher wenden? Das erzählt Heike Schrapper in der PAN-Kurzgeschichte des Monats.

 

Vor einem grauen Metalltor, das trotz seiner Schlichtheit irgendwie teuer aussah, stieg Fabius vom Rad und drückte auf die Klingeltaste. Schon nach wenigen Sekunden glitt das Tor lautlos zur Seite. Fabius wusste, dass die Überwachungskamera sein Bild auf den Monitor am Kontrollpanel neben Bernd Bergers Haustür übertrug, und da er so gut wie jede Woche kam, machte Berger sich schon lange nicht mehr die Mühe, vorher über die Gegensprechanlage Kontakt aufzunehmen.

Fabius radelte die Auffahrt zu dem modernen weißen Bungalow hinauf. Er persönlich konnte mit dieser Art von Architektur nicht viel anfangen; sie erinnerte ihn immer an einen Schuhkarton mit Fenstern, aber er wusste, dass der Architekt beinahe einen Preis für das Haus bekommen hätte. Vom Inneren hatte Fabius noch nie mehr als den geräumigen Flur gesehen. Normalerweise lieferte er die Bestellung direkt an der Haustür ab, erhielt von Herrn Berger einen schlaffen Händedruck, das Geld für die Bücher und ein großzügiges Trinkgeld, dann schloss sich die Tür auch schon wieder. Der erfolgreiche Jungunternehmer Berger war nicht die Sorte Kunde, die Wert auf lange Gespräche legte. Dafür war er immer sehr spezifisch, was seine Bestellungen anging. Er nannte Berthold Flieder am Telefon nicht nur Titel und Autor des gewünschten Buches, sondern auch den Verlag, den Preis und meistens sogar die ISBN. Jedenfalls hatte er das bisher immer getan. Heute hatte er nur »ein Buch, irgendeins … nein, besser gleich drei … oder fünf, ganz egal welche, Hauptsache, es geht schnell« gefordert.

Als Fabius den Fahrradständer ausklappte, öffnete sich die Haustür, und Fabius hätte das Bücherpaket beinahe erschrocken fallen lassen. Herr Berger, der sonst immer ebenso stylish wie korrekt gekleidet und frisiert war, stand blass, unrasiert und im Bademantel an der Tür. Seine wirren Haare glänzten fettig.

»Schnell, geben Sie her!«

Fabius legte die Bücher in Bergers ausgestreckte Arme. »Mein Großvater hat versucht, etwas zu finden, das Ihnen gefallen könnte. Ganz sicher war er sich nicht, deshalb hat er aus verschiedenen Themengebieten …«

»Die Themen sind ganz egal. Hauptsache, es sind Bücher. Ach, verdammt, mein Portemonnaie ist im Wohnzimmer!«

»Das macht doch nichts, Herr Berger. Ich kann gerne hier warten oder wir schicken Ihnen eine Re-« Ein lautes Poltern schnitt Fabius das Wort ab.

Berger fuhr zusammen, dann sah er Fabius mit einem seltsam hoffnungsvollen Ausdruck in seinen geröteten Augen an. »Haben Sie das auch gehört? Sagen Sie mir bitte, dass Sie das auch gehört haben!«

»Ja, sicher. Ist irgendwas nicht in Ordnung, Herr Berger?«

Berger lachte bitter auf. »Das kann man wohl so sagen. Bis gerade dachte ich eigentlich, es wäre mein Verstand, der nicht in Ordnung ist. Aber wenn Sie es auch … Kommen Sie doch mal mit.« Er fasste Fabius am Ärmel und zog ihn durch den Flur auf eine der glänzend weiß lackierten Zimmertüren zu.

»Nicht aufmachen!«, flüsterte er. »Noch ein bisschen näher ran … Hören Sie was?«

Fabius drückte sein Ohr an die Tür. Er hörte tatsächlich Geräusche aus dem Zimmer dahinter, wenn er sich auch nicht erklären konnte, wodurch sie verursacht wurden.

