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Kingsbridge

Der Ort zwischen Liebe und dunklen Machenschaften

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Kategorie: Literatur

Edgar, Aldred und Ragna sind verschiedener, wie sie nicht sein könnten. Eine Edeldame aus hohem Hause, ein mittellos gewordener Bootsbauer und ein Mönch mit dunklem Ruf. Doch das Schicksal vereint sie alle mit fester Hand. Denn allen ist eigen, dass es sie in die Nähe von Dreng’s Ferry verschlagen hat. Ragna hat den Aldermann von Shiring geheiratet, Edgar musste sich als Bootsbauer beim verschlagenen Dreng verdingen und Aldred kämpft um die Moral in der christlichen Kirche.

Alle drei Handelnden werden immer wieder vor Herausforderungen und Hürden gestellt. Immer dann, wenn sie sich sicher glauben, zeigt sich die Realität mit wohlplatzierten Rückschlägen oder Schwierigkeiten.

Ragna, Edgar und Aldred

Ragna strebt aber nicht nur nach der wahren Liebe mit ihrem Aldermann Wilwulf, sie möchte als Frau mitherrschen – allein das schon ein ungewöhnlicher Wunsch. Kein Wunder, dass sie damit den Brüdern von Wilwulf, Wynstan und Wilgem, ein Dorn im Auge ist. Frauen sind in ihren Augen nur zum Gebären und Gehorchen gut, die Macht sollte den Herren vorbehalten bleiben. Doch da Ragna immer noch Herrin von Shiring ist, müssen die Brüder zu Intrigen greifen und ihre Übeltaten gut verdecken, wenn sie Ragna schaden wollen, denn sonst kann auch ihr Stand sie nicht mehr schützen.

Edgar dagegen möchte eigentlich nur in Ruhe Dinge bauen. Schnell hat er begriffen, dass er klüger ist als andere, doch das darf er als gewöhnlicher Bursche nicht zeigen. Vor allem nicht, nachdem seine Heimat niedergebrannt wurde und er zunächst vom guten Willen seines Landsherren abhängig ist. Doch der zeigt Güte höchstens dann, wenn er damit von seinen dunklen Machenschaften ablenken kann. Auch sein Lohngeber ist ein übler Schurke, der nur auf Geld und Macht aus ist und Edgar damit zusätzlich das Leben erschwert.

Aldred ist der Ort Dreng’s Ferry, bzw. der dort ansässige Stift, zuwider. Die Priester des Stiftes scheinen alles andere als christlich zu sein und ihr Herr, der Bischof und Bruder von Wilwulf, namens Wynstan, hält nicht nur seine schützende Hand über die Sünden, er scheint diese sogar zu befehlen. Selbst ist er gern gesehener Gast in Bordellen und Spielhallen. Dass Aldred versucht, Moral und Ordnung nach Dreng’s Ferry zurückzubringen, kann nicht in seinem Interesse sein.

Zwischen Politik, Intrigen und Leidenschaft

Ken Follett ist nicht umsonst ein großer Name unter den Autoren. Er weiß es, gut und böse in seinen Büchern so auszubalancieren, dass die Lesenden weder ins Fremdschämen geraten, noch aus Verzweiflung das Buch wegwerfen, auch wenn die Nerven und der Gerechtigkeitssinn immer wieder hart gefordert werden. Die Charaktere, allen voran natürlich die drei oben genannten, sind liebenswürdig und laden dazu ein, mit ihnen mitzufiebern und Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen. Dennoch werden sie nicht zu bloßen Aktionsfiguren, sondern entwickeln sich mit ihren Siegen und Rückschlägen. Damit bleiben sie authentisch, auch wenn sie nicht zu Sklaven ihrer Rahmenbedingungen werden. Die Geschichte um sie, ihre Freundschaft und ihre gemeinsamen Kämpfe ist auch nicht von unlogischer Unterhaltungsaction geprägt, sondern basiert auf wohlüberlegten und der damaligen Zeit angepassten Verwicklungen.

Und dann wieder das alte Leid

Was mich persönlich immer wieder nervt, vor allem in „historischen“ Romanen, ist der Gebrauch von Vergewaltigung als Stilmittel zur Unterstreichung von Brutalität und Gewalt. Kein Buch, das sich aus der Zeit des Mittelalters bedient, scheint ohne das auszukommen und das ist auch in Kingsbridge nicht anders. Gleich, ob sich das damals oftmals so zugetragen haben muss oder nicht, ist ein übermäßiger Gebrauch von sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen einfach ein Thema, das wir im 21. Jahrhundert endlich mal ablegen könnten. Die (minderjährige!) Sklavin wird „gefickt“ bis zum Umfallen, gleich, ob sie schwanger ist oder grade entbunden hat. Die Edelfrau wird mit ihrer Dienerin von Kriegern am Boden fixiert, während ein anderer Edelmann sich an beiden vergeht und sie dann seinen Gehilfen überlässt und alle kommen fröhlich damit durch, weil das … damals eben so war?! Es wurde auch ohne die Vergewaltigungen sehr deutlich, wie grausam und bösartig die dargestellten Charaktere sein sollten, da hätte man ruhig auf die ein oder andere entsprechende Szene verzichten können (vor allem mit den minderjährigen Kindern!). Und vor allem darauf, dass die Täter keinerlei Konsequenzen durch das Gesetz zu befürchten hatten. Hier hätte man sicherlich auch andere Themen finden können, die den gleichen Zweck in der Handlung erfüllt hätten.

Dennoch …

Sieht man von der übermäßig gebrauchten sexualisierten Gewalt mal ab, gibt es über das Buch wenig zu meckern. Es bleibt spannend und unvorhersehbar, ob Strategien und Pläne der Handelnden immer aufgehen, die integrierten Liebesgeschichten bieten eine solide Basis an „Ahs“ und „Ohs“ und es gibt genug Andeutungen, um das eigene Spiel der Intrigen auf den Prüfstand stellen zu können. Hier weiß Follett geschickt Krumen zu streuen, um auf Things-to-Come aufmerksam zu machen, ohne zu viel zu verraten. Nebenhandlungen werden subtil eingebunden, um die Welt detailliert zu beschreiben, ohne der Hauptgeschichte Konkurrenz zu machen und am Ende scheinen die satten 1017 Seiten fast zu schnell gelesen zu sein.

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