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Kurt – In göttlicher Mission

Fanatische Atheisten, vatikanische Agenten und göttliche Sicherheitsunternehmer

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Kategorie: Literatur

Kurt ist ein hervorragender Privatdetektiv, oder wäre es zumindest, wenn er nicht bei einem entscheidenden Thema versagen würde – der Kundenakquise. Die gehörnten Ehemänner, die er mit erotischen Bildern ihrer Frauen in Verbindung mit anderen Männern „beglückt" hat, sind keine sehr gute Werbung und auch sein verfallenes Büro lockt keine Kunden an.

Daher lebt er von der Alimente, die ihm als ehemaligem Soldat zusteht, und ernährt sich von Fertigpizza und Kaffee. Hauptsächlich verbringt er seine Zeit in Ottos Kneipe mit einer ungesunden Mischung aus Weizenbier und Korn. Erfolg hat sich bisher nicht eingestellt, aber das soll sich bald ändern, als eines Tages ein Kunde zu ihm kommt, der seine Ermittlungsfähigkeiten in einem ungewöhnlichen Fall braucht: Fanatische Christen haben die Treffen von atheistischen Aufklärern angegriffen. Und so stürzt Kurt in einen skurrilen Fall voller Wendungen und schräger Gestalten.

Als ihm die Attentäterin – eine freundliche alte Dame – erzählt, dass ihr ein Engel erschienen ist und sie beauftragt hat, werden die Ermittlungen immer skurriler. Vor allem, da der Vatikan ein ganz eigenes Interesse an dem Fall zu haben scheint. Und wie passt der Typ mit dem stechenden Blick und der Augenklappe ins Bild, der Kurt unbedingt als Ermittler sehen will?

Helden und Klischees

Die Protagonisten des Buchs sind verschiedenste Charaktere, die überhaupt nur durch den brisanten Fall zusammenfinden. Kurt ist eher ein Pragmatiker mit flexiblem Weltbild, aber guter Übersicht für Zusammenhänge und Motive. Während seiner Ermittlungen macht er Bekanntschaften mit den verschiedensten Figuren wie z. B. Thorben, der hervorragend mit seinem Hammer umgehen kann, erstaunliche Ausdauer besitzt und für einen Sicherheitsdienst arbeitet. Friedl heißt eigentlich Gottfried, ist überzeugter Atheist und Professor. Die schöne Angie dagegen ist fest im christlichen Glauben verankert, kommt in Nonnentracht daher und ist nicht ganz das, was sie zu sein scheint. Diese und weitere Gestalten mit unvereinbaren Weltvorstellungen lassen kaum eine Gelegenheit aus, um sich zu streiten.

Die Dialoge sind dabei meist auf Stammtischniveau, jedoch voll von Witz und verstecktem Tiefsinn. Langweilig werden sie nie, dazu kommen viel zu unterschiedliche Meinungen zum Tragen. Der Autor zeigt dabei viele Varianten von persönlichem Glauben auf. So gibt es den Pragmatiker, der stets bereit ist, sein Weltbild abzuändern, oder den überzeugten Atheisten, der gute Gründe hat, jegliche Religiosität abzulehnen. Zwar gibt es im Buch auch wirkliche Stammtischrunden, diese müssen jedoch normalerweise als detektivische Faktensammlung herhalten.

Von reizvoller (Un)kreativität zeigt sich der Autor bei der Namensgebung: Wer die Zweideutigkeit des Triebwagens versteht, kommt schnell dahinter, welche Art von Etablissement sich hinter der Bezeichnung verbirgt. Gott nennt sich angeblich gerne AJ, was nur für Allah Jahwe stehen kann, und Luzifer wird auch schon mal als Lutz betitelt. Die Namen sind in der Regel so urdeutsch und platt, dass man stellenweise über sie schmunzeln muss. Obendrein funktionieren sie bei zweimaligem Nachdenken als recht passende Charakterbeschreibung.

Der Handlungsfaden ist stets gut nachvollziehbar. Die Wendungen kommen dabei gerne überraschend und sind nicht so leicht vorhersehbar. Der Autor bedient sich hier einer großen Anzahl an Klischees aus Kriminalromanen: von Briefbomben über Handyortung bis zu Keramikwaffen, die alle Sicherheitsmaßnahmen umgehen können. Wiederholungen sind daher rar, nur die Stammkneipe und das abgewirtschaftete Büro Kurts müssen immer wieder als Schauplatz herhalten, dabei ersteres mit großen Mengen an Bier und Korn und zweiteres mit Kaffee und Aspirin.

Warum soll ich das lesen?

Ein reiner Detektivroman würde natürlich auch bei noch so göttlichen Motiven nicht auf Zauberwelten-Online rezensiert werden, daher hier ein kleiner Spoiler: In der Geschichte kommen auch übernatürliche Phänomene nicht zu kurz. In Kurt – In göttlicher Mission ist an manchem Glauben mehr dran, als die Wissenschaftler wahrhaben möchten, und bisweilen weniger Spiritualität zu finden, als die Gläubigen sich wünschen.

Insgesamt sollte man Religiosität nicht zu ernst nehmen, sonst wird man an dem Roman wenig Freude haben. Alle anderen kommen in den Genuss einer ganzen Batterie politischer Unkorrektheit, religiöser Mehrdeutigkeit und witziger Streitereien inklusive Kommentierung. Insofern eignet sich das Buch für Freunde von Kriminalromanen und religöser Spitze, aber auch sonst für alle Leser mit Humor.

Kurt – In göttlicher Mission
Sascha Raubal
(Machandel Verlag, 2015)
400 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 3939727989
Webseite: Kurt – In göttlicher Mission

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