»Eine Art Schlurfen. Knurren ... Stöhnen …« Fabius zuckte zurück. »Was ist da drin?«

»Wenn ich das wüsste«, erwiderte Bernd Berger. »Wenigstens ist es keine Ausgeburt meiner Fantasie. Obwohl … vielleicht ist das nicht unbedingt die bessere Alternative.« Sein Blick wanderte zu den fünf neuen Büchern, die er immer noch in den Armen hielt. »Gehen Sie mal ein Stück an die Seite. Weiter nach hinten. Ich öffne gleich die Tür. Die hier«, sein Kinn ruckte in Richtung der Bücher, »sollten uns genug Zeit verschaffen. Sagen Sie mir einfach, was Sie davon halten.«

Fabius schluckte seine Fragen hinunter. »Okay«, sagte er.

Bernd Berger nahm den Bücherstapel auf die rechte Hand und legte die linke an die Türklinke. Dann drückte er die Klinke ruckartig nach unten, riss die Tür auf und warf die Bücher mit Schwung mitten ins Zimmer. Polternd landeten sie auf dem Parkett.

Fabius starrte in den Raum, der ihm auf den ersten Blick zwar unordentlich, aber wenig bedrohlich erschien. Auf dem Fußboden lagen nicht nur die fünf Bücher, die Berger eben hineingeworfen hatte, sondern noch Dutzende anderer Bücher aller Art. Auch die Designermöbel waren mit Büchern übersät. Teure großformatige Bildbände, gebundene Sachbücher und Romane, Taschenbücher … Es mussten Hunderte sein. Als Fabius gerade erwähnen wollte, dass die Geräusche aufgehört hatten, setzten sie prompt wieder ein. Gleichzeitig kam Bewegung in die Bücher. Ein Bildband, »100 Contemporary Artists A – H«, der aufgeschlagen mit den Seiten nach unten auf einem Glastisch gelegen hatte, robbte auf die Tischkante zu. Der Rückdeckel schob sich vorwärts, wodurch der Buchrücken hochgehoben wurde. Als das Buch fast geschlossen auf dem Vorderschnitt stand, rutschte der Frontdeckel nach vorne, bis es wieder flach auf den Seiten lag und die gleiche Bewegung von Neuem losging. Das Bewegungsmuster erinnerte ein bisschen an eine Raupe. Als das Buch die Tischkante erreicht hatte, schob es sich einfach darüber hinweg, fiel auf den Boden und kroch dort langsam, aber zielstrebig, weiter. Auch die anderen Bücher bewegten sich. Viele auf ähnlich raupenartige Weise wie der Kunstbildband, andere zogen sich mühsam an einer abgeknickten Ecke der Klappenbroschur vorwärts, wie ein Schwerverletzter, der nichts außer einem Arm bewegen kann und seinen nutzlosen Körper damit verzweifelt weiterzieht. Andere ruckten in komplett geschlossenem Zustand ein Stück vor, blieben kurz liegen und ruckten weiter. Ein Taschenbuch stand aufrecht auf seiner Unterkante, ließ sich flach auf die Broschur fallen, stellte sich kopfüber wieder auf und wiederholte das Kunststück, wie ein radschlagender Artist. Dabei verursachten die Bücher nicht nur die Schlurfgeräusche, die Fabius schon durch die Tür gehört hatte, sondern auch das seltsame Knurren und Stöhnen. Und alle bewegten sich unbeirrt auf die fünf Neuzugänge zu, die als Einzige völlig still im Raum lagen. Fabius fiel auf, dass die kriechenden Bücher größtenteils sehr mitgenommen aussahen. Seiten waren zerknittert, schmutzig und zerrissen, Einbände verknickt; es gab sogar eins, von dem sich nur noch der Einband, ganz ohne Buchblock, vorwärtsschleppte. Überall flatterten Papierfetzen und lose Seiten herum.

