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Das Koboltikum

Gedichte, Geschichten und Musik

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Kategorie: Literatur

Die Sammlung präsentiert sich als ein liebevoll gestalteter Erzählband, der sich durch wunderschöne Illustrationen, ein ansprechendes Cover und ein ergänzendes Hörbuch mit musikalischer Untermalung auszeichnet. Die hochwertige Gestaltung und das Lesezeichenbändchen runden das Gesamtbild ab, während inhaltlich die Geschichten an traditionelle Vorstellungen von Kobolden anknüpfen, vertraut und doch voller Charme.

Siebenmal sollst du den Kobolden folgen

Von der Störung der Kobolde in »Der Koboldfürst« bis hin zu orientalischen Märchen in »Sturmtänzer« spannt die Sammlung einen weiten Bogen über verschiedene Szenarien und Motive rund um die kleinen Sagengestalten. Jede, der sieben Gedichte oder Geschichten, trägt auf ihre Weise zur Gesamtstimmung bei, wobei die zentralen Themen von Respekt, Mystik und der unantastbaren Kraft der Natur durchwegs präsent sind.

»Der Koboldfürst« erzählt in freien Versen von einer Gruppe ungestümer Tavernenbesucher, deren Lärm die ruheliebenden Kobolde stört – eine Begegnung, die nicht ohne Folgen bleibt. In »Twinkledinkle Ferkelbauch« werden wir in die kriegsgeplagte Fantasyprovinz Malveen geführt, wo ein leichenfleddernder Gnom überraschende Tiefen offenbart. »Guffin der Kleine« zeigt uns in Paarreimen die Geschichte eines Kobolds, der durch seine unkonventionelle Art die Gunst eines Königs gewinnt.

»Der Schatz von Zwergenland« führt eine Abenteurergruppe auf die Suche nach einem legendären Schatz, nur um eine unerwartete Begegnung mit einem Kobold zu erleben, die ihre Gier auf tragische Weise bestraft. »Sturmtänzer« entführt uns nach Bagdad, wo orientalische Kobolde und die Weisheit alter Geschichten im Zentrum einer lehrreichen Begebenheit stehen. »Der Koboldberg« wiederum beschwört die Bildhaftigkeit eines Bergarbeiters herauf, dessen Begegnung mit den unterirdischen Bewohnern eine Warnung an die Menschheit darstellt.

»Der Schattenspieler« bietet eine melancholische Betrachtung über den Verlust und die Konsequenzen von kindlicher Unachtsamkeit. »Finis« schließt die Sammlung mit einem weisen Rat, der den Respekt vor den alten Geschichten und ihren Protagonisten mahnt.

Charmant ist das Autorenporträt von Aster und Much, selbst in koboldischer Manier dargestellt, das die Sammlung stimmig abrundet und ihr eine persönliche Note verleiht. Aster sei demnach ein Wechselbalg, der unter einer Kastanie geboren wurde, und Much ein Abkömmling der Wilden Jagd.

Diese Sammlung stellt sich als eine runde Hommage an die traditionelle Koboldmythologie dar. Durch die Kombination von poetischen Erzählungen, tiefgründigen Kurzgeschichten und atmosphärischen Illustrationen entsteht ein Werk, das sowohl das Herz als auch die Fantasie berühren möchte.

Bekannte Themen und moralische Motive

Die Hauptthemen umfassen die Folgen von Gier, Lügen und dem Unrecht gegenüber den Kobolden. Diese, als lehrreich verfassten Erzählungen, betonen den Einklang mit der Natur und den Respekt vor ihren verborgenen Bewohnern. Damit wird sowohl die gängige Vorstellung von Kobolden wiederholt, als auch sonst bekannte Geschichten rund um Erdgeister, wie dem Rübezahl oder Wichtelsagen.

Stilistisch charmant und sprachlich zugänglich

Der Stil der Gedichte und Geschichten ist zugänglich und von einer märchenhaften Atmosphäre geprägt. Die stilistischen Merkmale, wie freie Verse und leichte Paarreimformen, unterstützen die magische Stimmung ohne den Einsatz komplexer Sprachspiele. »Wackre Toren« und ähnliches Vokabular erinnern an Märchenerzähler auf Mittelaltermärkten, was auf Freunde dieser Subkultur einen Wiedererkunnungseffekt hat, aber auf andere Leser*innen eventuell altbacken oder sonderbar wirken könnten.

