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Kallistos Erbe

Ein ferner Mond mit einem dunklen Geheimnis

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Kategorie: Literatur

Carl Harding, frisch aus dem Kryoschlaf erwacht, soll auf dem Eismond Kallisto eine Stelle als Zutrittsmechaniker antreten. Doch eigentlich ist das für ihn nur ein Vorwand, um herauszufinden, was mit seiner verstorbenen Schwester geschehen ist. Dafür hat er die unter Wasserknappheit leidende Erde und sein bisheriges Leben hinter sich gelassen. Aber da selten etwas ist, wie es scheint, schlittert Carl bei der Suche nach Antworten in gefährliche Vorkommnisse hinein, die auch er mit seinem Leben bezahlen könnte.

Das Unheil kündigt sich für Carl schon direkt nach dem Erwachen aus dem Kryoschlaf an, denn auf dem Transportraumschiff Evening Star, das ihn und viele weitere künftig auf Kallisto arbeitende Menschen beherbergt, läuft nicht alles glatt. Nicht nur, weil ihn sein verheimlichtes Asthma-Leiden im Weltraum sehr plagt, sondern auch, weil nicht alle Arbeitskräfte freiwillig nach Kallisto kommen. Der Mond steht nämlich unter der Führung von Chan Hoa-Yang, der sowohl Inhaber von Chan Mining als auch oberster Befehlshaber der sozialistisch orientierten Kolonie auf Kallisto ist. Unter seinem Regime wird auf Kallisto Wasser aus subglazialen Ozeanen gefördert, um daraus Treibstoff für die Besiedlung des Sonnensystems zu gewinnen.  

Zum Glück ist Carl aber weder Zwangsarbeiter noch Minenarbeiter: Er betritt diese neue Welt als ein Instandhaltungstechniker des Zutrittsystems, der für die Funktionalität aller Türen und Terminals zuständig ist. Natürlich nicht alleine – das wäre bei einer so komplexen Struktur wie einem Mond, auf dem -161 Grad herrschen, selbst im Jahr 2089 irgendwie absurd. Nein, er soll das in die Jahre gekommene System zusammen mit seiner Vorgesetzten Berenice Escoffier am Laufen halten. Aber daran ist Carl eigentlich nicht wirklich gelegen, denn der Job ist für ihn nur Mittel zum Zweck.  

Seine Schwester Ada, die an einem Forschungsprojekt auf Kallisto gearbeitet hat, ist vor 19 Monaten gestorben. Ein angeblicher Selbstmord. Doch Carl kennt seine Schwester zu gut. In einer ihrer letzten E-Mails an ihn sprach sie sogar noch von einer neuen Liebe. Hinter ihrem Tod steckt mehr, da ist Carl sich sicher, und mit Hilfe seines Techniker-Jobs will er herausfinden, was auf dem Mond wirklich passiert ist. Doch auf dem Weg zur Wahrheit lauern nicht nur viele verschlossene Türen und Hürden, sondern auch dunkle Geheimnisse, die nicht bloß die Kolonie auf Kallisto betreffen.

Weltraum-Thriller 

Gleich mit den ersten Kapiteln des Buches war ich mir sicher, ein gutes Sci-Fi-Buch erwischt zu haben. Die Story startet zwar nicht auf Kallisto, sondern auf einem Transportraumschiff, leitet so aber sehr gut die Handlung ein, setzt die Stimmung und Dynamik des Buches und stellt den Protagonisten Carl als sympathischen und nicht perfekten “Helden” der Geschichte vor. Das ganze Szenario hat von Anfang an eine glaubwürdige Präsenz, die das Hineinversetzen in die Romangeschehnisse unterstützt und dank der Beschreibungen ein detailreiches Bild im Kopf zulässt. Dieser Umstand endet nicht beim Betreten von Kallisto, sondern zieht sich weiter durch das Buch und die Geschichte. Das Worldbuilding konnte mich hier von Beginn an überzeugen. 

Natürlich bleibt Carls Suche nach Antworten nicht linear. Je mehr er auf Kallisto in Erfahrung bringt, desto komplexer werden die Ereignisstränge, in die er sich gezwungenermaßen hineinbegibt. Stück für Stück – oder besser gesagt Kapitel für Kapitel – werden Story-Bausteine hinzugefügt, ehe, nun ja, alles irgendwie eskaliert und explodiert. So wird stetig neue Spannung aufgebaut und die Handlung vorangetrieben, die eigentlich nur wenige Tage umspannt. Wer eine Ewigkeit im Kryoschlaf lag, hat halt keine Zeit für halbe Sachen. Obwohl Carl eigentlich keine andere Wahl blieb. Denn schließlich bringt er das Regime von Kallisto-Chef Chan Hoa-Yang gegen sich auf, der alles daran setzt, dass Carl weder seine Geheimnisse erfährt noch ausplaudert. 

Carl an die Seite gestellt ist Berenice, seine Chefin und später unfreiwillige Komplizin seines Vorhabens, die einen Hang zum Alkoholismus aufweist. Gut, so toll sind die Lebens- und Arbeitsbedingungen mitten im Weltraum ja nun auch nicht, wer soll ihr das verdenken? Berenice selbst ist als Charakter eine starke Co-Protagonistin, ohne die alles zügig in die Binsen gegangen wäre. Ihr Sachverstand und ihre Art bringen das Zutrittsmechaniker*innen-Duo in ein sich komplementierendes Gleichgewicht aus Aktionismus, Weitsicht und Charme. Wobei sich gerade Carl im Verlauf des Buches vom nervösen Normalo zu einem abgefuckten Tausendsassa entwickelt. Eine schnelle Charakterentwicklung, die in Anbetracht der sich überschlagenden Ereignisse aber verschmerzbar ist.  

Fazit 

Ryan Rockwell schafft mit seinem Hard-Science-Fiction-Roman Kallistos Erbe eine bildreiche Welt, in der – ganz in Thriller-Manier – immer neue, der Story hinzugefügte Sachverhalte Spannung kreieren und die schließlich in Fasson eines Action-Movies gipfelt. Hier wird nicht nur das Leben auf einer neuen Welt, also dem Mond Kallisto, betrachtet und beschrieben, sondern dies noch mit einer persönlichen Story verknüpft, die eine ereignisreiche Welle an Geschehnissen auslöst. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir mehr Ausführungen gewünscht, an anderen Stellen weniger, doch rundum ist es ein spannendes Buch, das eine nicht so ferne Zukunft durchaus vorstellbar zeichnen kann.  

Das Schöne am Ende von Kallistos Erbe? Es geht direkt mit Teil 2, Kallistos Bestimmung, weiter. Als Freundin des gedruckten Buches muss ich hier aber leider noch warten, denn die Fortsetzung gibt es (zumindest aktuell) nur als eBook. 

 

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