»Sehen Sie das auch?«, flüsterte Bernd Berger.   

Fabius nickte. »Was machen die?«, fragte er genauso leise. »Warum …?«

Berger zuckte mit den Schultern. »Es hat vor vier Tagen angefangen. Ein Rucken hier, ein Stöhnen da ... leicht zu ignorieren, bestimmt nur Zugluft, eine optische Täuschung, Müdigkeit … Zuerst waren es auch nur ein paar Bücher. Dann haben sie die anderen … angefallen. Inzwischen haben sie fast alle meine Bücher angesteckt. Bis auf ein paar.« Er zeigte auf vereinzelte Bände, die noch verloren in den hohen Regalen standen, von denen fast eine komplette Längswand des Raumes bedeckt war.

»Ich weiß nicht, warum es die nicht erwischt hat. Aber immer, wenn neue Bücher dazukommen, fallen die alten über sie her, und danach werden sie genauso.«

»Warum geben Sie ihnen dann überhaupt neue Bücher?«

»Wenn ich das nicht tue … greifen sie mich an. Sie beißen.« Bergers Stimme zitterte. »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich dachte, ich werde verrückt.« 

Inzwischen waren die ersten Bücher bei den Neuzugängen angekommen. Ihr Knurren wurde lauter, die grotesken Bewegungen unkoordinierter in ihrer gierigen Eile. Dann klappte das erste Buch, »Lyrik des Expressionismus«, geifernd auf und verbiss sich in »Geister der Vergangenheit«, einer Anthologie, die Fabius‘ Großvater für Bernd Berger nach dessen seltsamem Anruf ausgesucht hatte. Berger knallte die Tür zu.

»Was jetzt kommt, ist kein schöner Anblick«, sagte er tonlos.

Fabius atmete tief durch. So seltsam der Tag bis jetzt auch gewesen war, so etwas hatte er noch nie erlebt. Aber zum Glück kannte er einen Fachmann.

»Wenn einer weiß, womit wir es hier zu tun haben, dann ist das mein Großvater. Könnte ich mal Ihr Telefon benutzen?«

Berger deutete mit dem Zeigefinger auf die geschlossene Tür. »Das ist da drin. Aber Sie können mein Handy nehmen.«

Berger drückte Fabius sein Smartphone in die Hand und er wählte die Nummer der Leseratte. Er wusste, dass jeder normale Mensch ihm wahrscheinlich empfehlen würde, zur Lösung dieses speziellen Problems einen Psychiater zu konsultieren, aber zum Glück war Berthold Flieder nicht wie »jeder normale Mensch«.

Bernd Berger knabberte an seinem Daumennagel und ließ Fabius nicht aus den Augen, während der seinem Großvater die Situation schilderte.

»Hmm«, machte Berthold Flieder. »Ich glaube, ich weiß, was mit den Büchern los ist. Du sagst, sie sind nicht alle befallen?«

»Nein, ein paar stehen ganz normal in den Regalen.«

Sein Großvater schnalzte mit der Zunge. »Frag Herrn Berger doch mal, ob er diese gesunden Bücher gelesen hat.«

Fabius gab die Frage weiter, worauf Berger einen Moment nachdenken musste.

»Ja, ich glaube schon«, antwortete er schließlich. »Doch, höchstwahrscheinlich. Ja.«

»Und die anderen hat er nicht gelesen, stimmt´s?«, wollte Berthold Flieder wissen.

Zögernd bejahte Bernd Berger.

»Ich wollte ja, aber … ich hatte doch so wenig Zeit. Und dann …«

»Das habe ich mir schon gedacht. Ihr habt es mit Bücherzombies zu tun.«

»Bücherzombies?« Obwohl er sich mit literarischen Dingen gut auskannte, hatte Fabius diesen Begriff noch nie gehört.