Illustrationen und Musik

Ihre herausragende Qualität gewinnt die Publikation durch den Paratext, also alles, was das gedruckte Wort umgibt. Jede Seite ist vollfarbig und besitzt ein stimmiges Layout mit versteckten Icons oder zwinkernden Kobolden. Die vollseitigen Illustrationen sind in ruhigen, irdenen Tönen gehalten und illustrieren entscheidende Momente in den Erzählungen. Das an einen Wilden Mann erinnernde eindrucksvolle Cover, die eigene koboldische Schriftart, bis hin zum dunkelgrünen Lesebändchen runden das Werk ab. Darüber hinaus wird dem Buch ein professionell produziertes Hörbuch hinzugefügt. Die von Holger Much komponierte Musik fügt sich in die vorhersehbare Interpretation des Koboldstoffes mit »erdigen« Tönen, die durch Cello, Bratsche, aber auch Akkordeon, Nyckelharpa, Geigen und Flöten gewoben werden. Passend zum orientalischen Märchen erklingt die Oud, Sitar und orientalische Trommeln. Das Koboldgemurmel hat dabei einen heiteren Effekt. Man muss an eine Aufführung denken und wippt sofort mit. Die Instrumente kommen teilweise im Intro und Outro zum Einsatz und vor allem im achtminütigen »Koboldtanz«-Stück, das sich besonders gut bei der eigenen Koboldparty eignet oder in die Playlist neben Bands wie Omdulö oder jenen vom Plattenlabel Prikosnovénie. Die visuellen und musikalischen Elemente machen das Koboltikum zu einer herausragenden Publikation.

Hörbuch

Christian von Aster ist ein erfahrener Vorleser und bietet eine durchgängig schöne Interpretation seiner Texte. Gedichte werden erzählerisch vorgetragen und nicht gekünstelt mit der Betonung auf die gereimte Silbe; besondere Stellen werden akzentuiert aber nicht übertrieben. Passend zum Thema verstellt Aster stellenweise seine Stimme, was eine Abwechslung in der ruhigen Lesung bietet. Die Aufnahme aller Teile durch Luci van Org ist angenehm zu hören, vornehmlich wenn es draußen dunkel wird und man mit einem Glas Met am Kamin sitzt.

Kritische Betrachtung: Eine Frage des Geschmacks

Die Geschichten bewegen sich in einem Rahmen von naiver Schlichtheit, indem sie sich an traditionelle Koboldnarrative anlehnen und bekannte Motive aufgreifen, ohne dabei neue interpretative Pfade zu beschreiten. Die Darstellung der Kobolde bleibt eng an überlieferten Vorstellungen orientiert, ohne moderne Interpretationen oder Variationen zu erkunden. Die Erzählungen sind in eine idyllische Märchenromantik gehüllt, die das Vertraute zelebriert und dabei die Chance auf eine zeitgemäße Neuerzählung der Koboldmythologie auslässt. Die Sammlung könnte für Leser*innen, die nach neuartigen Interpretationen suchen, weniger ansprechend sein, doch für Märchenliebhaber und Fans klassischer Koboldgeschichten bietet das Werk eine reiche Quelle der Freude und des Nachdenkens.

Zielgruppe: Ein breites Spektrum an Koboldfreuden

Die Sammlung richtet sich an eine Vielzahl von Leser*innen – von Märchen- und Koboldliebhaber*innen über Kunstbuchschätzer*innen bis hin zu jungen Leser*innen, die sich für die magische Welt und ihre Geschichten begeistern. Wer ein Herz für Kobolde hat, für den ist das Buch ein Pflichtkauf. Wer gerne auf Mittelaltermärkte geht, sollte es ins Bücherregal stellen. Wer esoterisch angehaucht ist und beim Waldspaziergang im Augenwinkel Kobolde zu sehen vermag, wird sich über die neuen Geschichten über die Erdgeister freuen. Wer einem Neffen oder einer Nichte ein toll gemachtes Koboldbuch schenken möchte, für den ist diese Publikation ein schönes Geschenk mit Herz.

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