»Das sind untote Bücher. Ein Buch kann nur leben, wenn sein Inhalt den Weg in den Kopf des Lesenden findet. Wird es ungelesen ins Regal gestellt, verliert es seinen Daseinszweck und irgendwann den Verstand. Es zombifiziert. Je mehr Bücherzombies es schon in einem Regal gibt, desto größer ist die Gefahr, dass Bücher, die neu dazukommen, ebenfalls infiziert werden. Irgendwann ist die Epidemie nicht mehr zu stoppen. Nur Bücher, die gelesen wurden, sind dagegen immun.«

»Und was sollen wir jetzt tun? Sie alle lesen?«

»Dafür ist es zu spät. Herr Berger hätte sie schon viel früher lesen müssen. Außerdem sind Bücherzombies etwas ganz Persönliches. Diese sind nur für Herrn Berger und seine neuen Bücher gefährlich … und leider für alle, die mit ihm in seiner Wohnung sind. Also auch für dich. Am besten fährst du ganz schnell wieder weg.«

»Aber ich kann ihn doch nicht mit diesen Dingern alleine lassen. Wenn sie so gefährlich sind, erst recht nicht.«

Bernd Berger wimmerte leise.

Berthold Flieder seufzte. »Dann müsst ihr sie vernichten. Mit Feuer.«

»Okay. Danke.« Fabius schluckte. »Das wird Ihnen jetzt nicht gefallen, Herr Berger«, sagte er dann.

Zwanzig Minuten und zwei starke Tassen Kaffee aus Bergers chromglänzendem Profi-Vollautomaten später hatten sie einen Plan: Fabius würde noch vier übrig gebliebene Bücher aus einer früheren Lieferung, bei der die Kundin es sich anders überlegt hatte, aus seinem Fahrradkorb holen. Damit würde er durchs Wohnzimmer rennen, sie als Köder in den offenen Kamin werfen, mit Spiritus übergießen und sofort wieder aus dem Wohnzimmer fliehen. Sobald die untoten Bücher ihren neuen Opfern in den Kamin gefolgt waren, würde er, diesmal von Berger begleitet, noch einmal hineinrennen, etwas mehr Spiritus einsetzen und ein Streichholz auf die Bücherzombies werfen. Berger sollte, mit einem Schneeschieber aus der Garage bewaffnet, Angreifer von Fabius abhalten. Außerdem konnte er damit mögliche Nachzügler ins Feuer schaufeln. Sollten danach noch Bücherzombies übrig sein, würden sie die Prozedur mit ein paar vom Nachbarn geliehenen Köderbüchern noch einmal wiederholen. So weit die Theorie …

In der Praxis funktionierte der erste Teil des Plans einwandfrei. Ehe Fabius es sich versah, standen Berger und er schon wieder schwer atmend im Flur, ihre Rücken an die Wohnzimmertür gelehnt. Im Kamin lagen, mit Spiritus getränkt, die »Shades of Grey«-Trilogie und eine Biografie von Donald Trump. Fabius‘ Mitleid hielt sich in Grenzen.

»Lassen wir ihnen etwas Zeit«, meinte Bernd Berger. »Wir wollen schließlich so viele wie möglich erwischen.«

Beide lauschten gespannt auf die Schlurf-, Stöhn- und Knurrgeräusche aus dem Wohnzimmer.

»Jetzt!«, entschied Berger nach fünf Minuten. Er riss die Tür auf und stürmte hinter Fabius her in den Raum. Auf den ersten Blick schien es, als sei ihre Strategie aufgegangen: Fußboden und Möbelstücke waren leer, dafür lag ein Häufchen Bücher im Kamin. Allerdings erschien es Fabius verdächtig klein. Außerdem bewegte sich keins der Bücher. Waren das überhaupt die untoten Exemplare? Sie sahen eher aus wie die wenigen Bücher, die von Berger wirklich gelesen worden waren. An »Der Schatz im Silbersee« konnte Fabius sich definitiv erinnern … Die Spiritusflasche in der einen, ein Briefchen Streichhölzer in der anderen Hand, sah er sich um. Wo waren die ungelesenen Bücher?

Auch Berger hatte bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war. Irritiert war er ein Stück hinter Fabius stehen geblieben, den Rücken einem der fast deckenhohen Bücherregale zugewandt. Fabius stutzte. Etwas stimmte nicht mit diesem Regal. Es war zu … voll! Noch bevor er einen Warnschrei ausstoßen konnte, setzten sich alle Bücher in dem Regal auf einmal in Bewegung. Berger fuhr erschrocken herum, doch es war zu spät. Mit gewaltigem Getöse krachte das Regal mit den Bücherzombies darin auf ihn herunter. Nur noch Bergers Beine ragten aus dem knurrenden, geifernden, schmatzenden Haufen. Sie zuckten ein bisschen, aber da kein Laut von Berger zu hören war, nahm Fabius an, dass die Bewegung von den Bücherzombies verursacht wurde, die, vom Regal verdeckt, an dem Körper zerrten und … fraßen? Fabius schluckte ein Würgen hinunter, ließ Spiritusflasche und Streichholzbriefchen fallen, umfasste Bergers Knöchel und versuchte ihn herauszuziehen. Sofort ließen einige der lebenden Buchleichen von Berger ab und schnappten nach Fabius‘ Händen. Drei Bände »Der Herr der Ringe« knurrten drohend aus ihrem Pappschuber. Alleine konnte er das unmöglich schaffen. Fabius rannte in den Flur, griff nach Bergers Smartphone und wählte den Notruf.

Bis Rettungswagen, Notarzt und Polizei eintrafen, vergingen kaum vier Minuten, aber Fabius Flieder kam es vor wie eine Ewigkeit. Er setzte sich mit angezogenen Knien neben der Haustür auf den Boden und versuchte, die Geräusche, die aus dem Wohnzimmer drangen, nicht wahrzunehmen. Als er schließlich das Martinshorn hörte, öffnete er den zwei Rettungssanitätern, dem Notarzt und den beiden Polizisten die Tür. Mit vereinten Kräften wuchteten sie das schwere Regal von Bergers leblosem Körper und zogen ihn unter den – ebenso leblosen – Büchern hervor. Fabius hatte erwartet, dass Berger furchtbar zugerichtet sein würde, angefressen, zerfleischt und blutig, doch er war vollkommen intakt, wenn man einmal davon absah, dass er, wie der Notarzt schnell feststellte, nicht mehr lebte.

»Deshalb sollte man solche großen Regale immer anschrauben«, warf der Doktor ungerührt in die Runde.

»Haben Sie gesehen, wie es passiert ist?«, wollte ein Polizist von Fabius wissen. Der schüttelte stumm den Kopf.

»Wahrscheinlich wollte er ein Buch von ganz oben herausholen und hat irgendwie das Regal umgerissen«, mutmaßte einer der Sanitäter. »Scheint ja ein echter Vielleser gewesen zu sein.«

Keiner außer Fabius bemerkte, wie »Die Blechtrommel« leise rülpste.       

 

 

Über die Autorin:

Heike Schrapper wohnt im Sauerland und ist hauptberuflich Lehrerin für Deutsch, Englisch und Kunst an einem Berufskolleg. Als Autorin schreibt sie kurze Geschichten mit phantastischen Elementen – gerne unheimlich, düster und manchmal abseitig oder schwarzhumorig – die in zahlreichen Anthologien verschiedener Verlage veröffentlicht worden sind. 2020 erschien bei Edition Roter Drache ihre Storysammlung 7 Leben 13 Tode und im August 2022 im selben Verlag Der Prinz und sein Monster, ein Bilderbuch für Erwachsene mit Illustrationen von Frauke Frieboes. 7 Leben 13 Tode wurde beim Horror Award „Vincent Preis“ mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Beste Storysammlung 2020/21“ ausgezeichnet.

 

 

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